Einblick in damaligen Alltag: Vor Jahrhunderten verlorene Gegenstände aus Kirche entdeckt
Weißenfels - Was Menschen in der einstigen Klosterkirche in Weißenfels verloren haben, haben Archäologen nun gefunden.
"Diese Verlustfunde innerhalb des Kirchenschiffes sind bemerkenswert und werfen ein Schlaglicht auf den damaligen Alltag", sagte Projektleiter Matthias Becker am Dienstag. "Insgesamt sind es über 100 persönliche Dinge, die beim Kirchgang verloren gingen und in den Ritzen des Fußbodens oder unter einer möglichen Dielung verborgen blieben."
Zu den Funden gehören kleinere Haarnadeln, die zur Fixierung der Frisur verwendet wurden, Kleingeld, Knöpfe, Verschlussösen und Anhänger in Kreuzform. "Die Stücke stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, denn vor der Reformation war die Kirche nur den Nonnen des Klosters vorbehalten", sagte Becker.
Zudem entdeckten die Wissenschaftler acht übereinanderliegende Fußböden aus der rund 500-jährigen Baugeschichte des Kirchenschiffes.
"Es fanden sich Scherben von Gebrauchsgefäßen aus der Zeit des Hochmittelalters bis in die Neuzeit", sagte Becker.
Zudem belegen zahlreiche gemauerte Grüfte und steinerne Grabplatten des 15. bis 18. Jahrhunderts die Bedeutung der Kirche als Bestattungsort.
Ebenso fanden sich im Bereich der ehemaligen Klosterkirche wichtige Hinweise auf die Vorgängerbebauung, die bislang nur aus historischen Texten bekannt war.
Vergangenheit und Zukunft der ehemaligen Klosterkirche
Die Klosterkirche wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen. Lediglich der spätgotische Chorraum ist erhalten, jedoch an anderer Stelle: Er wurde bereits 1882 als Friedhofskapelle auf den neuen Friedhof versetzt.
Das Kloster gehörte zum Orden der Klarissen, dem weiblichen Zweig der Franziskaner und wurde 1284 vom Markgraf Dietrich von Landsberg gestiftet. Im Jahr 1301 wurde das Kloster an den heutigen Standort in die Stadt Weißenfels verlegt.
Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1539 aufgelöst. Das noch erhaltene Klostergebäude soll künftig Teil eines Bildungscampus werden. Neben dem Kloster wird ein angrenzender Neubau entstehen.
Titelfoto: Federico Gambarini/dpa