"Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" ist trotz Robert Downey Jr. ein Reinfall!
Deutschland - Ein Reinfall! Bei "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" von Regisseur Stephen Gaghan ("Syriana", Gold: Gier hat eine neue Farbe") ist vieles schiefgelaufen.
Der besondere Arzt John Dolittle (Robert Downey junior) kann mit Tieren sprechen. So schenkte er ihnen seine Tage, doch sein Herz gehörte der furchtlosen Forscherin Lily (Kasia Smutniak), mit der er rund um den Globus reiste und sich für Tiere einsetzte.
Eine Forschungsreise sollte alles verändern. Lily starb auf hoher See und Johns Herz ist seitdem gebrochen. Um nicht erneut so schwer verletzt zu werden, hat er die Tore seiner Landvilla, die ihm Queen Victoria (Jessie Buckley) schenkte, geschlossen und lässt keinen Menschen mehr an sich heran.
Doch ein Unfall führt zu einer unerwarteten Ereigniskette. Tommy Stubbins (Harry Collett) schießt versehentlich auf ein Eichhörnchen, verletzt es und betritt den großen Garten der Dolittle-Manor, in der es vor Tieren nur so wimmelt!
Zeitgleich taucht auch Lady Rose (Carmel Laniado) auf, weil die Queen schwer krank ist. Sie beide benötigen also Johns Hilfe, die er ihnen nach anfänglichem Zögern gewährt.
Er heilt das Eichhörnchen und begleitet Rose zu Victoria. Seine Diagnose: Sie wurde vergiftet! Deshalb begibt er sich anschließend gemeinsam mit seinen tierischen Gehilfen und Tommy auf eine Abenteuerreise, um das Gegengift zu finden ...
"Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" ist einer der schwächsten Filme des Jahres
Diese Geschichte hat Gaghan erschreckend schwach umgesetzt. Der "Oscar"-Gewinner liefert leider einen der schlechtesten Filme des Jahres ab.
Es mangelt seinem Werk nämlich in jederlei Hinsicht an Qualität. Das Drehbuch ist oberflächlich und niveaulos. Denn die ganze Rahmenhandlung hat man so oder so ähnlich schon Hunderte Male (besser) gesehen.
Dazu ist "Dolittle" erkennbar von der Stange produziert worden, was durchgehend zu spüren ist.
Darüber sollen die guten Werte, Moral und Botschaften zwar hinwegtäuschen, doch das führt nur dazu, dass der Film auf harmlose Weise schlecht- und zumindest für kleine Kinder annehmbar ist.
Ansonsten fehlt Gaghans Werk schlichtweg die Harmonie, es ist in sich einfach nicht stimmig. Das liegt auch an den Gags, die einige ansatzweise solide Szenen mit ihrem unsäglich niedrigen Niveau konterkarieren, sodass man sich stellenweise fremdschämen muss.
Ein Beispiel für die "Qualität" der Sprüche gibt Eisbär Yoshi, der sagt: "Ich habe eine Gänsehaut, aber mir ist gar nicht kalt." Autsch.
175 Millionen US-Dollar Budget: "Dolittle" dennoch voll billiger Spezialeffekte und Animationen
Leider ist der Humor auch von diesen vielen uninspirierten Albernheiten und dummen Sprüchen abgesehen unlustig.
Während der gesamten 102 Minuten kann man nicht ein einziges Mal lachen oder auch nur schmunzeln, weil "Dolittle" neben den unterklassigen und einfallslosen Dialogen auch noch jegliche Warmherzigkeit abgeht.
Deshalb strahlt so ein vergleichsweise simpler Familienfilm schon nach kurzer Zeit Langeweile aus und ist eine zähe und uninteressante Angelegenheit geworden, woran die entsetzlich billigen Spezialeffekte einen Löwenanteil haben.
Die Tierbewegungen sind nahezu durchgehend unrund, sie fügen sich allesamt nicht in den realen Hintergrund ein, was auch an der grässlichen Überbeleuchtung liegt, die einen geradezu anschreit: minderwertiger Computereffekt! Das wiederum beeinträchtigt auch die Qualität der an sich gut ausgewählten Locations.
Denn wenn die Tiere zu Beginn durch den Garten des riesigen Dolittle-Anwesens laufen, sieht das so unnatürlich aus, dass man sich unweigerlich fragt: wo ist das Mega-Budget von 175 Millionen US-Dollar geblieben?
Michael Sheens Overacting stellt sogar Nicolas Cage in den Schatten
Das Effekt- und Animationsteam hat davon anscheinend nicht mal einen Bruchteil davon zu sehen bekommen.
Offenbar ist ein Großteil in die Gage der namhaften Darsteller-Riege geflossen. Doch Downey junior ("Sherlock Holmes") legt Dolittle zu nahe an seiner ikonischen Rolle als "Iron Man" an und Antonio Banderas ("Leid und Herrlichkeit") hat immerhin schöne Outfits und ein erstklassiges Make-up bekommen, auf der anderen Seite aber einen äußerst ausbaufähigen Part als Johns Schwiegervater/Oberpirat.
Allem die negative Krone setzt aber Michael Sheen (TV-Serie "Masters of Sex", Aro in "Twillight", "Underworld") auf. Der sonst so versierte Charakterdarsteller driftet in seiner an Lächerlichkeit nicht zu überbietenden Rolle als Bösewicht Dr. Blair Müdfly in völliges Overacting ab - dagegen ist selbst Nicolas Cage in Hochform ein Witz!
All das führt dazu, dass man keine Nähe zu den Figuren aufbauen kann und sie keine Projektionsfläche für die eigenen Gefühle bieten, obwohl man ihre Handlungen und Motive durchaus verstehen kann.
Doch tiefer eintauchen kann man in den Film nicht, weil es ihm an all dem fehlt, was Kino ausmacht: Emotionen, Leidenschaft und Stimmung.
Nach "Cats" ist "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" der nächste große Flop für Universal Pictures
So sorgt selbst die Kameraführung nur mit einigen wenigen weiten Aufnahmen für kurze Aha-Momente, während sie ansonsten ebenfalls durchwachsen ist und nahezu kein Bild abliefert, das positiv in Erinnerung bleibt.
Auch die laut eingesetzte, kitschige Musikuntermalung ist eine Schwäche, die dazu beiträgt, dass man das Geschehen stellenweise fassungslos betrachtet und sich ratlos fragt, was bei dieser Großproduktion alles schiefgelaufen sein muss, damit am Ende so ein ernüchterndes Ergebnis herauskommt.
Nahezu jeder aus Cast und Crew hat schon nachgewiesen, es viel besser zu können. So ist es wenig verwunderlich, dass "Dolittle" auch in den USA von Kritikern verrissen wurde und bei "Rotten Tomatoes" lediglich 17 Prozent positive Reviews bekommen hat - bei immerhin 156 Kritiken ein deutlicher Fingerzeig.
Große US-Fachmedien wie "Vulture" berichten von einem "Mega-Flop" und rechnen am Ende mit einem Verlust von um die 100 Millionen Dollar.
Wenn man dann noch bedenkt, dass Universal Pictures gerade erst mit der ebenfalls erschreckend schlechten Musical-Adaption "Cats" laut der "LA Times" um die 70 Millionen Dollar verloren hat, stehen für das Studio, das mit "1917" aber auch einen der besten Filme des Jahres in seinen Reihen hat, schwere Zeiten an.
Titelfoto: PR/© 2020 Universal Pictures International