"Banana Boat"-Legende Harry Belafonte im Alter von 96 Jahren gestorben
New York - Der US-amerikanische Sänger, Schauspieler und Entertainer Harry Belafonte ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Dies bestätigte sein langjähriger Sprecher, Ken Sunshine, am Dienstag.
Ursache sei laut Sunshine eine kongestive Herzinsuffizienz, also Herzversagen. Belafonte starb demzufolge am Dienstagmorgen in seinem New Yorker Zuhause. Seine Frau Pamela sei dabei an seiner Seite gewesen. Außer ihr hinterlässt der legendäre Star vier Kinder, zwei Stiefkinder und acht Enkel.
Belafonte erlebte seinen Aufstieg in den 1950er Jahren, als Rassentrennung in den USA noch weit verbreitet war. Somit war sein Aufstieg in die oberen Ränge des Showbusiness historisch - und seine Art, mit Volksmusik die Pop-Charts zu stürmen und Rassenbarrieren zu überwinden, eine Klasse für sich.
Zwar war er nicht der erste schwarze Entertainer - vor ihm gab es bereits etwa Louis Armstrong und Ella Fitzgerald. Aber keiner erregte so viel Aufsehen wie er, und einige Jahre lang war niemand in der Musik, ob Schwarz oder Weiß, größer, schreibt die New York Post.
Bekannt wurde der Sohn westindischer Einwanderer mit Hits wie "Day-O (The Banana Boat Song)" und "Jamaica Farewell" und löste damit eine Begeisterung für karibische Musik aus. Sein Album "Calypso" aus dem Jahr 1956, auf dem beide Lieder enthalten waren, erreichte kurz nach seiner Veröffentlichung die Spitze der Billboard-Albumcharts und hielt sich dort 31 Wochen lang.
Es erschien kurz vor dem Durchbruch von Elvis Presley und galt als das erste Album eines einzelnen Künstlers, das sich mehr als eine Million Mal verkaufte.
Freundschaft mit Martin Luther King Jr.
Auch Belafontes Konzerte galten als wahre Magneten: Der charismatische und gutaussehende Sänger zog das Publikum mit ausgelassenen Calypsos wie "Matilda", Arbeiterliedern wie "Lead Man Holler" und Balladen wie "Scarlet Ribbons" in seinen Bann.
1959 war er der bestbezahlte schwarze Künstler der bisherigen Geschichte, mit lukrativen Verträgen für Auftritte in Las Vegas, Los Angeles und New York.
Der musikalische Erfolg führte schließlich auch zu Filmangeboten, und Belafonte wurde bald der erste schwarze Schauspieler, der als Hauptdarsteller großen Erfolg in Hollywood erzielte. Sein Filmruhm war jedoch nur von kurzer Dauer, weil sein "Rivale" Sidney Poitier (†94) zum ersten schwarzen Movie-Idol wurde. Dennoch spielte Belafonte in mehr als 40 Filmen mit.
Seit den späten 1950er Jahren widmete sich Harry Belafonte zunehmend den Bürgerrechten und er wurde zu einer wichtigen Kraft dieser Bewegung.
Er freundete sich mit Martin Luther King Jr. (†39) an, beide blieben bis zum Mord an Luther King Jr. im Jahr 1968 Freunde und Belafonte unterstützte den Bürgerrechtler bei dessen Streben nach Rassengleichheit.
Später kämpfte der politisch engagierte Belafonte an der Seite Nelson Mandelas (†95) gegen die Apartheid in Südafrika und setzte sich als Unicef-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan ein.
In Ostdeutschland große Beliebtheit durch "Beat Street"
Großer Beliebtheit erfreute sich Harry Belafonte vor allem in der DDR und bis heute in Ostdeutschland auch aufgrund des Breakdance-Films "Beat Street" von 1984, den er co-finanzierte und produzierte.
Der Tanzfilm unter der Regie von Stan Lathan (77) erzählt vom Leben einer Jugend-Gang aus der Bronx in New York City, die sich aus DJs, Breakdancern und Sprayern zusammensetzt.
Der Streifen hatte durchaus ein sozialkritisches Anliegen, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Zudem trug er dazu bei, dass Breakdance und Hip Hop über die USA hinaus bekannt wurden - auch in der DDR, wo er zu ungeahnter Popularität gelangte. Erstmals war er dort in den Kinos am 14. Juni 1985 zu sehen.
Der Einfluss des Film auf die Jugend in der DDR war enorm! In der Folge gründeten sich in dem Land zahlreiche Verbünde und Organisationen, die sich ausschließlich Breakdance, Hip-Hop und Graffiti widmeten.
Weil die damalige SED-Führung darin eine "Kapitalismuskritik" sah, begrüßte sie die neue Jugendkultur.
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