Er wäre heute 100 Jahre alt geworden: Dem großen Delmare blieb das Glück versagt
Von Thomas Gillmeister
Leipzig - Heute werden sich wohl im Himmel die Mimen vor ihm verneigen. Denn Fred Delmare wurde genau vor 100 Jahren geboren. Er zählt zu den erfolgreichsten ostdeutschen Filmschauspielern. Mit seiner sympathisch verschmitzten Art spielte er häufig den kleinen Mann von nebenan.
Ja, er war nur 1,60 Meter groß. Und zeitlebens wollte er das ausgleichen: mit einer doppelten Portion Fleiß, großer Klappe und Quirligkeit. Die Rolle als Zwerg Naseweis im legendären DEFA-Märchenfilmklassiker "Schneewittchen" aus dem Jahre 1962 war ihm wie auf den Leib geschneidert.
In mehr als 200 Rollen stellte er sein schauspielerisches Können unter Beweis. Er lebte für die Bühne, den Film, die Fernsehserie.
Doch in diesem jahrzehntelangen Applaus-Rausch geriet sein Privatleben so außer Kontrolle, dass es selbst schon genügend Stoff für einen Film hergeben würde.
Mehrere gescheiterte Ehen, seine Tochter Felicitas nahm sich das Leben, Sohn Nici erstach 1993 in der Geburtstagsnacht seines Vaters die Freundin mit 22 Messerstichen, Sohn Tino starb an Leberkrebs.
Delmare spielte letzte Rolle bei "In aller Freundschaft"
Zeitweise kämpften die fünfte Ehefrau Renate und Fred Delmare gleichzeitig gegen das Schicksal. Renate erkrankte an Krebs, ihr Mann an Alzheimer. Seine letzte große Rolle hatte er als warmherziger, gütiger Opa Friedrich in der ARD-Arztserie "In aller Freundschaft".
Am 1. Mai 2009 senkte sich für immer der Vorhang für den 87-jährigen Schauspieler, der lange Zeit in Taucha bei Leipzig lebte. Hier fand er in den letzten Jahren die Ruhe und das private Glück, wonach er sich ein Leben lang sehnte. Ein schlichter Grabstein erinnert auf dem Südfriedhof an einen der größten ostdeutschen Schauspieler.
Übrigens, in seinem langjährigen Heimatsender, dem MDR, sucht man im heutigen Programm vergebens nach einem Delmare-Filmklassiker. Wie traurig!
Titelfoto: picture-alliance/ZBBU