Comedienne Parshad: "Ich stelle mich der Sache und therapiere mich damit!"

Hamburg/ Frankfurt am Main – Comedienne Parshad (25) spricht im TAG24-Interview über ihre Teilnahme am EMOTION Women's Day in Hamburg, ihre Wut auf TikTok und die Tatsache, dass Entertainment zugänglich für alle sein sollte. Außerdem berichtet die gebürtige Hessin mit persischen Wurzeln, dass sie immer noch mit Rassismus zu kämpfen hat.

Comedienne Parshad (25) ist ab und an auch Teil der Satire-Show "ZDF Magazin Royal" mit Jan Böhmermann (42).
Comedienne Parshad (25) ist ab und an auch Teil der Satire-Show "ZDF Magazin Royal" mit Jan Böhmermann (42).  © Screenshot Instagram/Parshad

TAG24: Viele erwarten häufig von Dir, dass Du in Deiner Comedy Deine Herkunft ansprichst. Wie gehst Du damit um, wenn Du nicht als "Hessin" wahrgenommen wirst?

Parshad: Ich finde es immer wieder witzig, wie Leute mein gesprochenes "SCH" auf meinen persischen Background beziehen WOLLEN. Und darin einen Fehler sehen. Da denke ich mir: "Digga, das ist der hessische Akzent!"

Ich komme aus dem tiefsten Dorf in Hessen, fast schon Bayern. Da spricht man halt so. Es ist super anstrengend, mich da immer beweisen zu müssen – als Hessin. Von Tag zu Tag bekomme ich immer wieder die Bestätigung: Es gibt noch diese alten Muster, die alten Denkweisen. So viele Menschen wollen mich immer noch nicht als die Hessin sehen, die einfach Comedy macht.

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Die wollen mich immer noch als die "Kanackin" sehen – aber negativ konnotiert. So von wegen: die Asoziale, die Kanacken-Braut. Und das ist super ermüdend, aber gleichzeitig auch ein Antrieb. Wie ein Energy-Drink, der meinem Körper vermittelt: Egal wie müde Du bist, Du gehst jetzt auf die Bühne und änderst vielleicht sogar die Meinung von dem einen, der da sitzt und sowas denkt. Einfach auch für die, die nach mir noch kommen. Damit sie es vielleicht mal einfacher haben.

Damit hat Parshad lange zu kämpfen gehabt

Mit ihren Reels will Parshad (25) ihren Followern zeigen, wieso es wichtig ist, nicht so viel auf die Meinung anderer zu geben.
Mit ihren Reels will Parshad (25) ihren Followern zeigen, wieso es wichtig ist, nicht so viel auf die Meinung anderer zu geben.  © Screenshot Instagram/Parshad (Bildmontage)

TAG24: Du bist Teil des "ZDF Magazin Royal" von Jan Böhmermann (42). Wie ist das für Dich? Und was wünschst Du Dir von der Zukunft?

Parshad: Ich bin ja nicht voll dabei, nur ab und zu. Aber: Es ist eine riesige Ehre für mich. Diese Show ist was, was ich konsumiert habe und bis dato noch konsumiere bis zum Gehtnichtmehr. Mir ist auch aufgefallen bei der ersten Anfrage vor eineinhalb Jahren, dass ich mich viel zu krass oft unterschätzt habe. Dass ich sogar mit dem Hochstapler-Syndrom zu kämpfen gehabt habe, von wegen: "Ich verkacke doch eh. Warum ich?"

Aber als ich dann das erste Mal das Team getroffen habe, war es so schön. Ich habe außerhalb aller negativen Erfahrungen im öffentlichen Raum gesehen, dass es Leute gibt, die Dich einfach so nehmen, wie Du bist. Ohne es irgendwie auf irgendwas beziehen zu wollen. Ja, es ist einfach eine richtige Ehre. Ich habe auch die Liebe zu Satire nochmal neu entdeckt. Ich habe Freundschaften geschlossen. Ich liebe es immer wieder aufs Neue, da zu sein.

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TAG24: Glaubst Du, Comedy kann auch eine Art "Flucht" sein?

Parshad: Comedy ist für mich mehr als fliehen. Es ist eine Art: Ich stelle mich der Sache und therapiere mich damit. Oder: Ich finde am Ende des Abends heraus, dass ich doch noch nicht so weit bin und nochmal Hilfe brauche. Man kann sich mit Humor echt super therapieren auf der Bühne. Klar, ich re-traumatisiere mich auch irgendwo immer wieder, aber dann heile ich mich auch direkt wieder.

Bestes Beispiel: Ich habe gerade ein Podcast-Projekt mit Natascha Ochsenknecht (58). Sie ist Mutter. Und wir haben darüber gesprochen, dass ich bei einer Tagesmutter groß geworden bin und meine Mama kaum gesehen habe. Oder, dass meine Mutter noch nie auf einer Schulaufführung von mir gewesen ist, außer auf der Abi-Feier. Da habe ich angefangen zu flennen vor Natascha. Und sie war so: "Sollen wir das abbrechen? Soll ich Dich in den Arm nehmen?" Und ich so: "Ne Natascha, das ist 'ne super Erkenntnis für mich, dass ich da doch nochmal ansetzen muss!"

Parshad: "Alle Dörfer haben mich ausgelacht!"

TAG24: Was würdet Du tun, wenn ein junges Mädchen auf Dich zugeht und fragt: "Parshad, wie gehe ich meinen Weg? Wie erhalte ich mehr Selbstvertrauen?"

Parshad: Man muss in dieser Welt immer irgendwie emotional unabhängig sein. Das ist super schwer. Ich kann davon Lieder und Bücher schreiben. Alles. Emotionale Unabhängigkeit: Selbst von den eigenen Eltern. Meine Mutter war anfangs sehr gegen das, was ich mache. Inzwischen zum Glück nicht mehr. Aber es war wirklich Jahre lange Arbeit.

Ich würde sagen, versuche, niemals die Meinungen anderer zu doll aufzusaugen, aber lerne, kritikfähig zu sein. Ich habe mit 320 Followern angefangen, wurde von allen Dörfern bei uns ausgelacht. Und das war kacke, ja. Aber dadurch habe ich gelernt, mich emotional unabhängig zu machen, Freundschaften abzubrechen. Hört sich kindisch an, war aber nötig, sonst stellst Du Dir für immer die Frage: Was wäre wenn? Und das darfst Du niemals.

Das Leben ist so kurz. Nutze Deine Privilegien. Du willst was mit Internet machen und hast Zugang dazu? Mach es einfach! Egal, wie viele Follower Du hast, egal ob Dich jemand auslachen oder über Dich lästern könnte. Emotionale Unabhängigkeit ist was, was man lernen kann und es ist sehr mächtig.

So lernst Du Dich am besten kennen: Wenn Du auf Dich achtest und - sorry, dass ich so rede - endlich mal einen F*ck drauf gibst, was andere denken oder von Dir sagen könnten.

Titelfoto: Screenshot Instagram/Parshad (Bildmontage)

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