Kathy Kelly und Jay Alexander: "Das war kein Kalkül, das war eine Fügung"

Berlin - Seit März sind Kathy Kelly (60), langjährige Produzentin und Frontfrau der Erfolgsband "The Kelly Family", und Startenor Jay Alexander (51) mit ihrem ersten gemeinsamen Album "Unter einem Himmel (Just One Sky)" auf großer Deutschlandtournee. Alle Auftritte finden in Kirchen statt, was die besondere Atmosphäre der Konzerte verstärkt. TAG24 traf die beiden Stars zum Frühstücksinterview in Berlin.

Kathy Kelly (60) und Jay Alexander (51) haben die Corona-Zeit genutzt, um ein gemeinsames Album aufzunehmen.
Kathy Kelly (60) und Jay Alexander (51) haben die Corona-Zeit genutzt, um ein gemeinsames Album aufzunehmen.  © Simone Haidt

TAG24: Die ersten Auftritte liegen hinter Ihnen. Wie ist die Stimmung im Publikum?

Kathy Kelly: Die Premiere in Wolfenbüttel war unglaublich. Aber beim Konzert in Berlin haben wir noch mal eine enorme Steigerung festgestellt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das schon nach dem zweiten Auftritt passiert.

Jay Alexander: Ich muss ein bisschen ausholen. Unser Album haben wir in der Coronazeit aufgenommen. Die Stücke darauf könnten zunächst den Eindruck erwecken, dass sie vor allem geistliche Inhalte haben. Aber das ist falsch. Die Texte haben alle starke Aussagen, und Menschen, die vielleicht nicht glauben, können dadurch - und durch die Musik - sicherlich sehr viel Kraft empfangen.

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Das spüren wir jetzt auch. Die Leute sind bei unseren Konzerten total aus dem Häuschen. Sie finden sich in dem, was wir machen, wieder. Das bekommen wir auch nach den Auftritten immer wieder gesagt, wenn wir Autogramme geben: Wie viel Kraft und Energie in den zwei Stunden Programm freigesetzt werden.

TAG24: Gibt es Menschen im Publikum, die vor Rührung weinen?

Jay Alexander: Wir haben ganz unterschiedliche Reaktionen. Wie gesagt, die Leute bekommen unglaublich viel Energie und Kraft von uns und unserem Musiker-Trio. Ich denke, das persönliche Fotoalbum, das jeder in sich trägt, wird an diesem Abend geöffnet. Und wer es zulassen kann, der wird sicherlich in der Seele und im Herzen berührt. Jeder kommt mit seinem persönlichen Alltag in ein Konzert. Und manche weinen dann auch.

"Wir sind wie aus einem Guss, es läuft"

Die charismatischen Stimmen von Kathy Kelly und Jay Alexander begeistern junge Leute und ältere Menschen gleichermaßen. Das Publikum ist bunt gemischt.
Die charismatischen Stimmen von Kathy Kelly und Jay Alexander begeistern junge Leute und ältere Menschen gleichermaßen. Das Publikum ist bunt gemischt.  © Simone Haidt

TAG24: Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?

Jay Alexander: In meinem Leben hat der Glaube einen ganz festen Platz. Für mich ist das so wichtig wie essen und trinken. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der der Glaube immer präsent war. So ist es auch heute bei mir, aber alles in einem gesunden Maß.

Ich denke, in unserem Beruf ist es wichtig, einen Anker zu haben, um diesem Haifischbecken standzuhalten. (Kathy Kelly beginnt zu lachen) Kathy lacht, weil sie genau weiß, wovon ich spreche. Es gibt Menschen, die suchen diesen Anker in der Natur oder in der Literatur. Bei mir ist es der Glaube.

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TAG24: Wie haben Sie beide als Künstler zueinander gefunden?

Kathy Kelly: Vor mehr als 20 Jahren habe ich mich mit der Frau von einem Opernkollegen getroffen. Sie war großer Fan von Jay und hat mir eine CD von ihm mitgebracht. Ich habe damals schon solo Konzerte in Kirchen gegeben und 2001 angefangen, auch Oper zu studieren.

Die Idee, gemeinsam etwas mit ihm zu machen, hatte ich bereits 2003. Ab da hat sich dieser Gedanke bei mir eingepflanzt: Du musst mit ihm singen. Allerdings wollte ich vorher meine Stimme weiter ausbilden.

Ich habe weiterhin meine Konzerte gegeben und Jay auch ein paar Mal backstage gesehen. Ich wusste einfach: Irgendwann passiert es. Bis es 2015 die Möglichkeit gab, gemeinsam eine Andacht zu machen. Doch dann kam mein riesen Comeback dazwischen, das viel Zeit eingenommen hat. Und Jay hatte auch noch eigene Projekte ...

Jay Alexander: Und dann kam dieses schreckliche Virus ...

Kathy Kelly: Während Corona hatten wir plötzlich beide Zeit. Was gut für uns war, weil wir uns ganz langsam kennengelernt haben.

Jay Alexander: Und miteinander gewachsen sind.

Kathy Kelly: Genau. Sowohl persönlich als auch musikalisch. Auf den Konzerten sieht man, dass es wie aus einem Guss ist und läuft.

Jay Alexander: Der eine kann sich auf den anderen verlassen. Selbst bei der Konzertpremiere war es so. Als ob es nie anders gewesen wäre. Das ist eigentlich verblüffend.

