Elsa und Anna aus "Die Eiskönigin": "Man kann nicht unglücklich aus diesem Stück gehen!"
Hamburg - Kurz vor der 800. Show am kommenden Wochenende hat das Musical "Die Eiskönigin" in Hamburg einen neuen Hauptcast bekommen: Als Arendelle-Schwestern stehen seit vergangenem Mittwoch Broadway-Star Willemijn Verkaik (48) als Elsa und Abla Alaoui (33) als Anna auf der Bühne. Im Interview mit TAG24 verrieten die beiden die größten Herausforderungen ihrer neuen Rollen und was die Disney-Geschichte für sie so besonders macht.
TAG24: Wie war es für Euch, Teil eines bereits bestehendes Casts zu werden? Ihr musstet ja innerhalb weniger Wochen zu Euren Rollen finden.
Willemijn: Es waren fünf Wochen Proben. Für etwas, das schon da ist, war das echt Luxus. Weil wir die Show auch sehen und davon lernen konnten.
Abla: Vor allem das Haus hat uns sehr geholfen: Die Ankleider und Ankleiderinnen, die Maske und alle, die hinter der Bühne arbeiten, haben uns so gut vorbereitet und aufgenommen. Wir konnten uns hinstellen und um uns herum standen sieben Personen, die genau wussten, was zu tun ist, und das war eine extreme Erleichterung.
TAG24: Willemijn, Du hast Elsa bereits in den Filmen Deine Sing-Stimme geliehen. Wie war es jetzt für Dich, ihr auch ein Gesicht geben zu dürfen?
Willemijn: Es war für mich das Tüpfelchen auf dem i. Ich war schon super glücklich, dass ich diese Filme einsingen durfte, ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas mal machen darf, und erst recht nicht auf Deutsch. Aber hier auf der Bühne ist es total anders, als wenn ich es einmalig auf einem Konzert singe. Hier gibt es Choreografien, Effekte - plötzlich kriege ich ein anderes Kleid (lacht).
Man singt die Lieder in einem anderen Kontext und da muss man schon erneut herausfinden, wie man diese präsentiert und erlebt. Dabei hat es mir geholfen, dass ich Elsa schon kenne. Ich weiß, was für ein Charakter sie ist und was sie erlebt hat. Trotzdem hat es sich auch frisch und neu angefühlt.
Abla Alaoui als Anna: "Es geht nicht mehr vorwiegend um die romantische Liebe!"
TAG24: Abla, wie war Deine Beziehung zu den Filmen, bevor Du die Rolle der Anna bekommen hast?
Abla: Ich habe die Filme geliebt, vor allem den ersten Teil. Ich habe sie zuerst auf Englisch gesehen und dann auf Deutsch. Und ich fand die Geschichte so besonders. Sie baut auf einer anderen Art von Liebe auf. Es geht nicht mehr vorwiegend um die romantische Liebe, es geht vor allem um Schwesternliebe, um Familienliebe und Liebe unter Freund:innen. Ich glaube, das hat die Zuschauer dazu gebracht, sich in Charaktere zu verlieben, die sich etwas erkämpfen müssen.
TAG24: Was war für Euch die größte Herausforderung?
Abla: Es ist das erste Mal, dass ich eine so komödiantische Rolle spiele. Und dann auch die Songs dazu singe, die eine ziemlich große Range haben. Es startet sehr hoch und wird gegen Ende etwas entspannter und tiefer, aber dieser hohe Start, dafür muss man sich gut vorbereiten und das erfordert Konzentration. Und die Rolle geht mit so viel Energie auf die Bühne, die muss man selber auch erst einmal aufbringen.
Willemijn: In Wien habe ich letztes Jahr Mrs. Danvers in "Rebecca" gespielt und die war so ganz anders und wenn man ein Jahr lang einen Charakter spielt, ist er irgendwann Teil deiner Haltung. Ich musste das komplett wegschmeißen und resetten. Die Mrs. Danvers ist ruhig, dunkel, hart, verbittert und hat kein Vertrauen mehr. Und Elsa ist sanft und hoffnungsvoll. Am Anfang habe ich mich ein paar Mal schütteln müssen. Das war eine Herausforderung. Aber auch da hat Adrian Sarple [Anm. d. Red. der Regisseur] uns genau die Zeit gegeben, die wir brauchten.
Willemijn Verkaik als Elsa: "Das Musical zaubert einfach ein Lächeln ins Gesicht!"
TAG24: Wie war es für Euch, Schwestern zu spielen? Bereitet man sich darauf besonders vor?
Abla: Für mich war sie Willemijn Verkaik, die spricht man auch nicht einfach so an. Und als ich die Rolle dann bekommen habe, hat sie mir eine Nachricht geschrieben und ich habe sie drei Tage nicht geöffnet, weil ich so aufgeregt war.
Bis die anderen Kollegen und Kolleginnen meinten: "Meinst Du nicht, dass das nicht ein bisschen unhöflich ist?" Und dann haben wir uns zu einem Picknick getroffen und ich habe gemerkt, dass das eine ganz entspannte Sache wird.
Willemijn: Jeden Tag probt man zusammen. Man lernt sich sehr schnell kennen und muss dann sehr schnell sagen können: "Wir vertrauen uns!" Und das hat super geklappt.
TAG24: Für die Rolle seid Ihr beide mindestens noch ein Jahr mit Hamburg verbunden. Welche Beziehung habt Ihr zu der Stadt?
Willemijn: Ich war hier schon für Konzerte. Ich liebe es, ich bin super happy hier und hoffe, dass ich noch länger bleiben kann. Obwohl mein Zuhause in Holland und mein Mann da ist - das bleibt auch so - fühle ich mich sehr wohl in Hamburg.
Abla: Hamburg ist mein Erstwohnsitz und seit zehn Jahren arbeite ich das erste Mal in Hamburg. Darüber bin ich sehr glücklich.
TAG24: Und zum Schluss: Wieso sollte man sich "Die Eiskönigin" unbedingt angucken?
Willemijn: Ich denke, das Musical zaubert einfach ein Lächeln ins Gesicht. Es ist so liebevoll geschrieben, man kann super laut lachen, aber es ist auch emotional und berührend und das ist für alle ein tolles Theatererlebnis.
Abla: Man kann nicht unglücklich aus diesem Stück herausgehen, es ist einfach nicht möglich. Ich glaube, es ist für jeden etwas dabei, von Jung bis Alt, das kann man nicht von jeder Show sagen. Es gibt Besonderheiten wie die tollen Eiseffekte. Es ist vertraute Musik, die zusammen mit neuer Musik extrem harmoniert und neue Ohrwürmer schaffen kann. Und es ist immer eine Reise wert, über die Elbe zu fahren.
Seit November 2021 ist das Musical von Disney Theatrical Productions in Hamburg zu sehen. Seitdem wurden bereits eine Million Tickets verkauft. Diese gibt es ab 63,99 Euro auf stage-entertainment.de.
Titelfoto: Morris Mac Matzen / Stage Entertainment