Weihnachten feiern in der Arktis mit Kartoffelsalat und Würstchen

Bremerhaven/Arktis - Hoch im Norden mag es unwirtlich sein, mit Temperaturen von derzeit minus 30 Grad Celsius und ständiger Dunkelheit.

Stefan Schwarze ist Kapitän des Forschungsschiffes "Polarstern".
Stefan Schwarze ist Kapitän des Forschungsschiffes "Polarstern".  © Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Doch an Bord des Forschungsschiffes "Polarstern", das seit September für ein Jahr durch die zentrale Arktis driftet, geht es gemütlich zu.

Mit Weihnachtsdekorationen und Gebäck wird die Adventszeit zelebriert. "Seeleute sind sentimental - auch wenn sie es nicht so zeigen", schreibt Kapitän Stefan Schwarze per E-Mail.

Alle Aufenthaltsräume seien geschmückt: "Das ist Tradition. Und Traditionen halten sich in der Seefahrt, selbst wenn sie woanders längst ausgestorben sind."

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Deshalb serviert die Küche Heiligabend auch einen deutschen Klassiker: Kartoffelsalat mit Würstchen. Gefeiert wird am 24. Dezember im "Blauen Salon", der guten Stube des Schiffes. Dort steht auch ein Weihnachtsbaum - aus Plastik.

"Die heutigen künstlichen Tannen sind von den echten kaum noch zu unterscheiden", meint Schwarze. Jeder bekomme einen bunten Teller und eine Kleinigkeit geschenkt. Auch Weihnachtslieder werden gesungen: "Die internationalen Teilnehmer bringen ihre Weihnachtsbräuche ein, so dass am Ende ein multikultureller Abend dabei herauskommt."

An Bord der Polarstern sind rund 100 Wissenschaftler, Techniker und Seeleute unterschiedlichster Nationalität. Sie werden alle paar Monate ausgetauscht. Vor ein paar Tagen kam erstmals ein Versorgungsschiff, es brachte neue Crew-Mitglieder, die auf der "Polarstern" bleiben, sowie Lebensmittel, Ersatzteile und wissenschaftliche Ausrüstung.

Erste Forscher treten Heimreise an

Ein russischer Eisbrecher liegt neben der Polarstern.
Ein russischer Eisbrecher liegt neben der Polarstern.  © Esther Horvath/Alfred-Wegener-Institut/dpa

Mit dem Eisbrecher "Kapitan Dranitsyn" werden die meisten Expeditionsteilnehmer die Heimreise antreten, manche von ihnen werden in ein paar Wochen wiederkommen.

Ziel der einjährigen "Mosaic"-Expedition ist es, mehr Daten zu sammeln, um die Auswirkungen des Klimawandels genauer zu verstehen. Die Arktis gilt als Frühwarnsystem für Veränderungen des Erdklimas.

Um in der im Winter eigentlich unzugänglichen zentralen Arktis messen zu können, driftet die "Polarstern" ohne eigenen Antrieb über den Pol. Das Schiff lasse sich dazu an einer etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer großen Scholle festfrieren, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung im Oktober mit.

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Mitgebracht hat das Versorgungsschiff "Kapitan Dranitsyn" auch Weihnachtspost. Die Wissenschaftler und Seeleute stehen mit ihren Angehörigen aber auch sporadisch per E-Mail in Verbindung. Ab und zu stellt ihnen der Funker zudem eine Telefonverbindung her.

An Silvester gibt es sogar Alkohol

Das Forschungsschiff hat sich an einer Eisscholle festfrieren lassen.
Das Forschungsschiff hat sich an einer Eisscholle festfrieren lassen.  © Stephan Schoen/Alfred-Wegener-Institut, AWI/dpa

"Letztes wird sicherlich zu Weihnachten von vielen genutzt, so dass es einen ordentlichen Andrang geben wird", schreibt Schwarze.

Auch Silvester wird gefeiert, sogar mit Alkohol - aber in Maßen, wie Schwarze betont. Feuerwerksraketen werden in der Arktis nicht abgeschossen. "Dafür wird die ganze Nacht getanzt." Um Mitternacht treffen sich alle auf der Schiffsbrücke, um das neue Jahr akustisch mit dem Schiffshorn zu begrüßen.

Vorher steht aber noch Weihnachten an. An den beiden Feiertagen wird geschlemmt: "Ich habe es noch nicht anders erlebt, als dass die Köche die Gelegenheit nutzen, um über sich hinaus zu wachsen", erzählt der Kapitän, der regelmäßig mit der "Polarstern" des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts unterwegs ist.

Ein paar Tage später trifft sich der "Wiegeclub" dann im "Blauen Salon", um die Gewichtszunahmen zu kontrollieren. Auch der Club hat bereits Tradition an Bord.

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