"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" zeigt wahre Kraft der Liebe
Deutschland - Ein Roadmovie über die Kraft der Liebe! "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" läuft am 11. August in den deutschen Kinos an und überzeugt trotz kleinerer Schwächen. Die TAG24-Filmkritik.
Im Mittelpunkt steht Tom Harper (Timothy Spall, 65), der viele Jahrzehnte lang mit seiner Frau Mary (Phyllis Logan, 66) zusammen war. Doch ihre innige Liebe wird von ihrer unheilbaren Krebserkrankung erschüttert.
Als sie bei der Gartenarbeit stirbt, ist Tom zwar tief getroffen, hat aber ein Ziel vor Augen. Für seine Herzensdame nimmt er eine beschwerliche und rund 1300 Kilometer lange Reise vom nördlichsten Punkt Schottlands (John o' Groats) zum südlichsten Punkt Englands (Land's End) auf sich, die er minutiös durchgeplant hat.
Ewig viel Zeit hat der 90-Jährige für seine Busreisen jedoch nicht. Da ist jeder Rückschlag doppelt bitter - und von denen gibt es einige.
Ein angetrunkener Mann wird im Bus ausfällig, eine junge Frau klaut seinen Koffer und einmal verschläft er seine Ausstiegsstation.
Allerdings wird er durch seine guten Taten auf der Reise zu einer Social-Media-Sensation, weshalb ihm regelmäßig Leute helfen.
Doch auch auf sich gestellt lässt sich Tom nicht von seinem Ziel abbringen und kommt ihm stetig näher ...
Deutscher Trailer zu "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" mit Timothy Spall
"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" hat kleinere Schwächen
Diese Geschichte hat Gillies MacKinnon (74, "Pure") solide umgesetzt. Dem schottischen Regisseur ist ein gefühlvoller und zumindest phasenweise auch emotional mitreißender Film gelungen, der sein Potenzial allerdings nicht ausschöpft.
Das liegt vor allem an der zu kurzen Laufzeit von nur 86 Minuten und damit einhergehend dem Schnitt, dem mitunter die Balance fehlt. So sind einige Sequenzen ein wenig langatmig bzw. ereignisarm geraten, während in anderen Momenten die Details und dadurch der Tiefgang fehlen.
Das wiederum hat zur Folge, dass es sich das Drama teilweise unnötig schwer macht, weil es sich selbst immer wieder Nähe und Identifikationspotenzial klaut.
Doch der im Original weniger umständlich "The Last Bus" heißende Roadmovie verliert das Publikum nie ganz, weil er das Herz am rechten Fleck hat - ganz wie seine Hauptfigur. Immer wieder wird ethisch sowie moralisch wertvoll vorgegangen - und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, sondern glaubwürdig aus der jeweiligen Situation heraus.
Besonders der Charakter Tom Harper ist mit viel Fingerspitzengefühl und Klasse ausgeschrieben sowie inszeniert worden. Der altersweise Mann ist nahezu immer freundlich, höflich und geduldig, hilft anderen Menschen, wo er nur kann. Ob er als ehemaliger Mechaniker einen Motor repariert oder einem Mädchen eine Papierfigur bastelt, er ist von Grund auf sympathisch.
OmU-Trailer zu "The Last Bus" von Gillies MacKinnon mit Timothy Spall und Phyllis Logan
Timothy Spall spielt in "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" stark
Daran hat der exzellente Charakterdarsteller Spall (Wurmschwanz in "Harry Potter", "Spencer", "The King's Speech") entscheidenden Anteil.
Der 65-Jährige verkörpert seinen um 25 Jahre älteren Protagonisten auch hinsichtlich seiner Körpersprache authentisch. Mal gebrechlich und sehr langsam, dann wieder mit dem Aufblitzen früherer Fitness und geistiger Schärfe.
Auch mimisch zeigt er mit seiner Ausdrucksstärke, weshalb er zu den besten englischen Schauspielern gehört. Da er zudem die Seele seiner Figur erfasst hat und sie facettenreich darstellt, ist Spall der Hauptgrund, weshalb man den Film weitgehend gespannt verfolgt.
Er erlebt auf seiner Reise einiges, was Kameramann George Geddes in nahbaren Bildern einfängt und in Verbindung mit den abwechslungsreichen Locations für visuelle Abwechslung sorgt.
Durch all das kann sich die Kraft der Liebe, die der Kernaspekt des Feel-Good-Movies ist, hervorragend entfalten.
Zusammengenommen ist "Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" ein gutes und angenehm zu schauendes Drama mit einem exzellenten Spall geworden, das sich dank der schönen Landschaften auch auf der großen Leinwand lohnt.
Titelfoto: PR/capelight pictures