Geschlecht des Babys bestimmen: Neue Studie belegt, dass Spermien den Unterschied machen
New York (USA) - Das richtige Essen, eine bestimmte Musikrichtung, die optimale Schlafposition: Im Netz tummeln sich etliche Tipps, die Schwangeren bei der Beeinflussung des Geschlechts ihres Babys helfen sollen. Laut einer neuen Studie steckt die Antwort aufs Geschlecht aber bereits in den Spermien des Mannes - um genau zu sein, in deren Gewicht.
Ist eine Frau bereits schwanger, kann das Geschlecht also nicht mehr beeinflusst werden. Es steht schon lange vorher fest, auch wenn es noch nicht sichtbar herausgebildet hat.
Wie das Magazin von National Geographic berichtete, haben Forschende der Universität Cornell im US-Bundesstaat New York eine Technik entwickelt, bei der anhand des Gewichts von Spermien das Geschlecht des zukünftigen Babys herausgefunden werden kann: Leichte Spermien entwickeln sich zu Jungen, schwere Spermien werden Mädchen.
Verantwortlich für die minimalen, aber ausschlaggebenden Gewichtsunterschiede von Spermien ist das jeweilige Chromosom, das jedes Spermium mit sich trägt: Y-Chromosomen, die männliche Individuen hervorbringen, sind etwas leichter als die X-Chromosomen, aus denen sich weibliche Lebewesen entwickeln.
Die Wissenschaftler machten sich innerhalb der Studie eine Methode zunutze, mit der die leichten und schweren Spermien des Ejakulats voneinander getrennt werden konnten: Sie gaben es in eine mehrschichtige Flüssigkeit, wodurch die "männlichen" von den "weiblichen" Spermien gefiltert werden konnten.
"Es ist ein sehr einfaches Konzept", sagt Studienautor Gianpiero Palermo, Embryologe am Weill Medicine College der Cornell Universität. "Die leichteren Spermien sammeln sich oben, die schwereren sinken nach unten."
Hohe Erfolgsquoten
Zwischen 2016 und 2020 fanden sich 1317 Paare, die mittels Spermien-Injektion direkt in die Eizelle und dem neuen Verfahren das Geschlecht ihres Babys in die eigenen Hände nehmen wollten. Alle Paare willigten ein, die experimentelle Methode durchzuführen. 105 Elternpaare wurden mittels vorbestimmtem Geschlecht der Spermien befruchtet, bei dem Rest der Studienteilnehmer wurde das Geschlecht dem Zufall überlassen.
Paare, die mittels der neuen Methode befruchtet wurden, bekamen zu 79 Prozent eine Wunsch-Tochter und zu 80 Prozent einen Wunsch-Sohn. In der Kontrollgruppe, in der das Geschlecht dem Zufall überlassen wurde, waren 54,7 Prozent der Embryonen männlich und 45,3 Prozent weiblich.
Alle in der Studie gezeugten Kinder sind heute mindestens drei Jahre alt. Entwicklungsverzögerungen wurden nicht festgestellt.
"Die Kinder sind völlig gesund", sagt Palermo. "Das ist alles sehr beruhigend."
Doch obwohl die Studie im Gesamtergebnis ein voller Erfolg war, wurden einige Stimmen laut, die sie als ethisch fragwürdig bezeichneten. Das gaben die Forscher selbst zu bedenken.
Geschlechterspezifische Erbkrankheiten
In ihrer Studie schrieben sie: "Obwohl eine Präferenz für Nachkommen eines bestimmten Geschlechts weitverbreitet ist, kann die Embryonenselektion ethische Bedenken aufwerfen."
Doch neben einer persönlichen Präferenz gebe es auch legitime Gründe, das Geschlecht des Kindes vorbestimmen zu lassen - wie etwa geschlechtsbedingte Erbkrankheiten.
Bei Frauen kann das die Unterleibserkrankung Endometriose sein, bei Männern zum Beispiel die Blutkrankheit Hämophilie.
Zu 100 Prozent könne die neue Methode das Geschlecht nicht bestimmen, doch es sei derzeit die sicherste und günstigste Methode, das Geschlecht des Nachwuchses zu bestimmen.
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