Das waren die zehn besten Filme des Jahres 2022!
Deutschland - Mit 2022 kommt auch im Bereich Film ein eher durchwachsenes Jahr zum Ende. Doch zum Glück gab es auch positive Ausnahmen. Die TAG24-Filmredaktion stellt Euch ihre Top 10 der besten Filme des Jahres vor.
Platz 10: "Glass Onion: A Knives Out Mystery"
Auf der einen Seite jede Menge Klischees und übertrieben trashige Szenen, auf der anderen ein geschickt konstruierter Spannungsbogen samt cleverer Handlung und originellem Setting: "Glass Onion: A Knives Out Mystery" spaltet die Gemüter.
In der ungewöhnlichen Fortsetzung der erfolgreichen Krimikomödie "Knives Out" aus dem Jahr 2019 schlüpft "James Bond"-Darsteller Daniel Craig (54) wieder in die Rolle des Südstaaten-Detektivs Benoit Blanc. Um einen fiktiven Mordfall zu lösen, wird er von Milliardär Miles Bron (Edward Norton, 53) auf dessen griechische Privatinsel eingeladen. Schon bald wird das dekadente Spielchen jedoch zum bitteren Ernst.
"Glass Onion" ist mit einem üppigen Star-Aufgebot, raffinierten Dialogen und viel Liebe zum Detail gespickt. Mit seinen schönen Kulissen, dem traumhaft sonnigen Urlaubsflair und den absichtlich überzeichneten Charakteren lädt die ideenreiche Krimikomödie - ganz im Stil alter Agatha-Christie-Verfilmungen - zum Miträtseln ein und bietet noch dazu einen gelungenen Kontrast zum ersten Teil.
"Glass Onion: A Knives Out Mystery" kann auf Netflix gestreamt werden.
Platz 9: "The Northman"
Ebenso spannend und ungewöhnlich wie seine ersten beiden Horrorfilme "The Witch" und "Der Leuchtturm" hat Regisseur Robert Eggers (39) auch sein drittes Werk - das Wikinger-Epos "The Northman" - inszeniert.
Erzählt wird die Geschichte des Prinzen Amleth, der als Kind erleben muss, wie sein Vater mit Pfeilen und Sperren durchbohrt wird. Amleth gelingt die Flucht, fortan sinnt er auf Rache. Als erwachsener Mann kehrt er in seine frühere Heimat zurück, um den Bruder des Königs, der für das Komplott verantwortlich ist, aufzuspüren und seine Mutter zu befreien.
Mit Alexander Skarsgård (46), Ethan Hawke (52), Nicole Kidman (55), Anya Taylor-Joy (26) und Willem Dafoe (67) fährt der düstere Abenteuerfilm jede Menge Stars auf. Die unzähligen Motive der nordischen Mythologie werden in opulenten, aber auch blutigen und verstörenden Bildern festgehalten. Dabei verdeutlicht das Historienepos auch die unbarmherzige Lebenswirklichkeit früherer Zeiten.
Durch den hohen Gewaltgrad ist "The Northman" zwar fesselnd, jedoch kann er emotional nur bedingt mitreißen.
Platz 8: "The House"
Auf Netflix verstörte und begeisterte im Januar "The House" gleichermaßen. Der britische Stop-Motion-Film dreht sich um ein mysteriöses Haus, das im Laufe der Zeit von unterschiedlichen Wesen bewohnt wird.
Es treten eine arme viktorianische Familie auf, in der Jetztzeit ein chronisch gestresster Entwickler und in der nicht ganz so fernen Zukunft eine WG, deren Zimmer vom Meeresspiegelanstieg bedroht werden. Obwohl Stop-Motion-Filme den Ruf haben, eher für Kinder gedacht zu sein, ist "The House" der lebende Gegenbeweis. Vor allem der zweite Teil ruft stellenweise nacktes Entsetzen hervor, obwohl die Liebe zum Detail für den gewissen Niedlichkeitsfaktor sorgt.
Trotzdem hat es "The House" auf unsere Liste geschafft und stimmt hoffnungsvoll für ein kreatives - und von ganzem Herzen merkwürdiges - neues Kinojahr.
Platz 7: "Men"
Für Horrorfilm-Fans sah es 2022 eher finster aus - und das ist nicht positiv gemeint. "Men" war dabei eine der wenigen Ausnahmen. Regisseur Alex Garland (52) erschuf ein nervenaufreibendes Werk, das zum Interpretieren einlädt.
Harper (Jessie Buckley, 32) muss den schockierenden Tod ihres Ex-Mannes verarbeiten. Um den Kopf freizubekommen, zieht sie sich für ein paar Tage in ein abgelegenes Örtchen im Süden Englands zurück. Doch es dauert nicht lange, bis sich immer merkwürdigere Dinge um sie herum abspielen.
