"November": Als ein Terroranschlag die Welt erschütterte

Deutschland - Atemloser Thriller! "November" läuft am 20. Oktober in den deutschen Kinos an und reißt mit einer spannungsgeladenen Atmosphäre sowie einem angemessen hohen Erzähltempo mit. Die TAG24-Filmkritik.

SDAT-Agent Fred (Jean Dujardin, 50, l.) wird wie alle anderen von den Angriffen überrascht und muss fortan schnell handeln.
SDAT-Agent Fred (Jean Dujardin, 50, l.) wird wie alle anderen von den Angriffen überrascht und muss fortan schnell handeln.  © PR/StudioCanal

Der 13. November 2015 ging als trauriger Tag in die Geschichte ein. Während ein Großteil der Franzosen das Fußball-Länderspiel zwischen ihrer Equipe Tricolore und Deutschland (2:0) im Stade de France verfolgte, schlitterte Paris in den Ausnahmezustand.

Terroristen griffen an mehreren Orten an, Bomben explodierten in der Nähe der Arena, Attentäter eröffneten im 10. Arrondissement (Stadtbezirk) in der Rue Bichat und im 11. Arrondissement in der Rue de la Fontaine-au-Roi aus Autos heraus wahllos das Feuer. 131 Menschen starben, 494 wurden verletzt, Tausende standen unter Schock.

Die Mitarbeitenden der Anti-Terroreinheit sind durch diese Vorfälle alarmiert, versammeln sich in der Zentrale, wo SDAT-Agent Fred (Jean Dujardin, 50) das Geschehen mit der Unterstützung von Heloise (Sandrine Kiberlain, 54), Marco (Jeremie Renier, 41), Capitaine Ines Moreau (Anais Demoustier, 35) und vielen weiteren Spezialisten koordiniert. Bald gibt es erste Verhaftungen.

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Etwa einen Waffenverkäufer, der bei der Befragung durch Fred und Heloise den drastischen Satz sagt: "Am Freitag hätte die Armee Napalm über alle Vorstädte werfen sollen." Dass es dabei unzählige unschuldige Opfer gegeben hätte, interessiert den Mann nicht. Wenig später bekommen die Beamten von Samia Khelouf (Lyna Khoudri, 30), die in einer der Banlieues lebt, einen wichtigen Hinweis auf die Drahtzieher der Anschläge und heften sich an deren Spur ...

Deutscher Trailer zu "November" mit Jean Dujardin, Sandrine Kiberlain, Jeremie Renier und Lyna Khoudri

Originaltrailer zu "November" von Cedric Jimenez mit Jean Dujardin und Anais Demoustier

"November" ist ein rasanter Film mit einer erstklassigen Spannungskurve geworden

Marco (Jeremie Renier, 41) und Fred (Jean Dujardin, 50) gehören zu den Ermittlungsleitern. Sie setzen alles daran, um die IS-Attentäter schnellstmöglich ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen.
Marco (Jeremie Renier, 41) und Fred (Jean Dujardin, 50) gehören zu den Ermittlungsleitern. Sie setzen alles daran, um die IS-Attentäter schnellstmöglich ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen.  © PR/StudioCanal

Diese Geschichte hat Cedric Jimenez (46, "Der Unbestechliche - Mörderisches Marseille", "Die Macht des Bösen", "BAC Nord") klasse umgesetzt.

Dem französischen Regisseur und Drehbuchautor ist ein fesselnder Thriller gelungen, der von Anfang bis Ende mitreißt, weil er das Publikum direkt in die brisante, auf wahren Begebenheiten beruhende, aber fiktiv gestaltete Story hineinzieht.

Das liegt am angemessen hohen Erzähltempo und der exzellenten Spannungskurve, die zu keiner Sekunde erkennbar abfällt.

