Johannes Oerding, Fury in the Slaughterhouse & Co.: Romantisches Musikertreffen an der Nordsee
St. Peter-Ording – Eine kleine Bühne mitten in den Dünen, im Hintergrund das Meer und am Horizont ein rot-orange glühender Feuerball. Ein Ambiente, das selbst Rocker zu Romantikern werden lässt, hat am Dienstag- und Mittwochabend das "Strandgut Resort" in St. Peter-Ording geboten. Zum dritten Mal haben die "SPO Acoustic Sessions" Musiker aus ganz Deutschland vereint, die gemeinsam den Soundtrack zum Sonnenuntergang spielten.
Johannes Oerding (41) machte am Dienstagabend den Anfang. Sein exklusives Konzert war im Voraus binnen Minuten ausverkauft, dennoch spielte der Wahl-Hamburger nicht nur für die 200 Fans vor der Bühne, sondern auch für rund 2000 Menschen, die sich auf der Strandpromenade hinter der Bühne versammelt hatten.
Sogar eine Lautsprecherbox wurde extra zu der unerwarteten Fan-Traube gerichtet. "So etwas habe ich noch nie erlebt", erzählte Karsten Werner, Geschäftsführer des StrandGut Resorts, gegenüber TAG24, der dennoch keinen Zweifel daran hegte, dass der zweite Konzertabend vielleicht sogar noch besser wird: "Gestern war legendär, aber heute setzen wir noch einen drauf."
Auf der Bühne erwarteten die Gäste "The Joni Projekt", Björn Paulsen und "Die desinfizierten Zwei". Alle persönlich von Werner eingeladen, dessen Leidenschaft für Musik und seine Freundschaft zu Oerding in den vergangenen zehn Jahren dazu geführt haben, dass sich sein Hotel zum absoluten Geheimtipp in der deutschen Musikszene entwickelt hat.
Hier werden Songs geschrieben, Touren geprobt oder auch einfach "nur" Urlaub gemacht. Geschätzt werden vor allem die Lage, die entspannte Atmosphäre und das Zusammentreffen mit anderen Kollegen, die man sonst nicht so oft sieht, wie TAG24 von den anwesenden Künstlern wie Wacken-Gründer Holger Hübner (60) erfuhr.
Spontan-Auftritt sorgt für Johnny-Cash-Moment
Wie sehr Werner für die Musik brennt, wurde einmal mehr durch den spontanen Auftritt des Künstlers Joshua Patron deutlich. "Ich habe am Samstag hier im 'Treffpunkt' in Sankt Peter gespielt. Karsten hat mich gesehen und kam nach meinem Auftritt zu mir und hat mich gefragt, ob ich nicht hierherkommen will", so der Singer-Songwriter gegenüber TAG24.
Der 25-Jährige aus Kassel spielt einen Mix aus Folk und Country mit nicht bestreitbaren Einflüssen von Johnny Cash, wie er seinen Stil selbst beschreibt. Das Wichtigste sei ihm aber, die Leute vor der Bühne "emotional zu packen". Was ihm trotz des kurzfristigen Gigs auch gelang: "Die 600 Kilometer Anfahrt haben sich auf jeden Fall gelohnt!"
Nicht nur wegen des offenen Publikums, sondern auch wegen der nützlichen Kontakte, mit denen Patron wieder nach Hause fährt. Das i-Tüpfelchen für den Kassler war aber der Auftritt mit Christof Stein-Schneider (61) von "Fury in the Slaughterhouse".
Zusammen sangen die beiden "Ring of Fire" von Johnny Cash (†71): "Das muss ich erstmal verarbeiten!"
Scheitern ist Chance: "Fury in the Slaughterhouse"-Mitglieder kehren auf Nordsee-Bühne zurück
Die Mitglieder von "Fury in the Slaughterhouse" gehören zu den Stammgästen im "Strandgut Resort". Bereits im vergangenen Jahr traten die Musiker aus Hannover bei den "SPO Acoustic Sessions" auf und schrieben schon mehrere ihrer Songs – unter anderem "Ghost in the City" von ihrem neuesten Album "Hope" – zwischen den Dünen.
Dieses Jahr kehrte Teile der Band als "Die desinfizierten Zwei" wieder auf die Bühne an der Nordsee zurück. "Das Projekt ist in der Seuchenzeit entstanden", erzählt Christof Stein-Schneider im Gespräch mit TAG24.
Und weiter: "Wir hatten so ein Streaming, wo wir nur zu zweit waren und haben gemerkt, das macht uns Spaß. Mit Fury ist dann immer gleich Produktion. So setzen wir uns hin, trinken Bier und das Motto ist 'Scheitern als Chance'."
Gescheitert sind er und sein Band-Kollege Kai Wingenfelder (63) bei ihrem erst sechsten Konzert ihm Rahmen des Solo-Projekts aber keineswegs. Gefeiert, trifft es eher.
Als Headliner des Mini-Festival-Abends spielten die beiden neue Songs von Fury, welche, die noch nie live gespielt worden sind, und als Zugabe ihren Klassiker "Time to Wonder".
"Solange wir noch Freunde haben, die für uns spielen, machen wir weiter."
Nebenbei verteilten sie noch norddeutsche Weisheiten – "Pinkel nicht gegen den Wind, der Wind gewinnt!" – und überbrückten das Stimmen der einzelnen Instrumente mit dem durchaus sehr entertainenden, einstrophigen "Stimmungs"-Song. Und besonders Gitarrist Stein-Schneider wurde nicht müde, die Schönheit des Open-Air-Events zu betonen: "Man ist das romantisch!"
Und auch Werner meinte am Ende des zweiten Abends gegenüber TAG24: "Ich glaube, es geht nicht schöner!" Eine Meinung, die das Publikum teilte und am liebsten direkt Tickets fürs nächste Jahr gekauft hätte. Diese konnte der Geschäftsführer zumindest mit der Nachricht trösten, dass die "SPO Acoustic Sessions" für 2024 bereits in Planung sind: "Solange wir noch Freunde haben, die für uns spielen, machen wir weiter."
Titelfoto: Montage: StrandGut Resort, Madita Eggers/TAG24