Der Folklore-Horrorstreifen arbeitet die gesamte Laufzeit auf eine Klimax hin, die man in dieser Form nur selten im Kino zu sehen bekommt. Es wird spannend, metaphorisch und verdammt eklig.
"Men" zeigt den Mann von seiner vielleicht widerlichsten Seite. Doch der Film ist nicht nur auf erfrischend besondere Weise feministisch, er ist auch von mythologischen und religiösen Motiven durchzogen und sich für den ein oder anderen Jump-Scare nicht zu schade.
Platz 6: "The Innocents"
Im Unterschied zu "Men" konzentrierte sich der norwegische Cannes-Beitrag "The Innocents" auf das gruselige Innenleben von Kindern. Vier neue Nachbarskinder sind durch übernatürliche Kräfte miteinander verbunden. Die Langeweile und Einsamkeit, die sie aus unterschiedlichen Gründen verspüren, vertreiben sie durch Gedankenlesen und Telekinese.
Als die Kräfte des ehrgeizigen Jungen Ben (Sam Ashraf) stärker werden, wandelt sich das unschuldige Spiel in Brutalität und zieht nicht nur die anderen Kinder in ein tödliches Spiel hinein, sondern auch die ahnungslosen Erwachsenen in der gesamten Siedlung ...
Auf Platz 6 unserer Top 10 schaffte es "The Innocents" vor allem dank seines beeindruckenden jungen Kinderensembles, dessen eigene Erfahrungen sogar in das Drehbuch einflossen. Der Horrorfilm erforscht kindliche Sehnsüchte und Ängste auf eine intelligente Art, die lange nachhallt.
Platz 5: "Ballade von der weißen Kuh"
Aus dem Iran kamen dieses Jahr erschütternde Nachrichten und hoffnungsvoll stimmende Bilder, aber auch großartiges Kino. "Ballade von der weißen Kuh" ist ein würdiger Botschafter - der Beitrag zur 71. Berlinale erzählt sowohl vom iranischen Justizsystem als auch von mangelhaften Frauenrechten.
Im Mittelpunkt des anspruchsvollen Dramas steht die Witwe Mina (Maryam Moghaddam, 52), deren Mann unschuldig hingerichtet wurde. Obwohl ein enormes "Blutgeld" ihr als alleinerziehender Mutter durchaus helfen würde, sträubt sie sich und will stattdessen die verantwortlichen Richter zur Rechenschaft ziehen. Dafür riskiert sie auch ihr Sorgerecht.
Als ein wortkarger Fremder an ihrer Tür klingelt und sich als Freund ihres Mannes bezeichnet, scheint sich das Schicksal der kleinen Familie endlich zum Guten zu wenden. Doch je näher sich Mina und der Fremde kommen, desto schneller drohen finstere Geheimnisse ans Tageslicht zu treten.
"Ballade von der weißen Kuh" überzeugt durch großartige schauspielerische Leistungen und ein starkes, poetisches Drehbuch.
Platz 4: "Avatar: The Way of Water"
Auch wenn "Avatar: The Way of Water" den Titel als "bester Film des Jahres" nicht verdient hat, so ist er dennoch der "Film des Jahres". Denn kaum ein andere Blockbuster generierte so viel Vorfreude, spielte so viel (in bislang kurzer Zeit) ein und wurde so heiß diskutiert.
Für viele kehrte mit dem Sci-Fi-Fantasy-Streifen Kino in seiner spektakulärsten Form zurück. 13 Jahre nach Teil eins lud James Cameron (68) das Publikum wieder nach Pandora ein. Zuvor war das Sequel immer wieder verschoben worden - das gigantische Projekt und die komplett neue Unterwasser-Motion-Capture-Technik brauchte einfach noch seine Zeit.
Doch das Warten hat sich gelohnt! "Avatar: The Way of Water" ist ein visuelles Meisterwerk, das die Grenzen von Virtuellem und Realem brillant ineinander zerfließen lässt.
Großes Manko: Die Story kann mit der fantastischen Atmosphäre, der einzigartigen Musik und den unglaublichen Bildern nicht ansatzweise mithalten. Die "Avatar"-Fortsetzung funktioniert allein nach dem Motto "Kopf aus, Film ab". Deshalb reicht es auch "nur" für Platz 4.
Platz 3: "The Menu"
Mit "The Menu" schaffte es einer der cleversten Filme des Jahres aufs Treppchen unserer Top 10. Das Drama mit komödiantischen und gruseligen Elementen überzeugt nicht nur wegen seines außergewöhnlichen Casts.
