Vom Arbeitsamt ins eigene Wohnzimmer: So kommt der Weihnachtsmann nach Hause
Magdeburg - An Heiligabend hat er seinen großen Auftritt: Dann kommt der Weihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke zu den Kindern nach Hause - wenn Mama und Papa ihn bei der Arbeitsagentur gebucht haben.
Wenn Enrico Peters in seiner Arbeitskleidung durch Magdeburg läuft, zieht er alle Blicke auf sich. Menschen winken, Autos hupen, Kinder reißen ungläubig die Augen auf. Denn mit dem buschigen weißen Bart, in roter Mütze, rotem Anzug und mit dem Geschenkesack auf dem Rücken schlüpft Peters jedes Jahr in eine altbekannte Rolle.
Schon seit seinem 18. Lebensjahr tritt er als Weihnachtsmann bei Familien und Firmenfeiern auf, sagt Peters im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Buchen kann man ihn über die Weihnachtsmannvermittlung der Arbeitsagentur in Magdeburg.
Das Angebot der Agentur bestehe seit etwa 30 Jahren, erklärte ein Sprecher. Die größte Nachfrage nach Santa Claus herrsche dabei - wie soll es auch anders sein? - am 24. Dezember.
In diesem Jahr sind für die Arbeitsagentur an diesem Tag nach eigenen Angaben insgesamt fünf Weihnachtsmänner im Einsatz, mit denen sie seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite. 50 Einsätze seien geplant - also etwa zehn Familienbesuche pro Weihnachtsmann.
"Wenn Familien dicht nebeneinander wohnen, können es auch etwas mehr sein", sagt der Sprecher. Jeder Einsatz dauert demnach zwischen 20 und 30 Minuten.
Weißer Bart, roter Anzug, Zipfelmütze: Den Weihnachtsmann kann man beim Arbeitsamt buchen
Bei neuen Interessenten achtet die Vermittlung demnach vor allem auf ordentliche Umgangsformen und Zuverlässigkeit.
Außerdem müssten die Weihnachtsmänner ein authentisches Kostüm und einen Jutesack mitbringen, sollten hauptberuflich im sozialen oder pädagogischen Umfeld mit Kindern tätig sein und am Weihnachtstag mobil sein.
Manche Häuser besuche er über viele Jahre, sehe dabei, wie die Kinder erwachsen werden, sagt der 46-jährige Peters. Eine Familie, bei der er mehr als zehn Jahre lang an Heiligabend im Wohnzimmer stand, habe er Jahre, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, in einer Bücherei getroffen.
"Ich habe sie erkannt, sie mich aber nicht, war lustig", lacht Peters. Nach einigem Herumrätseln habe er dann aufgelöst: "Ich bin der Mann mit dem weißen Bart und dem Sack auf dem Rücken".
Enrico Peters arbeitet als Weihnachtsmann - "und der Osterhase bin ich auch!"
Von der Familie habe er bei seinem letzten Besuch ein Fotoalbum mit gemeinsamen Bildern bekommen. Das sei ein Highlight für ihn gewesen.
Auch für seine eigenen Kinder habe er früher den Santa Claus gespielt, sagt Peters. Sie hätten aber früh bemerkt, dass hinter dem weißen Kunstbart der eigene Vater steckt. "Die waren verdammt stolz, dass der Papa der Weihnachtsmann ist."
Dass die Leute das Wort Arbeitsagentur hören und denken, die Weihnachtsmänner seien den Rest des Jahres arbeitslos, ärgert Peters.
"Wir sind selbstständig, irgendwelche Künstler oder haben einen normalen Job. Aber es läuft halt über die Vermittlung vom Arbeitsamt."
Wenn der Weihnachtsmann gerade nicht gefragt ist, verdiene Peters sein Geld unter anderem als DJ oder Notarztfahrer - "und der Osterhase bin ich auch!"
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa