Klein und braun: Hitler-Käfer sorgt für Wirbel

Erlangen - Gerade mal fünf Millimeter ist er klein und lebt eher verborgen in Höhlen. Obwohl selbst viele Fachleute den Käfer noch nie zu Gesicht bekommen haben, erregt er die Gemüter. Der Grund ist sein wissenschaftlicher Name: Anophthalmus hitleri.

Der "Käfer Anophthalmus hitleri" sorgt wegen seines Namens für Diskussionen.
Der "Käfer Anophthalmus hitleri" sorgt wegen seines Namens für Diskussionen.  © Bildmontage: Matthias Schrader/dpa (2)

Der braune, augenlose Käfer wurde nach Adolf Hitler benannt - und steht wegen seines Namens bei bestimmten Sammlern hoch im Kurs. Seinen Namen wird er aber wohl weiterhin behalten.

Bisher habe es keine Anträge gegeben, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern - auch bei Anophthalmus hitleri nicht, sagte der Taxonomist Daniel Whitmore, der Mitglied der internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur ist. Dieses Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus.

Ein anderer Stein des Anstoßes ist im Naturkundemuseum in Berlin ausgestellt: der Dinosaurier Dysalotosaurus lettowvorbecki, benannt nach Paul von Lettow-Vorbeck, der als Kommandeur der deutschen Kolonialarmee an Gräueltaten in Afrika beteiligt war.

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Laut einem Bericht der Fachzeitschrift "Nature" fand das Team unter anderem heraus, dass viele zwischen 1908 und 1920 in Tansania entdeckte Fossilien nach deutschen Forschern statt nach einheimischen Expeditionsteilnehmern benannt wurden oder die Namen leiteten sich von kolonialen Ortsbezeichnungen ab.

Beispiele wie diese gibt es einige. Meist sind es Tiere, die vor langer Zeit wissenschaftlich beschrieben wurden. Doch darf man das in Zeiten hinnehmen, in denen Straßen umbenannt, Denkmäler abgerissen und generell kritisch über Sprache nachgedacht wird? Auch in der Wissenschaftsgemeinde wird durchaus über umstrittene Tiernamen diskutiert.

Kommission lehnt Umbenennung von Tierarten aus ethischen Gründen ab

Ein Skelett eines "Dysalotosaurus lettowvorbecki": Er wurde nach Paul von Lettow-Vorbeck benannt, der als deutscher Offizier am Völkermord an den Herero und Nama beteiligt war.
Ein Skelett eines "Dysalotosaurus lettowvorbecki": Er wurde nach Paul von Lettow-Vorbeck benannt, der als deutscher Offizier am Völkermord an den Herero und Nama beteiligt war.  © Sebastian Gollnow/dpa

Am Beispiel des Hitler-Käfers und eines nach dem italienischen Diktator Benito Mussolini benannten Falters zeigt sich besonders deutlich, dass die Benennung nach Personen zum Problem werden kann.

Was ist, wenn eine Politikerin in extremistische Kreise abdriftet oder ein Filmstar wegen sexueller Übergriffe vor Gericht steht? Artnamen können nach Ansicht von manchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch diskriminierend oder rassistisch sein.

Mehrere Hunderttausend wissenschaftliche Namen könnten nach Einschätzung der internationalen Kommission betroffen sein. Diese lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen jedoch ab. "Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoß erregen können", sagt Whitmore.

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Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe.

"Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit."

Titelfoto: Bildmontage: Matthias Schrader/dpa (2)

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