"Drei Tage und ein Leben": Kleiner Junge (6) verschwindet nach grausamem Unfall im Wald!
Deutschland - Spannung von Anfang bis Ende! Der französische Krimi-Thriller "Drei Tage und ein Leben" läuft am 3. September in den deutschen Kinos an und reißt mit einer Geschichte um zwei schreckliche Unfälle mit.
Im Mittelpunkt steht dabei der junge Antoine (Jeremy Senez), der im kleinen Dorf Olloy, das in den Belgischen Ardennen liegt, beliebt ist. Doch Ende Dezember 1999 kommt es zu gleich zwei Vorfällen, die sein Leben für immer verändern.
Nachdem er seine Nachbarin Emilie Desmedt (Pauline Sakellaridis) mit einem anderen Jugendlichen knutschen sieht, ist er extrem aufgebracht. Wütend läuft er gemeinsam mit deren Familienhund Odysseus nach Hause. Dieser nervt ihn, weshalb Antoine den Ball, den der Hund gerne haben möchte, unachtsam nach hinten auf die Straße wirft, wo ein Auto angerauscht kommt und das arme Tier voll erwischt.
Da es noch lebt, holt dessen Besitzer Michel Desmedt (Charles Berling) kurzerhand sein Gewehr aus dem Haus und erlöst es auf offener Straße vor den Augen des schockierten Fahrers, einer Nachbarin und Antoine von seinem Leid. Letzterer ist verstört, denn er weiß: Er hat diesen Unfall ungewollt ausgelöst.
Doch es kommt noch schlimmer. Antoine weiß nicht, wo er mit seinen Gefühlen hin soll und geht zu seinem versteckten Spielplatz im Wald, um allein zu sein. Dort sucht ihn aber der sechsjährige Remí Desmedt (Léo Lévy) auf, mit dem er sich eigentlich gut versteht. Allerdings ist Antoine außer sich und zerstört seine Hütte. Remí spricht ihn an - was sich als verhängnisvoller Fehler erweist.
Antoine wirft einen Ast nach dem arglosen und völlig überraschten Jungen, den er voll am Kopf trifft, sodass dieser unkontrolliert auf einen Stein fällt und augenblicklich tot ist. Antoine ist zutiefst entsetzt. Was hat er nur getan? Er wird panisch, versteckt Remís Leiche in einer Felsspalte und hofft insgeheim, dass die groß angelegte Suchaktion keinen Erfolg hat...
Deutscher Trailer zu "Drei Tage und ein Leben" mit Sandrine Bonnaire und Charles Berling
"Drei Tage und ein Leben" nimmt sich komplexe Themen vor und stellt diese klasse dar
Diese beiden großen Zufälle könnten von einigen Zuschauern durchaus als zu konstruiert eingeordnet werden, was wiederum ein Glaubwürdigkeitsproblem zur Folge haben könnte. Allerdings kann man diese entscheidenden Sequenzen in der filmeigenen Logik auch noch als realistisch ansehen.
Wem das gelingt, der wird von Nicolas Boukhrief ("Made in France - Im Namen des Terrors") mit einem Ausnahmethriller belohnt, der völlig zu Recht in die Kinos kommt.
Der Regisseur setzt den bekannten und gleichnamigen Roman des preisgekrönten Autors Pierre Lemaitre brillant als eigenständiges Werk mit Tiefgang und vielen subtilen Anklängen für die große Leinwand um. In ihm geht es vorwiegend um das universelle Thema Schuld.
Was passiert mit einem Jungen, der einen Unfall mit Todesfolge nicht nur für sich behält, sondern seine Spuren aus Angst vor dem verwischt, was kommen könnte? Was hat ihn überhaupt dazu gebracht, so zu handeln?
Denn diese folgenschwere Entscheidung hat nicht nur auf sein eigenes Leben große Auswirkungen, sondern auch auf das mehrerer anderer Personen. In diesem vertrackten Konstrukt geht es auch um die Grauzonen der Moral und Ethik. Wie hätte man selbst in so einer Ausnahmesituation reagiert? Gibt es in diesem Fall überhaupt so etwas wie richtig oder falsch?
"Drei Tage und ein Leben" ist eine meisterliche Charakterstudie
All diese und noch viele weitere Fragen behandelt und beantwortet der Film dank eines prächtigen Drehbuchs und ausgeklügelter Dialoge auf ganz eigene, erfrischende Art.
Zusätzlich kommt er kraftvoll daher, weshalb es über die gesamten 119 Minuten ein Genuss ist, der aufregenden Erzählung zu folgen.
