Von Sandra Trauner
Frankfurt am Main - Der Gegenstand ist klein, seine Bedeutung umso größer: Archäologen haben in Frankfurt ein Amulett gefunden, das nach Einschätzung von Wissenschaftlern Einfluss hat auf die Geschichte des Christentums in Nordeuropa.
Nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler handelt es sich bei dem Amulett um den frühesten christlichen Fund nördlich der Alpen.
Gefunden wurde das Silberamulett bereits 2018 bei Ausgrabungen im Frankfurter Stadtteil Praunheim. Dort lag einst die römische Stadt Nida.
In einem Grab fand man ein Skelett, das ein 3,5 Zentimeter großes Silberamulett um den Hals trug. Der Mann wurde zwischen 230 und 270 nach Christus dort bestattet.
In dem Amulett befand sich eine hauchdünne Silberfolie mit einer Inschrift, die erst 2024 entschlüsselt wurde. Weil sie so brüchig war, dass sie beim Aufrollen zerfallen wäre, baten die Frankfurter das Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz um Hilfe.
Dort wurde das Papier mithilfe eines Computertomografen "digital entrollt", wie Kulturdezernentin Ina Hartwig (61, SPD) sagte. Danach musste der nahezu unleserliche Text "wie ein Puzzle" entschlüsselt werden.
Die Inschrift umfasst 18 Zeilen in lateinischer Schrift, die Jesus Christus preisen: "Heilig! Heilig! Heilig!" Laut Markus Scholz, Professor an der Frankfurter Goethe-Universität, handelt es sich um das älteste christliche Zeugnis nördlich der Alpen.
Erster Christ nördlich der Alpen?
Solche Amulette - sogenannte Phylakterien - sollten den Träger beschützen, wie Archäologe Scholz erläuterte. In vergleichbaren Funden werden meist verschiedene Götter angerufen und verschiedene Schriften verwendet.
Die Frankfurter Silberinschrift ist allein in Latein verfasst und bezieht sich nur auf Christus. Im 3. Jahrhundert, als Christen noch verfolgt wurden, sei es ein Risiko gewesen, sich zu dieser Religion zu bekennen. "Einem Mann aus Frankfurt war sein Glaube jedoch offenbar so wichtig, dass er ihn mit ins Grab nahm."
"Der erste Christ nördlich der Alpen war ein Frankfurter", sagte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger.
Oberbürgermeister Mike Josef (41, SPD) sprach von einem "Sensationsfund".