"Baustoff der Zukunft": Weltweit erstes Carbonhaus in Dresden!

Dresden - Vor Jahrzehnten haben Dresdner Wissenschaftler den Textil- oder Carbonbeton erfunden. Inzwischen wird auch anderswo dazu geforscht - aber in Sachsens Landeshauptstadt steht nun ein Unikat mit großer Perspektive.

Manfred Curbach (66), Professor für Massivbau an der TU Dresden und Bauherr des Projekts, ist sich sicher, dass Carbon "der Baustoff der Zukunft" ist.
Manfred Curbach (66), Professor für Massivbau an der TU Dresden und Bauherr des Projekts, ist sich sicher, dass Carbon "der Baustoff der Zukunft" ist.  © Matthias Rietschel/dpa

Auf dem Gelände der TU Dresden steht das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton. Der "Cube" ist mit Ausnahme der Fenster-Stahl-Glaskonstruktion komplett aus Beton mit nichtmetallischer Bewehrung gebaut.

"Das ist der Baustoff der Zukunft", sagt der Professor für Massivbau an der TU Dresden und Bauherr, Manfred Curbach (66). Zu dem Material wird seit 28 Jahren in Sachsens Landeshauptstadt geforscht.

"Wir haben schon an ungefähr 150 Bauwerken in acht Ländern Carbonbeton eingesetzt, zur Verstärkung oder als Fassade", sagt Curbach. Der "Cube" vereine als Anschauungsobjekt jetzt alles, "was wir können".

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Zu dem Material werde inzwischen auch andernorts geforscht, etwa in Italien, und es verbreite sich immer mehr.

Aber: "Wir sind im Moment die einzigen, die tatsächlich so viel Know-how haben, dass wir ein Haus aus Carbonbeton bauen können."

Wird Carbon vielleicht bald aus CO2-fressenden Blaualgen hergestellt?

Bislang wird Carbon noch aus Erdöl hergestellt, doch CO2-fressende Blaualgen könnten bald für die endgültige Wende hin zu nachhaltigen Materialien verantwortlich sein.
Bislang wird Carbon noch aus Erdöl hergestellt, doch CO2-fressende Blaualgen könnten bald für die endgültige Wende hin zu nachhaltigen Materialien verantwortlich sein.  © Matthias Rietschel/dpa

Carbonbeton verfügt über eine Bewehrung aus Kohlenstofffasern, die im Unterschied zu Stahl viel leichter, flexibler formbar und hoch belastbar ist und nicht rostet. Es sei "ein ziemlich großer Mosaikstein, um das gesamte Bauen klimaneutral zu machen", sagt Curbach.

Man brauche weniger Beton, um den Stahl vor Witterungseinflüssen zu schützen, und könne bis zu 70 Prozent CO2-Ausstoß sparen. "Auf die Herstellung von Zement gehen sieben bis acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes zurück."

Das momentan aus Erdöl hergestellte Carbon könne alternativ auch aus dem Lignin des Holzes gewonnen werden "und - die neueste Technik - aus dem CO2 der Luft".

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Ein Münchner Kollege habe eine Form von Blaualgen gefunden, "die sich vom CO2 der Luft ernähren und als Ergebnis ihres Stoffwechsels Polyacrylnitril, PAN, ausstoßen". Damit könnten durch Pyrolyse Carbonfilamente hergestellt werden.

"Im Labor klappt das bereits", sagt Curbach. "Wir werden Blauaulgen in speziellen Einrichtungen züchten, damit sie uns das CO2 auffuttern und wir es quasi als Rohstoff verwenden können."

Das Carbonhaus birgt neben seiner nachhaltigen Aspekte auch zahlreiche andere Vorteile. Einer davon: es lasse sich damit hervorragend heizen.
Das Carbonhaus birgt neben seiner nachhaltigen Aspekte auch zahlreiche andere Vorteile. Einer davon: es lasse sich damit hervorragend heizen.  © Matthias Rietschel/dpa

Baustoff birgt noch weitere Vorteile

Für Carbonbeton spricht laut Curbach zudem, dass er deutlich länger hält als Stahlbeton, "auf jeden Fall 200 Jahre oder mehr". Damit könnten auch sehr viel leichter geschwungene Strukturen gebaut werden. "Beton kann jede beliebige Form annehmen."

Und mit dem Baustoff lasse sich heizen, denn der Carbonstahl liege nur wenige Millimeter unter dem Beton und werde erwärmt, wenn Spannung anliege: "Wandheizung ist noch angenehmer als Fußbodenheizung."

Titelfoto: Matthias Rietschel/dpa

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