Brand in der Sächsischen Schweiz: Polizei auf den Spuren der Katastrophen-Gaffer!
Bad Schandau - Während Hunderte Kameraden gegen die Feuerwalze in der Sächsischen Schweiz kämpfen, behindern zunehmend Schaulustige und Betroffene ihre Arbeit. Ranger und Polizisten sind den Sensationstouristen auf der Spur.
Seit Mittwoch steht auch die Kirnitzschtalbahn still. Einsatzkräfte hatten beklagt, dass viele Schaulustige mit der historischen Bahn anreisten und die brennenden Waldbereiche um den Kuhstall trotz ganztägig geltendem Betretungsverbot aufsuchen.
"Sie behindern damit die Löscharbeiten", so Landratsamtssprecher Thomas Kunz (43).
Deshalb sind Ordnungsamt, Polizei und Nationalparkverwaltung jetzt im Dauereinsatz.
So überwacht etwa die Bereitschaftspolizei Dresden zwischen der Wolfsschlucht und dem Schindergraben die Pforte ins Polenztal. Drei Beamte sind hier im Zwölf-Stunden-Einsatz.
Ein Polizist: "Viele Leute haben von dem Verbot scheinbar noch keinen Wind bekommen."
Allein am gestrigen Mittwoch haben die Beamten über ein Dutzend Personen an der Pforte ermahnen müssen.
40 Platzvereise und zehn Ordnungswidrigkeiten am Dienstagabend
Bereits am Dienstagabend erteilten Streifenpolizisten am Zirkelstein 40 Platzverweise und zehn Ordnungswidrigkeitsanzeigen.
Das kann teuer werden: Die Bußgelder können bis zu 2500 Euro betragen, in besonders schweren Fällen bis 10.000 Euro.
Auch deshalb möchte Stefan Klinkigt (66) keinesfalls als Gaffer durchgehen. Denn dem bildenden Künstler aus Dresden geht das Schicksal der Sächsischen Schweiz sehr nahe.
Zusammen mit anderen Schaulustigen, Betroffenen und seiner Kamera beobachtet er das Geschehen von einem Parkplatz zwischen Mittelndorf und Lichtenhain aus.
"Ich habe schon 2018 gesagt, dass die vom Borkenkäfer befallenen Bäume das Feuer anfachen werden. Gekümmert hat das scheinbar niemanden, denn die Bäume wurden nicht entfernt. Nun bekommen wir die Quittung", erzählt er mit Blick auf die rauchenden Bärenfangwände.
Regierungs-Chef schickt Vize: Wo bleibt MP Kretschmer?
Am heutigen Donnerstag wollen zwar die ersten Minister ins Brand-Gebiet der Sächsischen Schweiz reisen, doch Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) bleibt vorerst fern. Bis zum 7. August ist er offiziell im Urlaub.
Laut Regierungssprecher Ralph Schreiber (51) nimmt Kretschmer aber täglich an Telefonkonferenzen teil und bleibt stets informiert.
Eine Rückkehr aus dem Urlaub ist laut Schreiber denkbar: "Wenn es die Lage erfordert, wird der Ministerpräsident auch anwesend sein."
Vorerst übernimmt sein erster Stellvertreter die Anwesenheit – Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne). Er fährt am heutigen Donnerstag nach Bad Schandau, zusammen mit Innenminister Armin Schuster (61, CDU). Der Innenminister hat seinen Urlaub wegen des Flammen-Infernos abgebrochen.
Wie sein Ministerium mitteilt, will er nun mit Landrat Michael Geisler (62, CDU) "das weitere Vorgehen abstimmen und sich dafür einsetzen, den Landkreis in der erfolgreichen Bekämpfung dieser Katastrophe bestmöglich zu unterstützen".
Titelfoto: Christian Juppe