"Greenland": Pärchen wirft Frau aus Auto und entführt kranken Jungen!
Deutschland - Der Weltuntergang ist nah! Im Science-Fiction-Action-Reißer "Greenland", der am 22. Oktober in den deutschen Kinos anläuft, rast ein Komet auf die Erde zu.
Anfangs freuen sich die Menschen um John Garrity (Gerard Butler) und dessen Sohn Nathan (Roger Dale Floyd) noch über dieses außergewöhnliche Ereignis. Mit Johns Frau und Nathans Mutter Allison Rose (Morena Baccarin) schauen sie sich gemeinsam mit einigen Freunden den Countdown im Fernsehen an.
Kurz nach dem ersten Einschlag kommt es jedoch zu einer gewaltigen Schockwelle, die selbst in 1500 Kilometer Entfernung noch zu spüren ist. Nun ändert sich die Stimmungslage schnell. Im TV werden verstörende Bilder gezeigt, die belegen, dass eine ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Diese Wucht überrascht alle.
Denn "Clarke", wie der Komet heißt, war erst wenige Wochen zuvor entdeckt worden, tauchte aus einem anderen Sonnensystem aus dem Nichts auf und hat einen so langen Schweif, dass selbst Astronomen sein Ende nicht sehen können.
Die drohende Apokalypse führt zu einer Massenpanik. Die Garritys zählen aufgrund von Johns Job als Bauingenieur zu den Auserwählten, die in Schutzbunkern untergebracht und gerettet werden sollen. Als sie jedoch an der US-Militärbasis ankommen und ausgeflogen werden sollen, wird es dramatisch. Menschen, die keinen entsprechenden Nachweis haben, stürmen bewaffnet das Gelände. Da John, Allison und Nathan sich zuvor getrennt haben, finden sie sich in diesem Chaos nicht wieder.
Nathan leidet unter Diabetes und braucht dringend Medikamente, die seine Mutter und er aus einer Apotheke holen, die gerade geplündert wird. Sie springen auf der Flucht vor Bewaffneten zu einem Pärchen ins Auto. Ein großer Fehler! Denn der Mann wirft Allison brutal aus dem Auto, klaut ihr Armband und entführt Nathan, um sich und seine Frau zu retten. Nun müssen John und sie alles daran setzen, ihren Sohn in dieser wahnsinnigen Welt wiederzufinden.
Deutscher Trailer zu "Greenland" mit Gerard Butler und Morena Baccarin
"Greenland" ist spannend, hat aber hinsichtlich der Dramaturgie und Logik erkennbare Schwächen
Diese Geschichte hat der erfahrene Ric Roman Waugh ("Felon", "Snitch - Ein riskanter Deal", "Shot Caller", "Angel Has Fallen") durchwachsen umgesetzt.
Dem langjährigen Stuntman ist ein spannender und unterhaltsamer Action-Kracher gelungen, der dank seines hohen Tempos nie langweilt, andererseits aber sehr, sehr dick aufträgt und viele Klischees bedient. Man merkt schon nach wenigen Augenblicken, dass er anspruchslos und für die breite Masse konzipiert ist.
Mehr als ein zweitklassiges Werk ist "Greenland" aufgrund seiner holprigen Dramaturgie, klaffenden Logiklöcher und eben jener Überfrachtung nämlich nicht geworden. Hier muss immer noch eine Ungereimtheit draufgesetzt werden. Es reicht nicht, dass ein Komet auf der Erde einschlägt und die Menschen egoistisch sind. Nein, auch die Kindesentführung ist noch nicht der Höhepunkt.
Das führt zu Glaubwürdigkeitsproblemen.
Ja, selbst bei solch einem Blockbuster und dessen filmeigener Stringenz, bei der man bekanntlich Abstriche machen muss. Diese Schwächen sind frustrierend, weil die Ausgangslage - gerade in der heutigen Zeit - neugierig macht und bei einer etwas subtileren, ausgewogeneren und intelligenteren Herangehensweise deutlich mehr Potenzial gehabt hätte.
Stattdessen wird zwar viel Wert auf die universellen Themen Familie und Zusammenhalt gelegt, weshalb die Grundmotive der Charaktere zwar nachvollziehbar sind, sie aber komplett oberflächlich bleiben. So erfährt man erst in der Mitte des 120 Minuten langen Filmes durch einen Nebensatz, dass John eine Affäre hatte. Mit wem: völlig irrelevant für die Macher!
"Greenland" sorgt trotz der Negativpunkte für eine atmosphärische Endzeitstimmung
Schon zu Beginn ist offensichtlich, dass es zwischen ihm und Allison Beziehungsprobleme gibt, beleuchtet werden jene zu diesem Zeitpunkt allerdings überhaupt nicht, was ein bezeichnendes Beispiel dafür ist, worauf der Genremix seinen Fokus legt: auf die krassen Sachen!
Explosionen, Mord, Schießereien, Flugzeugabstürze, Kometeneinschläge - hier kracht es in schöner Regelmäßigkeit gewaltig!
Dabei gibt es dank Kameraführung, Locations und Spezialeffekten in Verbindung mit der treibenden Musikuntermalung und einigen humorvollen Dialogen einige atmosphärische Endzeit-Sequenzen zu bestaunen. Phasenweise sind die Einstellungen in Nahaufnahmen dann aber zu unruhig und die CGI-Effekte auf den ersten Blick als solche auszumachen.
Immerhin überzeugt Butler ("300", "P.S. Ich liebe dich", "Hunter Killer") als kerniger Hauptdarsteller durchgehend. Dennoch müssen er und der Rest des Casts natürlich keine Glanzleistungen vollbringen. Sie alle sind aber körperlich mit vollen Einsatz bei der Sache. Unterstützt werden sie durch die ausdrucksstarke und professionelle deutsche Synchronfassung.
Wer mal wieder Lust auf ein inhaltsleeres Action-Feuerwerk mit spannender Aufmachung auf der großen Leinwand hat, der ist hier an der richtigen Stelle. Wenn man über die erwähnten Schwächen hinwegsehen kann, ist "Greenland" durchaus einen Blick wert.
Titelfoto: PR/TOBIS Film GmbH