Hollywood-Star Florence Pugh: "Ich habe mich selbst missbraucht"
Los Angeles - Zweifelsohne zählt "Midsommar" (2019) zu den besten Horrorstreifen der vergangenen Jahre. Doch nicht nur der fertige Film hat es in sich, auch die Dreharbeiten wurden für Hauptdarstellerin Florence Pugh (27) zur Qual.
Der Folklore-Horrorfilm von Regisseur Ari Aster (36, "Hereditary") ist eine echte Herausforderung für die Psyche. Pugh spielt darin die junge Doktorandin Dani, die den erweiterten Selbstmord, den ihre Schwester an sich selbst und ihren Eltern beging, verarbeiten muss.
"Als ich es tat, war ich so in sie verstrickt, ich hatte das noch nie zuvor mit einer meiner Figuren", erzählte die Schauspielerin im "Off Menu"-Podcast. "Ich hatte noch nie zuvor jemanden gespielt, der so große Schmerzen hatte, und ich brachte mich in wirklich beschissene Situationen, die andere Schauspieler vielleicht nicht tun müssten, aber ich bildete mir nur die schlimmsten Dinge ein."
Im Film reist Dani mit ihrem Partner und einigen Freunden nach Schweden, um in einer abgelegenen Gemeinde an einem "Midsommar"-Fest - traditionellen Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende - teilzunehmen.
Doch der Trip entpuppt sich nach und nach als wahrgewordener Albtraum.
Der Trailer zu Ari Asters Horror-Meisterwerk "Midsommar" mit Florence Pugh
Florence Pugh hatte Schuldgefühle wegen ihrer Rolle
"Jeden Tag wurde der Inhalt seltsamer und schwieriger umzusetzen. Ich setzte mir Dinge in den Kopf, die immer schlimmer und düsterer wurden. Ich denke, am Ende habe ich mich wahrscheinlich selbst missbraucht, um diese Leistung zu erzielen", berichtete Pugh von ihrem mentalen Zustand während der Dreharbeiten.
Selbst als das Projekt abgeschlossen war, gelang es der mittlerweile 27-Jährigen nicht gleich, den Film loszulassen. "Ich erinnere mich, dass ich [aus dem Flugzeug] schaute und mich immens schuldig fühlte, weil ich das Gefühl hatte, sie [ihre Rolle, Anm. d. Red.] in diesem Zustand auf diesem Feld zurückgelassen zu haben", sagte Pugh.
"Es ist so seltsam. Ich hatte das noch nie zuvor. Offensichtlich ist das wahrscheinlich eine psychologische Sache [...]. Ich habe diese Person erschaffen und dann habe ich sie einfach dort gelassen, um einen weiteren Film zu machen."
Dieser "weitere Film" war das Historiendrama "Little Woman", der Pugh 2020 ihre erste Oscar-Nominierung einbrachte. "Midsommar"-Regisseur Aster gab sie indes keine Schuld an ihrem "Selbstmissbrauch". Stattdessen bezeichnete sie den Filmemacher als "verrücktes Genie".
Titelfoto: Fotomontage: A24, AFP/Cindy Ord