Studie zeigt: Frauen schreiben häufiger über Natur als Männer
Leipzig - Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Goethe-Universität Frankfurt hat ein Forschungsteam der Uni Leipzig rund 13.500 literarische Werke von 2900 Autorinnen und Autoren untersucht. Die zentrale Frage der Studie: Inwieweit beeinflussen Faktoren wie Geschlecht, Wohnort oder Alter des Schreibenden die Darstellung von Natur in ihren Werken?
In einer vorangegangenen Studie konnte das iDiv bereits feststellen, dass das Artensterben auch in der westlichen Literatur Einzug hält: So nehmen die Beschreibungen biologischer Vielfalt in Romanen seit den 1830ern kontinuierlich ab.
Doch wie wirken sich die Lebensumstände der Verfassenden auf diese Beschreibungen aus? Um das herauszufinden, verknüpften die Forschenden den Literaturbestand des Project Gutenberg - hauptsächlich Werke aus Europa und Nordamerika - mit den biografischen Infos über die Autorinnen und Autoren.
"Letztendlich konnten so 13.493 Werke aus den Jahren 1705 bis 1969 von 2847 Autor:innen mit Methoden des sogenannten Maschinellen Lernens analysiert werden", erklärte die Uni Leipzig die Methode in einer Pressemitteilung zur Studie.
Und hier kristallisierte sich demnach schnell die Signifikanz der individuellen Lebensumstände heraus. Am Wichtigsten hierbei sei laut Erstautor und Doktorand Lars Langer vor allem die Bildung und Erziehung der Schriftsteller: "Hohe Standards in der Allgemeinbildung tragen zur Wertschätzung der Natur bei."
Also: Wer einen höheren Bildungsgrad besitzt und in einer intellektuellen Umgebung heranwachsen durfte, beschreibt Flora und Fauna in literarischen Werken im Schnitt deutlich ausführlicher und detaillierter.
Geschlecht, Herkunft und Bildungsgrad wirken sich auf Schreibstil aus
Die Forschenden konnten aber auch andere interessante Punkte herausarbeiten: So stellten sie fest, dass von Frauen verfasste Werke über alle untersuchten Epochen hinweg durchschnittlich mehr Biodiversität enthalten als die von Männern.
Auch Herkunft und Wohnort scheinen hierbei eine Rolle zu spielen. So fühlen sich nordamerikanische Schreibende eher zu Naturdarstellungen berufen als ihre Kollegen und Kolleginnen aus Europa. Das Gleiche gilt für Personen aus kleinen Orten: Sie fühlen sich der Natur scheinbar stärker verbunden als Personen aus größeren Städten. Das Alter hingegen scheint keinen großen Einfluss auf die Darstellungen von Biodiversität zu haben.
Die komplette englische Studie könnt Ihr >>>hier einsehen.
Titelfoto: Colourbox