Gigantisches Walfossil: Forscher legen krasse Studien-Ergebnisse offen

Stuttgart - Ein gerade analysierter ausgestorbener Wal zählt nach Forscherangaben zu den schwersten Tieren, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Die gigantisch großen Fossilien wurden in Peru gefunden.
Die gigantisch großen Fossilien wurden in Peru gefunden.  © Giovanni Bianucci/Springer Nature/dpa

Die Gruppe um Eli Amson vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart hatte die rund 39 Millionen Jahre alten Knochen des in Peru entdeckten Wals untersucht und daraus auf dessen Masse geschlossen. Das Gewicht des Tieres werde auf 85 bis 340 Tonnen geschätzt, schreibt das Team im Fachjournal "Nature".

Die Art mit dem Namen "Perucetus colossus", grob übersetzt "der kolossale Wal aus Peru", sei damit ein Anwärter auf den Titel des "schwersten Tiers aller Zeiten", teilte das Naturkundemuseum am Mittwoch mit. Wie die Forscher in der Studie zudem berichten, haben sich die Wale früher zu gigantischeren Tieren entwickelt als bislang gedacht.

Nach Untersuchungen des fossilen Walskeletts nehmen sie an, dass die frühen Verwandten der heutigen Wale, Delfine und Schweinswale bereits vor ungefähr 39 Millionen Jahren vollständig in küstennahen Gewässern lebten und enorme Körpermassen besaßen.

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"Der Fund verändert das Verständnis der Walevolution", sagte Amson. Die neue Studie zeige erstmals, "dass die gigantischen Körpermassen der Wale bereits 30 Millionen Jahre früher erreicht wurden als bisher angenommen". Zuvor sei der evolutionäre Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen wie den modernen Bartenwalen als ein relativ junges Ereignis vor etwa 10 Millionen Jahren angesehen worden.

"Perucetus colossus" kombiniere eine gigantische Größe mit einem extrem hohen Knochengewicht, sagte der 34 Jahre alte Forscher. "Dieser frühe Wal verschiebt die bisher bekannte Obergrenze der Skelettmasse bei Säugetieren und im Wasser lebenden Wirbeltieren drastisch. Möglicherweise ist er auch das schwerste jemals beschriebene Tier."

Der Wal soll eine Länge von rund 20 Metern gehabt haben.
Der Wal soll eine Länge von rund 20 Metern gehabt haben.  © Alberto Gennari/Springer Nature/dpa

Jeder Wirbel des Funds wiegt mehr als 100 Kilogramm

Um Proben entnehmen zu können, müssen Kernbohrer eingesetzt werden.
Um Proben entnehmen zu können, müssen Kernbohrer eingesetzt werden.  © Giovanni Bianucci/Springer Nature/dpa

Zusätzliches Gewicht habe den in Meeren lebenden Tieren im Laufe der Evolution geholfen, ihren Auftrieb zu regulieren und sich unter Wasser zu halten, ähnlich wie der Bleigürtel bei Tauchern.

Das enorme Gewicht des "Perucetus colossus" sei mit der Anlagerung zusätzlicher Knochenmasse an der Außenseite der Skelettelemente und mit einer höheren Knochendichte zu erklären.

Das Fossil des "Perucetus colossus" ist bereits vor zehn Jahren in der Wüste an der Südküste Perus entdeckt worden. Jeder Wirbel des Funds wiegt weit über 100 Kilo, die Rippen des Urzeit-Wals sind bis zu 1,4 Meter lang. Mit 5 bis 8 Tonnen sei das 20 Meter lange Skelett der neuen Art zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals, das in der Hintze Hall des Natural History Museums in London ausgestellt ist.

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Um das Gewicht des Exemplars zu schätzen, wurden die geborgenen und präparierten Knochen gescannt und ihr Volumen bestimmt. Mit Kernbohrungen wurde die innere Knochenstruktur beurteilt. Zur Rekonstruktion der Körpermasse verwendeten die Forscher das bei lebenden Meeressäugern bekannte Verhältnis von Weichteil- zu Skelettmasse.

"Mit den sich daraus ergebenden Schätzungen zwischen 85 und 340 Tonnen liegt das Gewicht der neuen Art in der Größenordnung des Blauwals oder möglicherweise darüber", bilanzierte das Stuttgarter Museum.

Titelfoto: Bildmontage: Giovanni Bianucci/Springer Nature/dpa, Alberto Gennari/Springer Nature/dpa

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