Doku über getötete Iranerin erhält Publikumspreis: "Anflug der Hoffnung!"
Hamburg - Mit einem "unvergesslichen Once-in-a-Lifetime-Finale" – wie Bürgermeister Peter Tschentscher (58, SPD) es ausdrückte – endete am Samstagabend das 32. Filmfest Hamburg traditionell mit einer Preisverleihung und mit der exklusiven Deutschlandpremiere des Abschlussfilms "The Room Next Door" (ab 24. Oktober im Kino).
Während viele Preise wie die zwei Douglas-Sirk-Preise schon im Verlauf des zehntägigen Festivals verliehen worden waren, durften sich am Samstag fünf weitere Preisträger und Preisträgerinnen über eine Auszeichnung freuen.
Der inoffizielle Preis der besten Rede – zumindest nach der Stimmung im Saal – ging dabei an die Brüder Ramon und Silvan Zürcher, die mit ihrem "schweizerischen Enthusiasmus" für viele, herzliche Lacher sorgten.
Ausgezeichnet wurden die beiden mit dem "Preis der Filmkritik" für ihr Familiendrama "Der Spatz im Kamin" (ab 10. Oktober im Kino), der laut der Jury "nicht aufgehört hat, zu verblüffen".
Der begehrte Publikumspreis ging dieses Jahr an den Dokumentarfilm "Freiheit im Herzen - Lasst es uns eilig haben, menschlich zu sein" von Roxana Samadi (23). Ein Porträt über die Proteste nach dem gewaltsamen Tod der Iranerin Jina Mahsa Amini (†22).
"Als ich heute Morgen davon erfahren habe, kam ein Anflug der Hoffnung in mir hoch", begann die Nachwuchs-Regisseurin ihre Dankesrede.
Und weiter: "In dem Film geht es darum, menschlich zu sein und dass wir im Kern alle miteinander verbunden sind. Und die Tatsache, dass sich das Publikum für diesen Film und dieses Thema entschieden hat, zeigt mir, dass wir auf dem Weg in eine schöne Zukunft sind und ich bin sehr optimistisch, dass wir zueinander finden können."
Trailer zu "Freiheit im Herzen"
Filmfestleiterin Malika Rabahallah: "Wir haben in Hamburg etwas gemacht, was es nirgendwo gibt"
Die Gewinnerin des gesamten Festivals war für Moderatorin Julia Westlake (53, NDR) aber ganz klar Filmfestleiterin Malika Rabahallah (54). Die ihre erste Festivalsaison mit "drei dicken Ausrufezeichen" gemeistert habe.
Auch Bürgermeister Tschentscher lobte die gebürtige Französin für ihren Beitrag zum "Highlight des Kulturkalenders der Stadt", welches mit über 50.000 Besuchenden ein voller Erfolg war.
"Für zehn Tage war Hamburg die Hauptstadt der Filmkunst", so der Politiker, der auch noch einmal den von Rabahallah neu eingeführten "Tag des freien Eintritts" am 3. Oktober besonders hervorhob.
Ein Herzenswunsch der 54-Jährigen, der in Erfüllung ging: "Unsere Erwartungen wurden übertroffen, wir waren mit über 90 Prozent ausgelastet, das heißt die Hamburger und Hamburgerinnen haben das wirklich für sich entdeckt". Die Aktion war sogar so erfolgreich, dass bereits andere Festivals nachgefragt hätten, wie der kostenfreie Kinotag umgesetzt werden kann.
"Es ist doch gut, dass wir in Hamburg etwas gemacht haben, was es nirgendwo gibt und jetzt ein Beispiel für andere Festivals sind. Ich finde, Kultur gehört allen!", betonte Rabahallah, die hofft, dass es nicht bei der einmaligen Aktion bleibt. Ein Wink in Richtung Bürgermeister, da die Behörde für Kultur und Medien ihre Idee finanziell umgesetzt hat.
Titelfoto: Montage: TAG24/Madita Eggers (2)