"I Am Zlatan": Ibrahimovic ein "fauler Söldner"?
Deutschland - Ein Spielfilm über einen Fußball-Giganten! "I Am Zlatan" lief am 19. Mai in den deutschen Kinos an, ist seit dem 25. August digital verfügbar und ab dem 1. September auch auf Blu-ray sowie DVD zu erhältlich. Das Biopic überzeugt mit tiefgehenden Einblicken in die Kindheit, Jugend und Frühphase der Karriere von Ibrahimovic. Lest hier noch mal die TAG24-Kritik zum Start in den Lichtspielhäusern.
Zu Beginn läuft Zlatan Ibrahimovic (Dominic Andersson Bajraktati/Granit Rushiti, 22) mit seinen Mannschaftskameraden von Ajax Amsterdam zum Training unter Coach Ronald Koeman (Gijs Naber, 41), der nicht gut auf "Ibrakadabra" zu sprechen ist: "Komm schon, du bewegst dich wie eine Schnecke", schnauzt er den Angreifer an.
Da dessen Leistung nicht besser wird, schickt ihn die niederländische Fußball-Legende nach Hause. Enttäuscht fährt der Stürmer in seinem Porsche Carrera zu seinem Haus und schaut dort alleine fern. Er wird in einer Sportsendung wegen enttäuschender Leistungen als "fauler Söldner" bezeichnet.
Dabei hat er zu diesem Zeitpunkt schon einen langen Weg hinter sich. Er wuchs mit seiner Mutter Jurka Gravic (Merima Dizdarevic), seiner Schwester Sanela (Selma Mesanovic/Linda Haziri), seinem Vater Sefik (Cedomir Glisovic) und einem jüngeren Bruder in Rosengard auf, dem Problemviertel von Malmö. Hier musste er sich auf den Bolzplätzen, in der Schule und im Verein beim FBK Balkan behaupten.
Er machte mit seinen Kumpels Mist, warf etwa eine bengalische Fackel auf ein Haus, klaute Panini-Bilder und alleine auch Fahrräder. Doch er liebte den Fußball von früh an und hatte immer das Ziel, Profi zu werden. Probleme mit Teamkollegen, Trainern und Lehrern in der Schule sorgten jedoch dafür, dass seine Karriere am Scheideweg stand...
Deutscher Trailer zu "I Am Zlatan" mit Granit Rushiti, Dominic Andersson Bajraktati und Gijs Naber
"I Am Zlatan" ist ein interessantes Biopic geworden
Diese Geschichte hat Jens Sjögren (45, "Viel Glück, und passt auf euch auf") gelungen umgesetzt. Dem schwedischen Regisseur ist ein interessantes Biopic gelungen, das auf der Autobiografie (2011) des Fußball-Weltstars beruht und hintergründige Einblicke gewährt.
Durch sie versteht man die Beweggründe und Verhaltensweisen des auch mit 40 Jahren noch immer für den AC Mailand aktiven Angreifers besser. Denn er musste früh lernen, sich nach oben zu kämpfen und an sich selbst zu glauben.
Das macht der Film in den vielen Familienszenen deutlich. So waren seine Mutter und sein Vater zwar keine Rabeneltern, trennten sich aber und hatten auch sonst einige Probleme. Bei Dad Sefik stand beispielsweise oft der Kühlschrank leer.
Doch obwohl die Story aus Zlatans Sicht erzählt wird, haben auch die anderen Figuren Substanz, weil sie ambivalent mit Stärken und Schwächen dargestellt werden. Das ist die größte Qualität von "I Am Zlatan", denn dadurch kann man sich besser in die Protagonisten sowie Protagonistinnen hineinversetzen und auch emotional mit ihnen mitgehen.
Trotzdem ist das Biopic kein Meisterwerk geworden. Denn ausgerechnet in den gestellten Sportszenen schwächelt es mit schnellen Umschnitten und Kameraperspektivwechseln. Wer regelmäßig Fußball schaut, wird hier einige Ungereimtheiten bemerken, die den Film aber zum Glück nur ein paar Prozentpunkte Atmosphäre kosten.
Schwedischer Originaltrailer zu "Jag Är Zlatan" mit Merima Dizdarevic und Cedomir Glisovic
Granit Rushiti spielte wie Zlatan Ibrahimovic in der Jugend von Malmö FF
Die ist ansonsten sehr dicht, was am guten Drehbuch, den treffenden Dialogen und vor allem der exzellenten Milieu- bzw. Sozialstudie liegt, die aus dem Drama mehr macht als ein reines Biopic.
Darüber hinaus wirkt es authentisch, was auch mit Rushiti zusammenhängt. Der ist selbst ein durchaus talentierter Kicker und spielte wie Ibrahimovic in der Jugend von Malmö FF.
Das ist auch in einigen Sequenzen zu sehen. Ohnehin ist er derjenige, der am meisten beeindruckt, weil er die Aura seines realen Vorbilds erstaunlich gut einfängt, herüberbringt und Ibrahimovic mimisch ebenfalls glaubwürdig verkörpert.
Obwohl weder er noch Andersson Bajraktati "Ibrakadabra" wirklich ähnlich sehen, kauft man ihnen ihre Rollen ab, weil sie sie auf ihre jeweils eigene Weise unverfälscht darstellen. Zudem verfügt der Film mit Naber ("Die Geschichte meiner Frau") über einen international bekannten Schauspieler, der zwar nur einen kleinen Part hat, in dem aber überzeugt.
Auch die Kostüme, Frisuren, Ausstattung und Locations sind Pluspunkte. Der Schnitt ist für Nichtinsider durchaus kompliziert, weil er zwischen zwei Zeitebenen - Zlatan als Junge und junger Erwachsener - hin und herspringt, was nicht immer nötig gewesen wäre. Dennoch kann man der Handlung gut folgen und wird vermutlich nicht nur als Fußballfan von ihr mitgerissen.
Zusammengenommen ist "I Am Zlatan" ein gutes und interessantes Biopic geworden, durch das man mehr über den Menschen Ibrahimovic und seinen Hintergrund erfährt. Da kann man über kleinere Schwächen locker hinwegsehen. Nicht nur für Fußballfans einen Blick wert!
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