Elton John wirft Vatikan Heuchelei vor: Investierte Katholische Kirche Spendengelder in dubiosen Fonds?
Los Angeles - Auf die Weigerung des Vatikans, homosexuelle Paare zu segnen, reagierte nun auch der britische Megastar Sir Elton John (73, "I'm Still Standing"). Der zweifache Oscar-Preisträger warf den Kirchenoberhäuptern Heuchelei vor.
In einem Tweet schreibt der Sänger: "Wie kann der Vatikan sich weigern, schwule Ehen zu segnen, weil sie eine 'Sünde sind'", und behauptet dann, der Vatikan habe offenbar kein Problem damit gehabt, Millionen in sein Filmprojekt "Rocketman" zu investieren, in dem es um Homosexualität geht.
Das Ganze schließt er mit dem Hashtag "hypocrisy", also "Heuchelei", ab.
John, der seit 2005 mit dem kanadischen Filmproduzenten und Regisseur David Furnish (58) verheiratet ist, schlug mit seinem Tweet gegen den Vatikan zurück. Der hatte am Montag verkündet, dass die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Paare nicht segnen könne.
In dem sogenannten "Responsum ad dubium" (dt.: "Antwort auf einen Zweifel") heißt es, Segnungen menschlicher Beziehungen seien nur möglich, wenn damit den Plänen Gottes gedient sei.
Unzulässig sei dagegen jede Segnungsform, die homosexuelle Partnerschaften anerkenne. Die christliche Gemeinschaft sei aber aufgerufen, Menschen mit homosexuellen Neigungen zu respektieren.
Wörtlich hieß es in einem Dekret, es sei nicht erlaubt, "Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (...) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist". Solche Segnungen können deshalb auch "nicht als legal angesehen werden".
Dem gab Papst Franziskus (84) seinen Segen.
Vatikan legitimiere Diskriminierung von Homosexuellen
Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" sprach nach der Bekanntgabe von einer "unsäglichen Entscheidung". Sie sei nichts weiter als ein Versuch des Vatikans, von oben her weltweit Glaubens- und Sittenregeln zu verordnen.
Zudem trage der Vatikan mit dieser Entscheidung dazu bei, dass homosexuelle Menschen in vielen Ländern noch immer diskriminiert werden und ihre Gefängnis- und Todesstrafe deshalb als gottgegeben angesehen werde, erklärte ein Sprecher der Bewegung.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (59), verteidigte den Beschluss und erklärte, die vatikanische Behörde gebe in ihrer Erklärung nur den aktuellen Stand der kirchlichen Lehre wieder. Er verwies darauf, dass sich die katholische Lehre in diesem Gebiet auch noch weiterentwickeln könnte.
Vom deutschen Lesben- und Schwulenverband hieß es, die Aussage, dass Homosexuelle nicht gottgewollt seien, legitimiere deren Ausgrenzung und Diskriminierung.
In der evangelischen Kirche sind solche Segnungen übrigens schon längst weit verbreitet, es gibt es auch kirchliche Trauungen für Homosexuelle. Für die katholische Kirche hört dagegen die Liebe bei Homosexualität offenbar auf.
Spendengelder auch für Luxus und Immobilien verprasst
Zurück zu Elton John und seinem Biopic "Rocketman". Berichte über die Investition des Vatikans in den Film, der das Leben des Musikers von dessen schwerer Kindheit bis hin zum Ruhm nachzeichnet, wurden erstmals 2019 in einem Beitrag der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlicht.
Unterlagen zufolge investierte das vatikanische Staatssekretariat in den in Malta ansässigen Centurion Global Fund. Dieser Investmentfonds habe wiederum vier Millionen Euro in ein Filmfinanzierungsprogramm gesteckt, das "Rocketman" sowie eine Fortsetzung von "Men in Black" umfasste.
Doch das ist noch nicht alles - und jetzt wird es spannend! Seit 2019 ermittelt der Vatikan auch selbst im Fall des Centurion Global Fund, weil "der verdächtigt wird, in Korruptionsskandale und Bestechung verwickelt zu sein", berichtet die "Catholic News Agency".
Und das möglicherweise auch mithilfe des Geldes vom Vatikan! Offenbar stammte die Summe aus den Spenden der Gläubigen! Doch statt mit dem Vermögen karitative Zwecke zu finanzieren - der eigentliche Verwendungszweck -, wurden etwa Luxus-Immobilien gekauft, beispielsweise in London, und das teure Leben vatikanischer Beamter finanziert.
Oder eben in einen fragwürdigen Fonds investiert, der laut "Corriere della Serra" über mindestens 70 Millionen Euro Bargeld verfüge. Zwei Drittel davon sollen direkt aus dem Staatssekretariat des Vatikans gekommen sein. Die Untersuchungen dazu würden noch andauern.
Titelfoto: Ricardo Rubio/Europa Press/dpa