"Irgendwann werden wir uns alles erzählen": Film über eine ungleiche Liebe nach der Wende
Berlin - Eine Amour Fou als Spiegel der Schwierigkeiten im Osten Deutschlands kurz nach dem Mauerfall. Regisseurin Emily Atef (49) hat sich mit der Bestseller-Verfilmung "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" viel vorgenommen.
Der Film führt ins irgendwo auf das ostdeutsche Land im Sommer nach dem Mauerfall: Die 18-jährige Maria (Marlene Burow, 23) flüchtet sich in eine von hemmungslosem sexuellen Begehren geprägte Liebe zu dem 22 Jahre älteren Bauern Henner (Felix Kramer, 50). Doch er kann ihr Verlangen auf Dauer nicht stillen. Es kommt zu einer Katastrophe.
Die Berliner Regisseurin Emily Atef hat sich mit der Verfilmung des 2011 erschienenen Bestsellers von Autorin Daniela Krien viel vorgenommen. Die Geschichte einer von sexueller Gier dominierten Lovestory soll die Probleme im Osten Deutschlands in der sogenannten Wendezeit spiegeln. Dem Roman gelingt das mit einer erzählerischen Dichte, die dem Film fehlt.
Nicht allein das belastet die Kinoversion. Gravierend ist auch, dass Maria im Buch erst 16 ist. Das sorgt für enorme Spannung. Die Veränderung ihres Alters auf im Film zunächst 18 und am Ende 19 Jahre nimmt dem Stoff viel Brisanz und beschädigt die Figur. Denn sie handelt nicht wie eine Erwachsene, sondern kindlich-trotzig. Das ist unglaubwürdig.
Die lastende Schwüle des Sommers wird in opulenten Bildern spürbar. Das ist für Momente wirkungsvoll. Doch auf Dauer drängt sich die simple Frage auf, warum Maria nicht längst das Weite gesucht hat.
Der Film, der am 13. April in die deutschen Kinos kommt, gibt keine Antwort. Er verrät auch nicht, wieso sie ausgerechnet Henner begehrt.
"Irgendwann werden wir uns alles erzählen": Film erzählt auch vom Ende des Sozialismus in der DDR
Das zunächst alle Vernunft ausblendende körperliche Miteinander des Paares zeigt Regisseurin Emily Atef kraftvoll.
Wobei es Felix Kramer mit ausdrucksstarker Mimik sogar gelingt, neugierig auf die Geschichte Henners zu machen. Leider wird die Neugier nicht befriedigt.
Am Rande gibt es Momentaufnahmen vom komplizierten Leben im Osten Deutschlands nach dem Zusammenbruch des Honeckerschen Sozialismus. Betriebe verschwinden, Arbeitslosigkeit grassiert, der Alkoholmissbrauch steigt an, Hoffnungslosigkeit macht sich breit.
Die wenigen, aber gelungenen Skizzen sozialer und psychologischer Folgen der politischen Ereignisse des Herbstes 1989 für viele Menschen in der nun nicht mehr existierenden DDR machen den Film bemerkenswert. Sie prägen sich stärker ein als die im Zentrum stehende Liebesgeschichte.
Als künstlerisches Zeugnis der jüngsten deutschen Vergangenheit bietet der Film also durchaus einige Denkanstöße.
Titelfoto: Pandora Film/dpa