"James Webb": Leistungsfähigstes Weltraumteleskop aller Zeiten mit unglaublicher erster Aufnahme
Washington - Nein, was man hier sieht, ist keine Computeranimation für einen großen Hollywood-Blockbuster! Die spektakuläre Aufnahme eines winzigen Weltraumausschnitts ist zu 100 Prozent echt. Sie wurde von "James Webb" geschossen - dem brandneuen, bislang leistungsfähigsten Weltraumteleskop der US-Raumfahrtbehörde NASA.
Für jeden Kosmologen und Astronomie-Begeisterten ist es ein unglaublicher Anblick: Nach Jahrzehnte langer Entwicklung hat das "James Webb"-Teleskop sein erstes Bild, das den Titel "Webb's First Deep Field" trägt, zur Erde geschickt.
Wie die NASA am Montag (Ortszeit) mitteilte, ist es "das bisher tiefste und schärfste Infrarotbild des fernen Universums"- Darauf zu sehen ist demnach ein Galaxienhaufen mit dem trockenen Namen "SMACS 0723".
Doch wie jeder, der sich etwas mit (Astro-) Physik und dem Universum auskennt, weiß, sieht man "SMACS 0723" auf dem Bild nicht etwa so, wie er heute aussieht.
Stattdessen sieht man die Galaxien, die auf der erstaunlichen Aufnahme zu sehen sind, so, wie sie vor rund 4,6 Milliarden Jahren ausgesehen haben. So lange brauchte das Licht der Sterne, bis es das "James Webb"-Teleskop erreichte.
"Das Licht, was sie auf einem diesem kleinen Flecken sehen, ist seit 13 Milliarden Jahren" - also seit kurz nach dem Urknall - unterwegs, erklärte dazu NASA-Chef Bill Nelson (79) gegenüber US-Präsident Joe Biden (79) bei der Präsentation der Aufnahme.
Erstes Bild von Weltraumteleskop "James Webb" - ein "historischer Tag"
Es sei nur "ein kleiner Teil des Universums", der auf dem Bild abgebildet ist. Biden reagierte begeistert. Er sprach von einem "historischen Tag", gab allerdings auch zu, dass die Vorstellungen über das, was das Teleskop vorhabe, beinahe sein Gehirn "sprengen" würden.
Denn "James Webb" hat noch eine lange Reise vor sich. Nach zahlreichen Verschiebungen wegen extremer Kosten - insgesamt kostete das Instrument knapp 10 Milliarden Dollar (rund 8,8 Milliarden Euro) - war das Teleskop Ende vergangenen Jahres schließlich an Bord einer Ariane-Trägerrakete ins Weltall gestartet.
Dort soll es nun rund 1,5 Millionen Kilometer weit in die Ferne fliegen und "Rätsel in unserem Sonnensystem lösen, in ferne Welten um andere Sterne blicken und die mysteriösen Strukturen und Ursprünge unseres Universums und unseren Platz darin untersuchen", wie die NASA mitteilte.
Auch US-Vize-Präsidentin Kamala Harris sprach von einem "aufregenden neuen Kapital in der Erforschung unseres Universums." Bereits im Laufe des Dienstags sollen weitere Aufnahmen veröffentlicht werden.
Während Hubble, das bislang berühmteste Weltraumteleskop, im optischen und ultravioletten Bereich arbeitet, untersucht "James Webb", das nach dem ehemaligen NASA-Chef James Edwin Webb (1906 - 1992) benannt wurde, im infrarotnahen Bereich.
Titelfoto: Fotomontage: NASA, dpa/Evan Vucci