Neue Studie: Nach emotionaler Misshandlung steigt Risiko für psychische Störungen bei Kindern

Leipzig - Kinder zwischen drei und 16 Jahren haben einer Studie zufolge ein erhöhtes Risiko, psychische Störungen zu entwickeln, wenn sie emotional misshandelt wurden.

80 Prozent der befragten Kinder, die von Misshandlung berichteten, hatten auch emotionale Misshandlung erfahren.
80 Prozent der befragten Kinder, die von Misshandlung berichteten, hatten auch emotionale Misshandlung erfahren.  © PR/Colourbox

Während sich bei Kindern die Folgen im Verhalten zeigen, entwickeln Jugendliche Ängste oder Depressionen, teilte die Universität Leipzig am Donnerstag mit. 80 Prozent der Studienteilnehmer, die von Misshandlung berichteten, gaben an, auch emotional missbraucht worden zu sein.

Emotionale Misshandlung, auch psychische Gewalt genannt, sei somit die häufigste Form der Kindesmisshandlung.

Als Beispiele für eine emotionale Misshandlung nannten die Forscher aus ganz Deutschland Erniedrigungen, Bedrohungen, Schuldzuweisungen für eigene psychische Belastungen oder Vernachlässigung. Auch von Kindern beobachtete körperliche Gewalt zwischen den Eltern sei entscheidend.

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Von allen Misshandlungsformen habe die psychische Gewalt die stärksten Auswirkungen auf die Psyche der Kinder und Jugendlichen - auch im Vergleich mit wesentlich häufiger beachteten Formen wie körperlicher Misshandlung.

Bei Kindern zwischen drei und acht Jahren führe eine emotionale Misshandlung zu Verhaltensauffälligkeiten. Jugendliche litten mehr unter Angststörungen und Depressionen.

Emotionale Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat oft schwerwiegende Folgen

Forscher der Uni Leipzig untersuchten die Auswirkungen emotionaler Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.
Forscher der Uni Leipzig untersuchten die Auswirkungen emotionaler Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.  © 123rf/maposan

"Bei unseren Studienergebnissen zeigt sich deutlich, dass emotionale Misshandlung nicht nur eine sehr häufige Form von Misshandlung ist, sondern auch eine mit psychischen Folgen, die ähnlich oder sogar noch schwerer wiegen als bei anderen Misshandlungsformen", erklärte Studienleiter Lars White von der Leipziger Universitätsklinik.

Die Autoren forderten, einen verstärkten Fokus auf emotionale Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu legen. Das gelte sowohl für die Wissenschaft als auch für die Behandlung. Auch Eltern müssten dafür sensibilisiert werden, öfter die Perspektive ihres Kinds einzunehmen.

Noch vor 30 Jahren habe die Meinung vorgeherrscht, Kinder vergäßen das, was ihnen in der Kindheit zugestoßen sei, erklärte White. "Zunehmend gibt es aber einen enormen Sinneswandel und ein Verständnis dafür, dass wir uns den Jüngsten auch zuwenden müssen, wenn sie schwierige Gefühle zeigen", führte er weiter aus.

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Für die Studie wurden 778 Kinder und Jugendliche untersucht. Dazu wurden die Daten der Familien in Interviews erfasst. Zudem wertete das Forscherteam Akten von Jugendämtern in Leipzig und München aus.

Bei 472 der 778 Kinder und Jugendlichen wurden keine Misshandlungserfahrungen festgestellt.

Titelfoto: PR/Colourbox

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