"Pfui"-Rufe für VW-Vorstand: Lautstarker Protest in Sachsen
Zwickau - Rund 5000 Beschäftigte haben in der Zwickauer E-Auto-Fabrik von Volkswagen lautstark gegen drohende Kündigungen und Werkschließungen protestiert. Vor der außerordentlichen Betriebsversammlung wurde Markenvorstand Thomas Schäfer (54) mit "Buh"- und "Pfui"-Rufen empfangen und von den Mitarbeitern ausgepfiffen. "Das Vertrauen ist weg", sagte ein Mitarbeiter, der nach eigenen Angaben seit 30 Jahren hier arbeitet.
Volkswagen hatte am Montag angekündigt, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen.
Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen, kündigte Europas größter Autobauer an. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt.
Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Erstmals seit 30 Jahren könnte es bei VW nun Entlassungen geben.
VW-Beschäftigte bangen um ihre Jobs
Seither geht bei vielen Beschäftigten die Angst um - auch an den sächsischen Standorten in Zwickau, Chemnitz und Dresden mit rund 11.000 Beschäftigten.
Sie müssten die Fehler des Managements ausbaden, beklagt eine Mitarbeiterin, die in Zwickau mit einem großen Transparent ihrem Unmut Luft macht. "Ich war immer stolz, bei VW zu arbeiten", sagt sie.
Doch nun sorgten sich viele auch in ihrem Team um den sicher geglaubten Job. Dabei hätten viele Kredite, etwa für ihr Haus, abzuzahlen und Kinder.
Viele Kollegen hätten ganz konkret Angst, ihren Job zu verlieren, sagt ein anderer Protestierender.
Absatz blieb hinter den Erwartungen
Das Zwickauer Werk ist der größte Standort von Volkswagen in Sachsen und wurde in den vergangenen Jahren mit immensen Investitionen komplett auf Elektroautos umgestellt.
Bei der Elektromobilität ist es Vorreiter im Konzern und produziert auch für Audi und Cupra. Doch bleibt der Absatz hinter den Erwartungen zurück, sodass die Verträge von Hunderten befristet Beschäftigten nicht verlängert und die Nachtschicht der beiden Montagelinien gestrichen wurde.
Bereits im Frühjahr war bekannt geworden, dass VW über ein Ende der Fahrzeugfertigung in der Gläsernen Manufaktur in Dresden nachdenkt. Eine Entscheidung gibt es den Angaben zufolge bislang nicht. Dort wird von rund 340 Beschäftigten der ID.3 in kleinen Stückzahlen montiert.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa