"Death of a Ladies' Man": Alkoholkranker hat verstörende Halluzinationen!
Deutschland - Nennt man das noch eine Midlife-Crisis? In "Death of a Ladies' Man", der am 7. April in den deutschen Kinos startet, kombiniert Regisseur Matt Bissonnette (56) ein Familiendrama mit verstörenden Halluzinationen. Wie gut ihm dieser eigenwillige Mix gelungen ist, lest Ihr in der TAG24-Filmkritik.
Am Anfang steht die Pointe eines allzu bekannten Witzes: Der alternde Montrealer College-Professor und Alkoholiker Samuel (Gabriel Byrne, 71) kommt früher als erwartet nach Hause, wo er seine deutlich jüngere Frau Linda (Carolina Bartczak, 36) mit ihrem Liebhaber im gemeinsamen Ehebett erwischt.
Samuels Empörung kann Linda nicht nachvollziehen, denn schließlich hat er sie schon viel öfter mit deutlich mehr Frauen auf genau die gleiche Art betrogen. Auch seine Ex-Frau Geneviève (Suzanne Clément, 52) und seine zwei erwachsenen Kinder zeigen sich wenig beeindruckt von den neuesten Entwicklungen, haben sie doch ohnehin ein eher lockeres Verhältnis zueinander.
Inmitten dieser Krise beginnt Samuel, verstörende Halluzinationen zu haben. Die Diagnose: ein inoperabler Hirntumor. Seiner Familie vertraut er sich nicht an, wohl aber seinem längst verstorbenen Vater (Brian Gleeson, 34), der plötzlich lebensecht in seiner Wohnung auftaucht.
Bald reisen die beiden nach Irland, wo Samuel in Ruhe schreiben und sich auf seine eigenen Anfänge in einer zerrütteten Familie zurückbesinnen möchte. Allerdings ist er nun mal ein waschechter "Ladies' Man", der sich auch hier in eine brandneue Liebe zur mysteriösen Charlotte (Jessica Paré, 41) stürzt. Währenddessen fragt sich seine Tochter Josée (Karelle Tremblay) zu Hause in Kanada immer mehr, warum ihr Vater so völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Schließlich bräuchte sie gerade ganz dringend seine Hilfe ...
Deutscher Trailer zu "Death of a Ladies' Man" mit Gabriel Byrne und Brian Gleeson
"Death of a Ladies' Man" punktet visuell, ist aber ansonsten recht halbgar geraten
Gabriel Byrne ("In Treatment", "Hereditary") verkörpert den alternden Frauenhelden Samuel auf charmante, aber auch verletzliche Weise. Bei dieser Leistung sieht man auch fast darüber weg, dass alkoholkranke, sexsüchtige College-Professoren und ihre persönlichen Krisen die Filmwelt schon bis zur Ermüdung bevölkern.
In dem Drama sollen zwar eigentlich die Beziehungen zwischen Samuel und seinen Liebsten im Zentrum stehen, aber genau die kommen durch den Fokus auf erstgenannten viel zu kurz. Teilweise liegt es daran, dass der Film versucht, zu viele Geschichten auf einmal zu erzählen - sei es nun der nahende Tod, die Krise seiner Tochter Josée, die neue Liebe zu Charlotte oder die schwierige Beziehung zu seinem verstorbenen Vater (Brian Gleeson, "Hellboy - Call of Darkness").
Vielleicht wäre der Regisseur besser bedient gewesen, den Vater-Sohn-Konflikt als inhaltlich starkes Thema noch deutlicher in den Vordergrund zu rücken und auf die kanadischen Nebenplots zu verzichten. Denn das Endprodukt wirkt wie ein halbgarer Kompromiss zwischen Komödie und Familiendrama, der an beiden Fronten die Zuschauer nur verwirrt und auch nach seinem überraschenden Ende gleichgültig zurücklässt.
Positiv bleiben einem Samuels Halluzinationen im Gedächtnis, die allerdings größtenteils im ersten Drittel zum Einsatz kommen und nur dann aufzutauchen scheinen, wenn der Plot sie braucht.
Originaltrailer zu "Death of a Ladies' Man" von Regisseur Matt Bissonnette
Leonard Cohen: Poetische Höhepunkte in "Death of a Ladies' Man"
Ein Highlight besteht zweifellos im Soundtrack, der sich größtenteils aus verschiedenen Songs vom kanadischen Singer-Songwriter Leonard Cohen (1934-2016) zusammensetzt.
Sieben Songs ziehen sich thematisch durch "Death of a Ladies' Man", kommentieren verschiedene Figurenkonflikte auf poetische Weise und sind geschickt in den Plot integriert.
Es ist nicht das erste Mal, dass Drehbuchautor und Regisseur Bissonnette ("Looking for Leonard") dem "Hallelujah"-Giganten als echter Fan seinen ehrlichen Tribut zollt.
So schaffen die Lieder schöne Glanzmomente im Film, der sich auch in puncto Kinematografie sehen lassen kann. Die Kostüme unterstreichen besonders Samuels Charakter und tragen zum verspielten Charme des Films bei.
"Death of a Ladies' Man" verliert sich zuweilen in zu vielen Nebenplots, ist aber vordergründig als Liebeserklärung an Leonard Cohen besonders für Fans durchaus sehenswert.
Titelfoto: Jonathon Cliff © 2020 DOALM Ontario Inc., Films DOALM Quebec Inc. and Port Pictures Ltd.