Neue Studie: So krank macht unser Schulsystem
Leipzig - Hoher Leistungsdruck, kaum Rückmeldungen, mangelhafte Unterrichtsqualität - das aktuelle Schulsystem macht immer mehr Kinder psychisch krank. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung, die maßgeblich auf die Arbeit Leipziger Psychologen zurückgreift.
Für das Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung hatte das Team von Julian Schmitz, Professor am Institut für Psychologie der Uni Leipzig, eine Befragung von 1530 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 17 Jahren in Auftrag gegeben. Der Schwerpunkt: der Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit.
Die Ergebnisse lassen bei den Forschern die Alarmglocken läuten.
Deutlich mehr Schülerinnen und Schüler berichteten von psychischen Problemen und einer niedrigen Lebensqualität auch nach dem Ende der Covid-Pandemie, erklärt Projektleiter Schmitz.
"Besonders schulbezogene Themen wie hoher Leistungsdruck, belastete Beziehungen zu Lehrkräften und Mitschülern, aber auch mangelhafte Unterrichtsqualität und ein schlechtes Lernklima sind wichtige Faktoren, die sich negativ auf Kinder und Jugendliche auswirken", so Schmitz.
Diese Belastungen erfahren Kinder in der Schule
Konkret: Viele Schüler berichten von häufigen Unterrichtsstörungen (83 Prozent) und dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht nachfragt, was man schon verstanden hat und was noch nicht (41 Prozent).
Laut Studie erhalten die Schüler häufig keinerlei Rückmeldung, was sie noch lernen müssen (37 Prozent) oder wie sie es besser machen können. Ein Drittel (35 Prozent) hat zudem nur selten die Möglichkeit, Probleme im Klassenverbund mit der Lehrkraft zu besprechen.
"Unsere Studienergebnisse unterstreichen insgesamt, dass wir deutlich mehr gesellschaftliche Anstrengungen unternehmen müssen, um das psychisch gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen", appellierte Schmitz.
Dafür brauche es ein neues Unterrichtsverständnis, das den Lernprozess in den Mittelpunkt stellt.
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