Nicholas Hoult (33) und Anya Taylor-Joy (26) spielen hervorragend. Ralph Fiennes (60, "Schindlers Liste", "Harry Potter"-Reihe) beweist einmal mehr, dass er der vielleicht beste Antagonisten-Darsteller der Welt ist. In der Rolle des berühmten Küchenchefs Julian Slowik bietet er den Gästen seines exklusiven Restaurants ein "Menü" und eine Show, die Grenzen überschreiten.
"The Menu" gelingt ein bewundernswerter Spagat. Er hat ein Thema und eine Metaebene, die man sonst oft nur in Arthouse-Filmen findet, ohne das Publikum damit zu vergraulen.
Der Film geht einem unter die Haut, zieht einen in seinen Bann und stößt dann wieder ab. Als Zuschauer sieht man sich gezwungen, über das Verhältnis und Verständnis von Kunst, Künstler, Kritiker, Skeptiker und Fan nachzudenken. Ein verdienter dritter Platz.
Der deutsche Trailer zu "The Menu" mit Ralph Fiennes und Anya Taylor-Joy
Platz 2: "Die Saat"
Auf manche Filme wie "Avatar" oder "The Menu" freute man sich vielleicht schon das ganze Jahr. Andere unerwartete Kandidaten wiederum kamen gefühlt wie aus dem Nichts und hinterließen einen so gewaltigen Eindruck, dass man sich schwertat, dieses Gefühl in Worte zu fassen. Die Silbermedaille unserer Liste staubte "Die Saat" als originelles deutsches Sozialdrama ab.
Fliesenleger Rainer (Hanno Koffler, 42) zieht mit Kind und Kegel in ein renovierungsbedürftiges Haus. Trotz allem Optimismus ist ihre finanzielle Lage schwierig. Es entwickelt sich eine Abwärtsspirale, als nicht nur Rainer von seinem Chef gnadenlos gedemütigt wird, sondern auch Tochter Doreen (Dora Zygouri) sich in einer toxischen, von Gewalt geprägten Freundschaft wiederfindet, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.
Der erfahrene Koffler und Jungschauspielerin Zygouri brillieren beide auf unterschiedliche Weise in ihrer geteilten Zerrissenheit, die soziale Ungerechtigkeiten in den Mittelpunkt rückt und beweist, dass das oftmals so belächelte deutsche Kino durchaus noch begeistern kann.
Trailer zu "Die Saat" von Mia Maariel Meyer mit Hanno Koffler
Platz 1: "Everything Everywhere All at Once"
Eine ganz gewöhnliche Frau mit sehr ungewöhnlichen Kräften, die das Universum zu zerstören drohen - klingt bekannt? Fehlanzeige! "Everything Everywhere All at Once" ist alles andere als gewöhnlich und verdient sich den unumstrittenen ersten Platz auf unserer Liste.
Evelyn (Michelle Yeoh, 60) ist unzufrieden mit ihrem Waschsalon, ihrer Tochter Joy (Stephanie Hsu, 32) und ihrer bröckelnden Ehe. Sie hat das Gefühl, dass ihr Leben auf die schiefe Bahn geraten ist.
All das ändert sich, als ihr Mann Waymond (Ke Huy Quan, 51) verkündet, dass sie das Universum retten muss. Und zwar, während sie Ärger mit der Steuer hat. Klingt verrückt, doch sehr bald muss Evelyn sich ihren unzähligen Schicksalen im Multiversum stellen ...
"EEAAO" berührt jeden ganz anders. Die einen lieben vor allem den durchgeknallten Humor, andere wiederum die geniale Kameraarbeit, die rasanten Actionszenen oder die emotionale Familien-Geschichte. Fest steht, dass "EEAAO" schon jetzt eines der Glanzstücke in Michelle Yeohs Karriere darstellt.
"Everything Everywhere All at Once" - der deutsche Trailer
Honorable Mentions
Manche Filme haben sich eine besondere Erwähnung verdient, auch wenn sie es nicht in die Liste geschafft haben.
So zum Beispiel das dritte Werk von "Get Out"-Regisseur Jordan Peele (43). "Nope" ist atmosphärisch, originell und detailreich. Auch "Three Thousand Years of Longing" ist einer der besten Filme des Jahres und mit seiner fantastischen Erzählweise ein ganz besonderes Erlebnis.
In "She Said" wird vom Anfang des Endes für Harvey Weinstein (70) erzählt. Der Film erinnert das Publikum daran, wieso das #MeToo-Movement so wichtig war und wieso die Aufklärungsarbeit noch lange nicht getan ist. Für Superhelden-Fans dürfte indes "The Batman" das Highlight des Jahres gewesen sein.
Bleibt nur zu hoffen, dass Filme 2023 noch wesentlich aufregender und abwechslungsreicher werden und sich die Branche nach Corona endgültig zu alter Stärke erholt.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Eric Zachanowich, dpa/Leonine/David Bornfriend, Walt Disney Company