Rätselhafte Ottonen-Burg in Mitteldeutschland: War der Bau eine Fehlinvestition?

Altenburg bei Großwangen - Das riesige Gelände der Altenburg bei Großwangen (Burgenlandkreis) ist nie richtig genutzt worden. Warum der Bau überhaupt entstand, bleibt bislang ein Rätsel. Auch Archäologie-Suchhunde brachten keinen Erfolg. Handelt es sich um ein gescheitertes Großprojekt des frühen Mittelalters?

Projektleiter Felix Biermann mit einem Schädelfund von 1925. Bereits damals gab es an dieser Stelle, auf dem Gelände der sogenannten "Altenburg" bei Großwangen, Ausgrabungen.
Projektleiter Felix Biermann mit einem Schädelfund von 1925. Bereits damals gab es an dieser Stelle, auf dem Gelände der sogenannten "Altenburg" bei Großwangen, Ausgrabungen.  © Heiko Rebsch/dpa

Die Bauarbeiten an der Altenburg bei Großwangen sind vor rund tausend Jahren abrupt beendet worden. "Das war möglicherweise ein gescheitertes Großprojekt", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt zum Abschluss der Grabungen der Deutschen Presse-Agentur.

"Offensichtlich hatte einer der ottonischen Herrscher große Pläne, aber die Anlage wurde nie richtig genutzt. Mit 17 Hektar Fläche ging der Bau in Größe und Anforderungen weit über das normale Maß einer damaligen Burg hinaus."

Bei den wochenlangen Grabungen kamen auch speziell trainierte Hunde, sogenannte Archäo-Dogs, zum Einsatz. Sie sollten prüfen, ob ein 1925 auf der Burg freigelegtes kleines Gräberfeld - mit den Skeletten von elf Männern und einem Kind, aber ohne weibliche Bestattungen - eine größere Ausdehnung besaß. Die Tiere konnten aber nur die Witterung vereinzelt verbliebener Knochen aufnehmen. "Offenbar wurde das Gräberfeld damals vollständig erfasst", sagte Biermann.

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Die Grabungen legten eine 900 Meter lange Mauer, etwa 2,30 Meter breit, frei. "Einer der vorgelagerten Wälle ist 5,50 Meter hoch und hat noch einen etwa fünf Meter tiefen Graben davor. Das wurde mit riesigem Aufwand gebaut", sagte Biermann.

"Nichts rechtfertigt die ungewöhnliche Größe"

Bei den Grabungen kamen auch speziell trainierte Hunde, sogenannte Archäo-Dogs, zum Einsatz.
Bei den Grabungen kamen auch speziell trainierte Hunde, sogenannte Archäo-Dogs, zum Einsatz.  © Heiko Rebsch/dpa

Die Frage bleibt, wozu dieser Aufwand? "Vermutlich sollte die Burg den Weg aus den östlichen Grenzgebieten gegen ungarische Reiternomaden und slawische Angriffe schützen", sagte Biermann. "Diese Straßenkontrollfunktion hätte aber auch ein deutlich kleineres Bauwerk gewährleistet. Auch als Fluchtburg war es viel zu groß".

"Bei den Grabungen haben wir zwar Grubenhäuser, Wirtschaftsgruben, Öfen und Feuerstellen entdeckt, auch einige typische Funde wie Keramik und einen Reitersporn", sagte Biermann. Jedoch verteilen sich nur einzelne Siedlungsrelikte in der ausgedehnten Innenfläche.

"Nichts rechtfertigt die ungewöhnliche Größe und die in jener Zeit innovative Errichtung einer Mörtelmauer, die nur bei Befestigungen von herausragender Bedeutung zur Anwendung kam", sagte der Archäologe. Klarheit sollen nun umfangreiche archäologische Auswertungsarbeiten, naturwissenschaftliche Analysen und historische Studien erbringen.

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Die Ottonen waren ein sächsisches Adelsgeschlecht. Sie regierten im ostfränkisch-deutschen Reich von 919 bis 1024, seit 962 auch als römische Kaiser. In der Nähe der Altenburg, etwa 2,5 Kilometer entfernt, liegt Memleben, wo König Heinrich I. und sein Sohn, Kaiser Otto I., starben. Die Forscher vermuten, dass die Altenburg in Beziehung zu diesem bedeutenden ottonischen Herrschaftszentrum stand.

Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa

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