Filmfest Hamburg mit schönster Liebesgeschichte abseits der Leinwand eröffnet
Hamburg – Die Eröffnung des 31. Hamburger Filmfest stand ganz im Zeichen des Abschieds vom langjährigen und im besonderen Maße engagierten Festivalleiter Albert Wiederspiel (62). 21 Jahre lang war er Schirmherr des renommierten Filmfests und Gastgeber namhafter, internationaler Stars. Am Donnerstag wurde er nun schon vor seinem eigentlichen letzten Tag mit warmen Worten und vielen Gänsehaut-Momenten vom Kino-Publikum, seinem Ehemann Gustav-Peter Wöhler (67) wie auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (48, SPD) geehrt und auch ein wenig verabschiedet.
Eigentlich war am gestrigen Donnerstagabend alles wie immer: Auf dem roten Teppich tummelten sich die aus aller Welt angereisten Gäste aus Politik, Kultur und natürlich von Film & Fernsehen. Der jordanische Eröffnungsfilm "Inshallah a Boy" stimmte auf das wie gewohnt stark politisch geprägte Kinoerlebnis ein.
Doch es lag auch ein Hauch von Abschied in der Luft, den Albert Wiederspiel selbst zunächst nicht spürte. "Irgendwie realisiere ich es noch gar nicht, dass es mein letztes Filmfest ist. Es fühlt sich wie all die anderen Male an, es ist alles wie immer, alles schön", so der Kult-Festivalleiter im Gespräch mit TAG24.
Nicht ahnend, dass er keine Stunde später auf der Bühne mit den Tränen kämpfen wird.
Romantik pur: Wiederspiel ganz verliebt auf der Bühne
Für einen absoluten Gänsehaut-Moment sorgte Ehemann Gustav-Peter Wöhler. Zusammen mit seiner Band stimmte er nach Wiederspiels Eröffnungsrede Bob Dylans "Make you feel my Love" an. Ein Höhepunkt einer der wohl schönsten Liebesgeschichten abseits der Hamburger Kinoleinwand.
"2005 wurde ich eingeladen, um hier mit meiner Band zu spielen, da kannte ich diesen jungen Mann noch nicht", erinnerte sich Wöhler. "Aber, was er da erzählt hat und was er gesagt hat, das war so witzig und so eloquent und so klug, dass ich mich stande pede (Anm.d.Red.: auf Anhieb) in ihn verknallt habe!"
Eine musikalische Liebeserklärung, für die sich Wiederspiel prompt mit einem von Jubel begleitendem Küsschen bedankte. Romantik at "his" best und das ganz ohne Drehbuch.
Albert Wiederspiel will auf die Tragödien dieser Welt aufmerksam machen
"Es ist das Ende einer Ära", erklärte Carsten Brosda am Donnerstag, der sich ein Filmfest ohne seinen Freund "noch" nicht vorstellen kann.
Der 62-Jährige habe das Festival mit seinem exzellenten und vielseitigen Programm geprägt, "vor allem aber hat er immer wieder das politische, das sozial und gesellschaftlich relevante Kino in den Fokus gerückt." Seine Haltung sei dabei immer klar und gerade heraus gewesen.
Wiederspiel selbst will beziehungsweise wollte mit seiner alljährlichen Filmauswahl "auf die Tragödien und Dramen dieser Welt aufmerksam machen", ebenso sei es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, das Weltkino nach Hamburg zu bringen. Was er und sein Team auch dieses Jahr wieder geschafft haben.
Und nicht nur das, auch zahlreiche internationale Stars wie der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen (57) werden es sich in den kommenden Tagen nicht nehmen lassen, dem Filmfest Hamburg ein Besuch abzustatten.
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"Nächstes Jahr komme ich nicht, das habe ich mir geschworen"
Die Gäste schätzten vor allem, dass das Publikum so gesprächsbereit sei. "Diese 'Frage und Antworten'-Runden, die wir nach den Vorführungen immer machen, sind extrem populär und das finden Filmregisseure ganz toll. Das Publikum treffen sie ja sonst nie", so Wiederspiel, der sich besonders über die "überwältigenden" Ticketverkäufe dieses Jahr freute.
Mit Standing Ovations erwies das Publikum dem Festivalleiter am Donnerstag erst einmal selbst die Ehre, die er offenkundig mehr als verdient hat. Brosdas Wunsch ihn im nächstes Jahr als Gast auf dem Filmfest begrüßen zu dürfen, widersprach Wiederspiel allerdings gegenüber TAG24.
"Nächstes Jahr komme ich nicht, das habe ich mir geschworen. Ich muss meiner Nachfolgerin die Chance geben, das hier ohne mich zu machen. Also 2024 nicht, aber 2025 bin ich wieder da!"
Titelfoto: TAG24