Er galt bereits als ausgestorben: Einer der seltensten Vögel der Welt ist wieder da!
Curaçá (Brasilien) - Dieser Papagei hat den Disney-Blockbuster "Rio" inspiriert und galt seit 20 Jahren als ausgestorben. Doch Vogelschützer und Wissenschaftler konnten sich damit nicht abfinden. Am Samstag sollen acht junge Spix-Aras endlich in die freie Wildbahn zurückkehren.
Als im April 2021 die ersten Spix-Ara-Küken auf einer Aufzuchtstation in Brasilien geboren wurden, war das eine Sensation, wie die Fachzeitschrift "Science" berichtete.
Denn in den 90er Jahren sah es extrem schlecht um den blauen Papagei aus. In der freien Wildbahn war dieser spektakuläre Vogel so gut wie ausgestorben. Nur ein Männchen wurde hin und wieder gesichtet, dann verlor sich seine Spur.
Seine traurige Geschichte wurde zur Inspiration für den Disney-Film "Rio".
Ein Statussymbol für betuchte Sammler
1996 gab es weltweit nur noch 39 Spix-Aras, sie alle lebten in Gefangenschaft. Der bekannte Vogelschützer Nigel Collar erklärte gegenüber "Science" das Dilemma der Spix-Aras: "Je seltener der Vogel wurde, desto mehr wurde er zum Statussymbol."
Der Vogelschützer führt aus: "Die sehr wohlhabenden, sehr leidenschaftlichen Sammler wollten unbedingt einen haben, und sie würden fast alles dafür tun."
Der Spix-Ara sei für Papagei-Enthusiasten das, was die "Blaue Mauritius" für Briefmarkensammler ist.
Keiner wollte einen Vogel hergeben und da viele Tiere eng verwandt waren, war eine nachhaltige Zucht so gut wie ausgeschlossen.
2019 wurde der Spix-Ara in freier Wildbahn offiziell für ausgestorben erklärt.
Ein Papageien-Enthusiast aus Deutschland schafft das Unmögliche
Es sah also nicht gut aus, um den Fortbestand dieser außergewöhnlichen Vögel. Der wohlhabende Geschäftsmann Martin Guth aus Deutschland wollte das ändern.
Gemeinsam mit dem Verein ACTP, gelang es ihm, in der Nähe von Berlin eine nachhaltige Zucht für diese Tiere aufzubauen. Dazu war aber jahrelange Überzeugungsarbeit bei anderen Sammlern notwendig, denn zu groß waren Misstrauen und persönliche Eitelkeiten.
Doch die Zucht wurde zum Erfolg: 2020 wurden 52 Spix-Aras im Privatjet nach Brasilien geflogen.
"Science" zitiert Martin Guth: "Sie sagten: 'Er wird nicht in der Lage sein, die Vögel zu züchten'. Das tat ich. Sie sagten: 'Er wird keine Vögel nach Brasilien schicken.' Das tat ich. Sie sagten: 'Er wird die Vögel nicht wieder auswildern.' Das tun wir."
Die ersten in Brasilien geborenen Küken waren eine Sensation
Der Papagei mag es lieber trocken
Im Nordosten Brasiliens liegt die Halbwüste Caatinga, die ursprüngliche Heimat der Spix-Aras.
In dieser kargen Landschaft regnet es selten. Beste Bedingungen für die empfindlichen blauen Vögel. Deswegen steht dort auch die hochmoderne Auffangstation des Vereins.
Auf der Homepage von ATCP heißt es: Die Vögel sollen sich so wohl wie möglich fühlen, um sich auf die neu gewonnene Freiheit vorbereiten zu können.
Am Samstag werden die ersten acht Tiere in die freie Wildbahn entlassen, im Laufe des Jahres sollen weitere folgen.
Die Vogelschützer hoffen, dass schon bald eine starke Grundpopulation in Freiheit lebender Spix-Aras in der Caatinga vorkommen wird. Das wäre ein erster Baustein, um diesen faszinierenden Vogel zu bewahren.
Titelfoto: Instagram/actp_parrots