Schreie bei Stress oder Verletzungen: Neue Studie enthüllt, wie laut Pflanzen sind

Tel Aviv (Israel) - Wer jetzt an schreiende Alraunen aus der magischen Welt von Harry Potter denken muss, liegt vielleicht gar nicht mal so falsch. Gestresste oder verletzte Pflanzen geben laut einer neuen Studie Geräusche von sich, die kaum hörbar sind und deutlich dem Befinden der Gewächse zuzuordnen sind.

Nicht magische Pflanzen sind Gott sei dank nicht in der Lage uns laut entgegen zuschreien, wenn man sie umtopfen will.
Nicht magische Pflanzen sind Gott sei dank nicht in der Lage uns laut entgegen zuschreien, wenn man sie umtopfen will.  © Screenshot: YouTube/Wizarding World, 123RF/sevalv

Das berichtet die US-Zeitung "New York Post".

Forscher der Universität Tel Aviv in Israel untersuchten unter anderem Tabak- und Tomatenpflanzen die mit speziellen Mikrofonen überwacht werden, welche tatsächlich Ultraschallwellen aufzeichnen konnten.

Fürs menschliche Ohr sind diese allerdings nicht hörbar. Um sicherzustellen, dass die aufgenommenen Geräusche auch wirklich von den Pflanzen stammen, wurden sie in ein schallgeschütztes Gewächshaus gebracht.

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Tatsächlich konnten die Mikrofone einiges an "Gesprächsstoff" der Gewächse aufzeichnen: Sind sie durstig oder gestresst, so geben sie wohl "knallende Geräusche" von sich.

"Wir haben maschinelle Lernmodelle entwickelt, denen es gelang, den Zustand der Pflanzen, einschließlich Dehydrierungsgrad und Verletzungen, allein auf der Grundlage der abgegebenen Geräusche zu identifizieren", schreibt das Forscherteam in den Studienergebnissen.

Und auch wenn wir Menschen das nicht hören können, sind andere Lebewesen sehr wohl dazu in der Lage die pflanzlichen Schreie wahrzunehmen. Wir können Geräusche bis etwa 16 Kilohertz wahrnehmen.

Zum Vergleich: Hunde und Katzen hören etwa bis 60 Kilohertz. Und die untersuchten Pflanzen gaben Geräusche in einer Frequenz von 40 bis 80 Kilohertz von sich. Gut möglich also, dass unsere Haustiere hören, wenn die Pflanzen auf dem Fensterbrett zu lange nicht gegossen wurden.

Auch das Umtopfen ist für Pflanzen purer Stress - wie die schreiende Harry-Potter-Alraune demonstriert

Stress macht Pflanzen laut

Pflanzen die lange nicht gegossen wurden oder vor dem Experiment beschnitten wurden, waren lauter und äußerten sich öfter. (Symbolfoto)
Pflanzen die lange nicht gegossen wurden oder vor dem Experiment beschnitten wurden, waren lauter und äußerten sich öfter. (Symbolfoto)  © 123RF/marketlan

Auch Weizen, Mais, Kakteen und Taubnesseln wurden auf ihre Kommunikationsfähigkeit getestet.

"Bevor wir die Pflanzen in die Akustik-Box platzierten, unterzogen wir sie verschiedenen Behandlungen: Einige Pflanzen wurden fünf Tage lang nicht gegossen, bei einigen wurde der Stängel abgeschnitten und einige waren unberührt", sagte Lilach Hadany, die Co-Autorin der Studie.

Und tatsächlich unterschieden sich die Frequenzen, welche die Gewächse von sich gaben. Auch die Häufigkeiten von Äußerungen schwankte, je nach deren Gemütszustand. Die Forscher fanden heraus, dass gestresste Pflanzen öfter Geräusche von sich geben.

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Stündlich gaben sie etwa ein Dutzend kleine Schreie von sich. Pflanzen, die nicht gestresst waren, gaben weniger als einmal in der Stunde einen Laut von sich.

Sogar in einem normalen Gewächshaus, das nicht von äußeren Einflüssen isoliert wurde, konnten die Geräusche der Gewächse darin aufgezeichnet werden.

Neben Tomaten- und Tabakpflanzen wurden auch Weizen, Mais, Kakteen und Taubnesseln untersucht. Alle reagierten ähnlich auf Stress. (Symbolfoto)
Neben Tomaten- und Tabakpflanzen wurden auch Weizen, Mais, Kakteen und Taubnesseln untersucht. Alle reagierten ähnlich auf Stress. (Symbolfoto)  © 123RF/korobova1985

Klatsch-Hot-Spot Blumenwiese?

Auch wenn auf einer Blumenwiese kein Ort für aktiven Klatsch und Tratsch ist, soll es laut Forscherin Lilach Hadany wohl recht laut dort zugehen. (Symbolfoto)
Auch wenn auf einer Blumenwiese kein Ort für aktiven Klatsch und Tratsch ist, soll es laut Forscherin Lilach Hadany wohl recht laut dort zugehen. (Symbolfoto)  © 123RF/inaquim

Die Forscher gehen davon aus, dass Blumen, Bäume und Sträucher so relevante Informationen an andere Pflanzen, aber auch Tiere senden können, die in der Lage sind Frequenzen in dieser Höhe wahrzunehmen.

"Wir gehen davon aus, dass in der Natur die von Pflanzen abgegebenen Geräusche von Lebewesen in der Nähe wie Fledermäusen, Nagetieren, verschiedenen Insekten und möglicherweise auch anderen Pflanzen wahrgenommen werden – welche die hohen Frequenzen hören und relevante Informationen ableiten können", so Hadany.

"Mit den richtigen Werkzeugen" könnten auch Menschen die leisen Nachrichten zur Pflege der pflanzlichen Schützlinge nutzen.

Die Wissenschaftlerin witzelte: "Anscheinend kann eine idyllische Blumenwiese ein ziemlich lauter Ort sein. Es ist nur so, dass wir die Geräusche nicht hören können."

Aber auch wenn so Informationen übermittelt werden können, soll nicht davon ausgegangen werden, dass Pflanzen aktiv miteinander kommunizieren. Die Geräusche könne man eher als "Reaktion von Pflanzen auf Stress" ansehen.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/marketlan, 123RF/sevalv

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