"Unsere Aufgabe als Künstler ist, den Menschen etwas für die Seele zu geben"

Kathy Kelly über Jay Alexander: "Er ist ein gestandener Tenor, der eine Wahnsinns-Erfahrung hat. Ich kann ihm musikalisch sehr viel geben - er mir auch."
Kathy Kelly über Jay Alexander: "Er ist ein gestandener Tenor, der eine Wahnsinns-Erfahrung hat. Ich kann ihm musikalisch sehr viel geben - er mir auch."  © Simone Haidt

TAG24: Jetzt muss man nur noch die Leute nach Corona wieder in die Konzerte locken ...

Jay Alexander: Man muss die Menschen aus ihrer Couching-Haltung herausholen. Viele haben ihr Zuhause neu kennengelernt und auch die Vorteile genossen, zu Hause zu sein, es sich gemütlich zu machen und die eigenen vier Wände zu genießen.

Auch wenn es ein wenig befremdlich klingen mag, auch ich habe es sehr genossen, endlich mal mit der Familie zu Hause zu sein. Ich habe einen kleinen Weinberg und konnte in die Natur flüchten. Genauso wie Kathy, die auch ein Naturmensch ist.

Letztendlich bin ich für die Situation, wie wir sie heute haben, sehr dankbar. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir fünfhundert, sechshundert Leute im Konzert haben. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, aber das braucht alles noch Zeit.

Kathy Kelly: Mir war klar, dass es unsere Aufgabe als Künstler nach Corona ist, den Menschen wieder Musik und etwas für die Seele zu geben.

TAG24: Konnten Sie in dieser Zeit Ihre Familie sehen?

Kathy Kelly: Zunächst nicht. Ich hatte mehr WhatsApp-Gruppen als alles andere. (lacht) Wir haben mehr miteinander geschrieben als jemals zuvor. Es war schon komisch, sich in zwei Jahren nur zweimal zu sehen und dann auch nur mit drei Metern Abstand.

"Singen hat manchmal eine heilsame Wirkung"

Kathy Kelly prägte den großen internationalen Erfolg von "The Kelly Family" maßgeblich als musikalischer Kopf und Produzentin der Band. Jay Alexander zählt zu den charismatischsten Tenören unserer Zeit, der mit seiner einzigartigen Stimme an vielen Opernhäusern und in Oratorien zu hören ist.
Kathy Kelly prägte den großen internationalen Erfolg von "The Kelly Family" maßgeblich als musikalischer Kopf und Produzentin der Band. Jay Alexander zählt zu den charismatischsten Tenören unserer Zeit, der mit seiner einzigartigen Stimme an vielen Opernhäusern und in Oratorien zu hören ist.  © Simone Bischof

TAG24: Ich komme noch einmal zu den Konzerten zurück. Warum finden diese ausnahmslos in Kirchen statt?

Kathy Kelly: Es klingt dort einfach am besten. (lacht)

Jay Alexander: Der ursprüngliche Grundgedanke war, die Konzerte ohne Verstärkung, ohne große Band zu spielen. Recht bald haben wir aber gemerkt, dass es vom Sound her unbedingt größer werden muss, um dem Text und dem Gesamtarrangement gerecht zu werden.

Die Locations waren da aber größtenteils schon gebucht, auch infolge des Corona-Staus. Doch wir haben das große Glück, dass unsere Texte perfekt in die Kirche passen: Oft geht es darum, nicht aufzugeben. Jedes Lied ist ein kleines Gebet.

Auch der Titel passt: "Unter einem Himmel". Wir leben alle unter einem Dach und sollten uns an die geltenden Spielregeln halten. Keiner ist mehr wert als der andere. Dass sich das leider noch nicht auf der ganzen Welt herumgesprochen hat, ist sehr bedauerlich. Und wir hoffen wirklich, dass bald wieder Frieden und Ruhe auf unserer wunderbaren Erde einkehren.

Wir haben starke Nummern, sie passen in die Zeit und in die Kirchen. Das war kein Kalkül, das war eine Fügung, eine glückliche Sache. Das muss man einfach so sehen.

TAG24: Wenn Sie singen, was macht das mit Ihnen?

Kathy Kelly: Ich brauche Musik mehr als Luft. Wenn man mit einem Partner singt, der auch diese Einstellung hat, intensiviert das die Vorfreude auf das Miteinander. Bei einem Auftritt steigert man sich und macht ein Ping Pong der Gefühle, ohne miteinander zu sprechen.

Jay Alexander: Für mich hat der Gesang etwas Exhibitionistisches. Denn man gibt unglaublich viel von sich preis. Je nachdem, wie die eigene Stimmung ist, helfen Professionalität und Gesangstechnik über viele Situationen hinweg, in denen es einem vielleicht nicht so gut geht.

Auf der anderen Seite, wenn ich an einem Tag psychisch nicht das High Level habe, das wir im Alltag gerne erstreben, und dann die ersten Töne gesungen habe, ist das wie ein Befreiungsschlag. Singen hat manchmal eine heilsame Wirkung. Und wenn ich auf der Bühne stehe, kann ich so sein, wie ich tief in meinem Inneren bin.

Kathy Kelly: Das ist wirklich so.

In ihrem Live-Programm präsentieren die beiden Ausnahmekünstler Kathy Kelly und Jay Alexander Songs ihres aktuellen Albums "Unter einem Himmel (Just One Sky)" mit einem breitgefächerten musikalischen Spektrum, das von Welterfolgen, über klassisch instrumentierte Songs bis hin zu hymnenhaften Werken reicht. Alle Termine und Tickets unter Reservix und Eventim und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Titelfoto: Simone Haidt (2)

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