Heinz Strunk über "Last Exit Schinkenstraße": "Ich habe mein Gag-Archiv geplündert!"
Hamburg - Phrasen-Feuerwerk, Freundschaft, Betrug, ganz viel Party-Schlager und eine grandiose Besetzung: So könnte man Heinz Strunks Amazon-Prime-Serie "Last Exit Schinkenstraße" beschreiben, die am Montagabend im Rahmen des Filmfests Hamburg Premiere feierte.
In Anwesenheit des halben Casts wurden gleich vier Folgen der sechsteiligen Serie im fast ausverkauftem Kinosaal 1 im CinemaxX am Dammtor präsentiert.
Torben (Marc Hosemann, 53) und Peter (Heinz Strunk, 61) zwei gescheiterte Hamburger Mucker wollen einen letzten Versuch starten und auf Mallorca, genauer gesagt auf dem Ballermann, in der Schlager-Party-Szene Fuß fassen.
Gesagt, getan. Die beiden machen sich auf den Weg. Torben erzählt seiner Frau Ilona (gespielt von Bettina Stucky, 54) nichts davon und das Abenteuer beginnt.
Konfrontiert werden sie nicht nur mit dem harten Business. Auch ihre Freundschaft wird in den sechs Folgen auf die Probe gestellt.
Eine Komödie, klar, die vor allem durch ihre Schnelligkeit à la Strunk überzeugt. Flapsige Sprüche wie "Hol' dir 'nen Hund, alte Leute brauchen Auslauf", "Bums, Bums, Komma, Strich, fertig ist das Bumsgesicht", "Stark ist, wer mehr Träume hat, als die Realität zerstören kann" und "Entweder es geht ins Herz oder in die Beine", formen die Dialoge und ergeben dabei sogar (meistens) einen Sinn.
"Nee, doch, nee, doch"-Streitigkeiten ließen Loriot und Louis de Funès zwischenzeitlich hochleben.
Marc Hosemann: "Der Ballermann ist eigentlich nur so ein Vehikel!"
Die ein oder andere Anspielung auf Strunks Werk wurde im Drehbuch gleich mit verwurstet. So verwandelte der Autor seinen literarischen Durchbruch "Fleisch ist mein Gemüse" in einen Song und Torben nennt seine Familie durchgängig neckend "Die Käsis", nach der gleichnamigen illustrierten Abenteuergeschichte des Autors.
Besonders Marc Hosemann zeigte sich als Heinz Strunks Partner mit ihm auf Augenhöhe. Hosemann selbst erklärte gegenüber TAG24: "Für mich war es höchste Zeit, dass wir mal etwas zusammen machen. Die Zusammenarbeit war dann noch schöner als ich dachte."
Für ihn gehe es in der schon im Vorhinein groß angekündigten Serie gar nicht wirklich um die Schinkenstraße: "Der Ballermann ist eigentlich nur so ein Vehikel", so der 53-Jährige. "Es geht um den Traum, es noch einmal irgendwo zu schaffen."
Strunk, der am Montagabend, ganz im Sinne seiner Rolle Peter, offensichtlich ein bisschen tiefer ins Glas geschaut hatte, erklärte im Anschluss auf der Bühne: "Wo andere es sich im Vorruhestand gemütlich machen, habe ich mein Gag-Archiv geplündert und daraus dann versucht etwas Vernünftiges zu machen. Es schließt sich gewissermaßen der Kreis aus meinem Beginn von 'Fleisch ist mein Gemüse', von meiner Laufbahn als Tanzmusiker bis jetzt."
An den initialen Moment der Idee für seine erste Serie habe er keine Erinnerung mehr.
Heinz Strunk feat. Pierre Panade - BREIT IN 100 SEKUNDEN
Heinz Strunk zeigte sich gegenüber Kritik an seinen Drehbüchern "total offen"
An das erste Treffen mit Strunk erinnerte sich Regisseur Jonas Grosch (41, "Legend of Wacken") im Gespräch mit TAG24 noch sehr genau.
"Wir haben uns dann auf seiner Dachterrasse für ein erstes Gespräch getroffen. Ich war schon ein bisschen aufgeregt, ich kenne natürlich all seine Sachen, aber ich bin dann erst einmal ganz locker hingegangen und es war dann von Anfang an total sympathisch und entspannt. Wir hatten beide – glaube ich – ein sehr gutes Gefühl, dass das funktionieren wird."
Und das tat es dann offensichtlich auch. Über die von Heinz Strunk geschriebenen Drehbücher wurde diskutiert. "Er hat das alles super angenommen, er war von Anfang an total offen für meine Kritikpunkte."
Natürlich wurde auch am Ballermann gedreht. Manchmal sei das ein bisschen anstrengend gewesen, so Grosch. "Aber ich muss sagen, dadurch, dass wir so ein gutes Team waren, hat das alles gut funktioniert. Die Leute um uns herum konnten wir gut ausschalten. Sie waren teilweise aber auch gar nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben." Groschs Lieblingsschlager ist übrigens "Sprichst du Emoji" von Pierre Panade featuring Heinz Strunk.
Ab dem 6. Oktober ist die Serie exklusiv bei Amazon Prime Video in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen.
Titelfoto: Prime Video, Pep Bonet, Juan Monserrat