"Eine größere Welt": Krasse Reise in die Mongolei zur Trauerverarbeitung

Deutschland - Starkes Drama! Der französische Film "Eine größere Welt" läuft am 9. Juli in den deutschen Kinos an und stellt das universelle Thema Trauerverarbeitung in den Mittelpunkt.

Corine Sombrun (Cécile de France) muss lernen, mit dem Tod ihres Partners umzugehen.
Corine Sombrun (Cécile de France) muss lernen, mit dem Tod ihres Partners umzugehen.  © PR/2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

Denn Corine Sombrun (Cécile de France) vermisst ihren Freund. Sie denkt an die schönen gemeinsamen Zeiten mit ihm zurück, kuschelt sich in eine Jacke von ihm und vermisst ihn. Er verstarb nämlich vor einiger Zeit. 

Erst das mehrfache Klingeln ihrer besorgten Schwester Louise (Ludivine Sagnier) reißt sie aus ihren Tagträumen. 

Corine fährt wenig später zur Arbeit in ein Musikstudio, ist aber auch hier nicht ganz bei der Sache und vergisst, einen Song aufzunehmen. Anschließend weint sie bittere Tränen.

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Ihr Kollege erkennt: Sie muss einfach mal raus aus ihrem Alltag und etwas anderes sehen! So bietet er ihr an, für eine Doku-Reihe eine Geräuschkulisse vor Ort aufzunehmen. Sie hat mehrere Wahlmöglichkeiten und entscheidet sich für die Mongolei.

Dort hat sie Hilfe von einer Dolmetscherin und darf nach freundlichem Austausch eine Zeremonie der Schamanin Oyun (Tserendarizav Dashnyam) aufnehmen. Dabei geschieht jedoch etwas Merkwürdiges. 

Corine verfällt in Trance und entdeckt "eine größere Welt". Die Schamanin erkennt, dass diese seltene Gabe von ihr ausgebildet werden muss. Doch Corine zögert und kehrt erst einmal nach Frankreich zurück. Dort lassen sie die Erlebnisse in der Mongolei aber nicht los, weshalb sie dann doch für eine spirituelle Reise zurückkehrt...

Deutscher Trailer zu "Eine größere Welt" mit Cécile de France

"Eine größere Welt" ist auch dank Cécile de France ein Drama mit Tiefgang

Corine (l., Cécile de France) läuft mit Schamanin Oyun (M., Tserendarizav Dashnyam) und Dolmetscherin Naraa (Narantsetseg Dash) durch die endlose Weite der Mongolei.
Corine (l., Cécile de France) läuft mit Schamanin Oyun (M., Tserendarizav Dashnyam) und Dolmetscherin Naraa (Narantsetseg Dash) durch die endlose Weite der Mongolei.  © PR/2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

Diese Geschichte hat Regisseurin Fabienne Berthaud ("Sky: Der Himmel in mir", "Barfuß auf Nacktschnecken") klasse umgesetzt.

Ihr ist ein hintergründiger Film über eine Frau gelungen, die auf ihre ganz eigene Weise versucht, mit ihrer tiefsitzenden Trauer umzugehen. 

Mit viel Sensibilität stellt sie ihre Hauptfigur dar und entwickelt diese gekonnt, weshalb es gerade für Cineasten einige bewegende storytechnische Höhepunkte gibt.

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Denn als Zuschauer kann man sich mit Corine, ihren Entscheidungen und Motiven anfreunden, obwohl nicht alles glasklar gezeichnet- und einiges Interpretationssache ist.

Dennoch wird man emotional mitgerissen. Entscheidenden Anteil daran hat die herausragende de France ("The Young Pope", "Herafter - Das Leben danach", "Die Möbius-Affäre"), die ihrer Figur Substanz verleiht und diese erdet. Neben ihrer mimischen Ausdrucksstärke und ihrer Vielseitigkeit ist das ein wichtiger Punkt dafür, dass "Eine größere Welt" funktioniert.

Ihr und dem Film kommt dabei das ausbalancierte Drehbuch zugute. Dadurch gelingt der Spagat, das Drama nicht in übertrieben esoterische Bereiche abdriften zu lassen. Stattdessen fokussiert er sich auf Corines Innenleben und die im positiven Sinne eigenwilligen Bräuche der Mongolen. Weltoffene, neugierige und tolerante Menschen kommen hier auf ihre Kosten.

Corine (Cécile de France) ist in der Mongolei auf der spirituellen Suche nach dem Sinn ihres Lebens.
Corine (Cécile de France) ist in der Mongolei auf der spirituellen Suche nach dem Sinn ihres Lebens.  © PR/2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

"Eine größere Welt" besticht mit hochwertigen cineastischen Aufnahmen

Corine (l., Cécile de France) wird von der Schamanin Oyun (Tserendarizav Dashnyam) angeleitet und ausgebildet.
Corine (l., Cécile de France) wird von der Schamanin Oyun (Tserendarizav Dashnyam) angeleitet und ausgebildet.  © PR/2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

Zusätzlich interessant ist Berthauds Werk auch deshalb, weil Sombrun eine real existierende Frau ist, die laut Aussage der Regisseurin im Presseheft auch "stark in die Dreharbeiten involviert" und "die Seele des Films" war.

Auf ihrem Buch "Mein Leben mit den Schamanen" beruht er nämlich. Dass Sombrun involviert war, erkennt man daran, dass de France und Berthaud viele Details in ihr Spiel und einzelne Szenen einarbeiten konnten, sodass sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild der Hauptprotagonistin ergibt.

Dass auch der Film trotz kleinerer Längen eine hohe Qualität hat, liegt auch an den exotischen Locations. Denn gedreht wurde unter anderem vor Ort in der Mongolei. Die Orte werden von der ruhigen Kameraführung mit weiten Einstellungen eingefangen, sodass sich herrliche cineastische Bilder ergeben.

Auch die erstklassigen und für die Geschichte sehr wichtigen Kostüme, die atmosphärische Musikuntermalung und die ausgefeilten Dialoge überzeugen. 

Deshalb ist "Eine größere Welt" ein sehenswertes und vielschichtiges Drama geworden, das mit de France auch noch über eine starke Hauptdarstellerin verfügt.

Titelfoto: PR/2019 Haut et Court, 3x7 Productions, Tel France, Scope Pictures

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