Die gut konzipierte Handlung entfaltet durch den ausgeklügelten Spannungsbogen eine rohe Wucht, der man sich nicht entziehen kann und will.
Dazu muss man bei überraschenden Wendungen auf die Details achten. Boukhrief verstreut die Brotkrumen in seinem Werk nämlich geschickt, sodass er die Zuschauer immer wieder auch auf die falsche Fährte lockt, was den Nervenkitzel zusätzlich erhöht.
Dadurch und dank des ausgewogenen Erzähltempos spürt man die zweistündige Laufzeit überhaupt nicht. Im Gegenteil. Man wird als Zuschauer emotional auf einer tieferen Ebene abgeholt und mitgerissen. Einen wichtigen Anteil daran hat die exzellente Charakterdarstellung und -entwicklung. Nach und nach erfährt man immer mehr über die Figuren und ihre Beweggründe, sodass sich am Ende ein schlüssiges Bild ergibt.
Bezeichnend für die hohe Qualität in dieser Hinsicht ist schon die Anfangssequenz. Hier folgt man erst Antoine, der Emilie und Remí aus dem Nachbarhaus abholt und mit ihnen durch das Dorf spaziert. Dabei lernt man ganz nebenbei viele der später auftauchenden Protagonisten kennen.
"Drei Tage und ein Leben" ist gleichzeitig ein Epos und kurzweiliger Thriller
Diese werden auch in kurzen Szenen so gut und mit erkennbaren Eigenheiten dargestellt, dass man sie problemlos im Kopf behält und auch im späteren Verlauf zuordnen kann, was für den hohen künstlerischen Anspruch spricht. Der klug ausgewählte Cast trägt ebenfalls viel zur dichten Atmosphäre des Thrillers bei.
Hier weiß besonders der junge Senez zu überzeugen, der die innere Zerrissenheit seines Charakters auf beeindruckende Weise darstellt. Doch auch die anderen Schauspieler liefern sehr gute Performances ab.
All das und die ausbalancierte Handhabung sorgen dafür, dass die Story nicht überfrachtet daherkommt, sondern in sich stimmig wirkt. Man kann dem Geschehen mit all den vielen Einzelheiten problemlos folgen. So entsteht einerseits das Gefühl, einen wahren Epos zu sehen und andererseits einen sehr kurzweiligen Krimi anzugucken.
Dazu ist die Geschichte brisant, voller guter Beobachtungen aus dem täglichen Dorfleben und deshalb authentisch.
Interessant ist auch der Ansatz, das Publikum phasenweise mehr wissen zu lassen als viele der Protagonisten. Doch selbst hierbei darf man sich seiner Sache nie sicher sein, weil auch in diesem Punkt gekonnt Überraschungen eingebaut werden. All das hat zur Folge, dass eine neue, tiefer gehende Form der Spannung entsteht, weshalb "Drei Tage und ein Leben" einer der seltenen Filme ist, die man nicht vergisst.
"Drei Tage und ein Leben" ist auch in filmtechnischer Hinsicht ein Genuss
Er strömt durch seinen eigenen Stil eine enorme Faszination aus. Dafür tut Boukhrief mit seiner Crew aber auch sehr viel. Schon der Einstieg, als es in den nebelverhangenen, dadurch mystisch und zugleich bedrohlich wirkenden Wald geht, ist stark.
Eine ganz besondere Stellung nimmt hierbei die grandiose Kameraführung von Manuel Dacosse ("Gelobt sei Gott") ein, der mit seinen hochwertigen und abwechslungsreichen Aufnahmen voll cineastischer Schönheit viel zum Gelingen des Films beiträgt.
Er wählt in nahezu jedem Moment perfekte Einstellungen aus, die eindringlich sind und nachhallen - ganz große Klasse! Darüber hinaus setzt er auch die exzellent ausgesuchten Locations wunderbar in Szene.
Diese beiden Kategorien, die spannungsgeladene Musikuntermalung, die viel zur fesselnden Stimmung beiträgt und die Kostüme, die für die Entwicklung der Figuren eine entscheidende Rolle spielen, sind echte Highlights.
Deshalb ist "Drei Tage und ein Leben" ein zutiefst beeindruckender, hochspannender Krimi-Thriller geworden, der aufgrund seiner vielen Stärken und ganz eigenen Art der Auflösung zu den besten Filmen des Jahres zählt!
Titelfoto: PR/Atlas Film GmbH