Hamburg - Bei Themen wie Geld, Steuern und Finanzen ist den wenigsten zum Lachen zumute – höchstens aus Verzweiflung oder eben als Gast bei einem der Comedy-Programme von Kabarettist Chin Meyer. Der gebürtige Hamburger schafft es seit mehr als 20 Jahren – so auch in seiner Show "Cash Man!" – unser Wirtschaftssystem humorvoll aufzuarbeiten. Dahinter stecke viel Recherche, wie der 64-Jährige im TAG24-Interview verriet.

Bekannt wurde Chin Meyer 2000 mit der von ihm erfundenen Figur des Steuerfahnders "Siegmund von Treiber" im Theater-Restaurant "Pomp, Duck and Circumstance".

"Als ich mich damals zum ersten Mal tiefergehend mit Geld, Finanzen und Wirtschaft auseinandersetzte, wurde mir klar, dass die Widersprüche unseres Wirtschaftssystems sich hervorragend für Comedy eignen", so der Wahl-Berliner im Interview.

Doch bevor er im Kabarett seine Berufung fand, war der 64-Jährige ein wahres Chamäleon der Berufe und unter anderem als DJ, Masseur, Butler, Musical-Darsteller und als lebendige Jukebox in den Fußgängerzonen Europas unterwegs.

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Letzterer sei - neben seinem jetzigen natürlich – einer seiner lustigsten Jobs gewesen, so Meyer, dessen neues Programm passenderweise den Untertitel "Die lustigsten Wege zum schnellen Geld!" trägt. Mithilfe von Tanz- und Gesangseinlagen will er aufzeigen, wie absurd die Jagd nach dem schnellen Euro manchmal sein kann.

TAG24: Herr Meyer, Sie sagen gerne "Bei Geld fängt der Spaß erst an", aber hört er genau dort nicht oft auf?

Meyer: Das hängt ganz von der Perspektive ab. Ob etwa der Kontostand mit einem Minus-Zeichen beginnt … Aber die Erwartung, dass Geld uns langfristig in glückliche Menschen verwandelt, ist schon sehr absurd. Ich kenne eine Menge reicher Leute, denen ich sagen würde: Du könntest auch mit weniger Geld genauso unglücklich sein!

TAG24: Wie viel Recherche steckt hinter Ihren Programmen?

Meyer: Sehr viel. Es ist ein bisschen wie Gold schürfen in den Bächen Alaskas. Nur nicht ganz so kalt. Man liest viel und siebt das meiste aus. Aber irgendwann bleibt ein kleines Nugget im Fluss des Humor-Gottes hängen - und der ist dann komisch.

TAG24: Und wie schaffen Sie es, oft komplexe Themen auf eine Humor-Ebene herunterzubrechen, die ein breites Publikum versteht?

Meyer: Komplexität zu vereinfachen beginnt damit, sich zu fragen, was wirklich dahinter steckt? Was ist der einfachste Satz, mit dem man eine bestimmte Sache zusammenfassen könnte? Und das ist manchmal gar nicht so einfach.

TAG24: Bei welchen Themen können Sie wirklich gar nicht lachen?

Meyer: Wenn Menschen sich von Fakten verabschieden oder nicht in der Lage sind, Ambivalenzen zu ertragen und auszuhalten. Häufig sind Dinge ja nicht nur schwarz und weiß, sondern kommen in unklaren Grautönen daher.

TAG24: Mir ist aufgefallen, dass nach ihren Shows auch des Öfteren Ihre "tolle Stimme" gelobt wird. Wie wäre es als gebürtiger Hamburger in der Hauptstadt der Musicals mal mit einem Wirtschaftsmusical?

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Meyer: Was für eine grandiose Idee! Übernehmen Sie das Marketing? Arbeitstitel: "Cum-Ex – jetzt auch als Musical!" In Anknüpfung an meine Zeit als Sänger bei Cats im Operettenhaus an der Reeperbahn in den achtziger Jahren.

TAG24: Und als Letztes noch: Gelten Sie in ihrem Umfeld als Finanzexperte und werden oft nach Tipps gefragt?

Meyer: Tatsächlich, ja. Ich gebe dann immer ganz langweilige Tipps. Nach dem Motto: Breit streuen und passive Index ETFs kaufen. Hauptsächlich versuche ich, meine Freunde eher davon abzuhalten, in irgendwelche dubiosen Finanzprodukte wie Kapital-Lebensversicherungen zu investieren. Mein wichtigster Tipp ist natürlich: das Humor-Portfolio aufbauen! Etwa durch den Besuch einer lustigen Abendveranstaltung mit Chin Meyer.

Am 22. September spielt Chin Meyer sein neues Programm im Alma Hoppe Lustspielhaus. Tickets für Hamburg und weitere Termine von "Cash Man!" unter chin-meyer.de.