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Sie hat zur Folge, dass man die gesamten 107 Minuten gebannt verfolgt. Denn Jimenez und seine Crew haben die Erzählung komprimiert und konzentrieren sich auf die schwierige Arbeit der Anti-Terroreinheit, deren Vorgehensweise einem in der Zentrale und bei Einsätzen vor Ort näher gebracht wird.

Wer die handelnden Figuren allerdings sind und welche Hintergründe sie haben, bleibt aufgrund der Machart im Argen. Das stört jedoch nur geringfügig, weil der Thriller diesen Aspekt gar nicht beleuchten will. Das dürfte zwar nicht jedem gefallen, doch die Herangehensweise der Filmemachenden ist sehr effektiv.

Schließlich wird den Zuschauenden ein rasanter Thriller mit höchstem Unterhaltungswert geboten, der kurzweilig daherkommt und zum Nachdenken über den Zustand der Welt sowie all ihrer Verdorbenheit und verschiedensten (religiösen sowie politischen) Strömungen anregt.

Fred (Jean Dujardin, 50, l.) und Heloise (Sandrine Kiberlain, 54) befragen verhaftete Terrorverdächtige mit Nachdruck.
Fred (Jean Dujardin, 50, l.) und Heloise (Sandrine Kiberlain, 54) befragen verhaftete Terrorverdächtige mit Nachdruck.  © PR/StudioCanal
Capitaine Ines Moreau (Anais Demoustier, 35) arbeitet mit großem Einsatz und will die Attentäter unbedingt fangen.
Capitaine Ines Moreau (Anais Demoustier, 35) arbeitet mit großem Einsatz und will die Attentäter unbedingt fangen.  © PR/StudioCanal

"November" kratzt zwar nur an der Oberfläche, ist aber kurzweilig und atmosphärisch dicht

Samia (Lyna Khoudri, 30) spielt bei den Ermittlungen eine wichtige Rolle.
Samia (Lyna Khoudri, 30) spielt bei den Ermittlungen eine wichtige Rolle.  © PR/StudioCanal

Daran haben auch die Schauspielenden ihren Anteil. "Oscar"-Preisträger Dujardin ("The Artist", "Intrige", "The Wolf of Wall Street") verleiht seinem Charakter mehr Substanz und Vielschichtigkeit, als es viele andere vermocht hätten. Auch Kiberlain ("Schmetterlinge im Ohr"), Demoustier ("Sweet Evil") und ganz besonders die wandelbare Khoudri ("Papicha - Der Traum von Freiheit") tragen mit ihren sehr guten Leistungen zum Gelingen von "November" bei.

Die dynamische Kameraführung, die stimmungsvollen Locations, die treibende, sich im Hintergrund haltende Musikuntermalung, die Ausstattung und speziell der erstklassige Schnitt sind weitere Stärken dieses interessanten Genrewerkes.

Allerdings ist der Thriller kein Film, der einem nach dem Ansehen lange im Gedächtnis bleibt, dafür greift er durch seine Machart nicht tief genug. Denn Begründungen für die Vorgehensweisen der Figuren sucht man weitgehend vergeblich. Wer allerdings einen actionreichen, fesselnden Kinoabend erleben möchte, den wird das vermutlich nicht stören.

Die schwer bewaffnete Anti-Terroreinheit heftet sich an die Fersen der Attentäter.
Die schwer bewaffnete Anti-Terroreinheit heftet sich an die Fersen der Attentäter.  © PR/StudioCanal

Zusammengenommen ist "November" eine gelungene Aufarbeitung der grausamen Ereignisse vom 13. November 2015 geworden, die einen eigenen Standpunkt einnimmt, sich glücklicherweise auf einige wenige Aspekte konzentriert, mit viel Spannung und einem starken Ensemble aufwartet. Dass der Thriller dabei oberflächlich bleibt, stört ein wenig, aber erst im Nachgang. Trotz dieser Schwäche insgesamt sehenswert!

Titelfoto: PR/StudioCanal

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