IG Metall und VW starten Verhandlungen: Bisher keine Einigung!
Hannover - Im Ringen um die neuen Sparpläne bei VW kamen Unternehmen und Gewerkschaft am heutigen Mittwoch erstmals zu Verhandlungen zusammen.
In der Tarifrunde zeichnete sich am ersten Tag keine Annäherung zwischen VW und IG Metall ab.
"In der ersten Verhandlungsrunde wird es darum gehen, dass wir uns ein gemeinsames Bild über die Ausgangslage verschaffen", sagte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel. Die Verhandlungen dauerten am Nachmittag weiter an.
Sein Gegenüber von der IG Metall, Thorsten Gröger, sagte hingegen, VW müsse endlich Details zu den angekündigten Sparplänen auf den Tisch legen. "Bisher hat man uns da nur im Vagen gelassen." Der Konzern müsse endlich konkret erklären, was geplant sei. Erst danach könne man in ernsthafte Verhandlungen treten.
"Wir erwarten Schluss mit dem Negativszenario", so Gröger. "Mit Angst macht man keine Zukunft - mit Angst zerstört man Zukunft!"
Tarifrunde von Protesten begleitet
Der VW-Sparkurs sorgt für heftige Proteste in der Belegschaft: Zum Beginn der Tarifrunde in Hannover protestierten Tausende Beschäftigte lautstark gegen mögliche Werksschließungen und Stellenabbau.
"Zukunft statt Kahlschlag", war auf einem Transparent zu lesen, "Verzicht hat uns noch nie geholfen" auf einem anderen. Die IG Metall sprach von mehr als 3000 Teilnehmern, darunter Beschäftigte aus Wolfsburg, Emden, Osnabrück und Zwickau.
Sollte VW an seinen Plänen festhalten, so werde dies "auf den erbitterten Widerstand der Belegschaften bei Volkswagen stoßen", kündigte IG-Metall-Bezirksleiter Gröger an. "Wir stehen erst am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem Unternehmen, die sich gewaschen hat."
Während VW auf Einsparungen auch bei den Personalkosten dringt, will die IG Metall Einschnitte verhindern. "Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden", stellte Gröger klar. VW dagegen bekräftigte seinen Sparkurs.
"Wir müssen gemeinsam unser Unternehmen restrukturieren. Die Situation ist ernst", sagte VW-Verhandlungsführer Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke Volkswagen.
Kritik am VW-Sparkurs: "Schluss mit dem Negativszenario!"
"Natürlich haben wir aktuell heftige Probleme aufseiten der Wirtschaftlichkeit", sagte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die für die IG Metall mit am Verhandlungstisch sitzt. "Aber die löst man eben nicht, indem man Werksschließungen als Drohkulisse auffährt."
Zudem, so Gröger, habe VW zuletzt "gar keine schlechten Gewinnzahlen" ausgewiesen und hohen Dividenden an seine Aktionäre ausgeschüttet.
Das zeige, dass es dort Spielräume gebe. An ihrer Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn auch bei VW halte die IG Metall daher fest.
Die eigentlich erst für Ende Oktober geplante Tarifrunde war vorgezogen worden, nachdem VW seinen Sparkurs Anfang des Monats verschärft hatte.
Statt nur über das Entgelt soll auch über die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden.
Betroffen sind zunächst nur die rund 120.000 Beschäftigten in den sechs großen westdeutschen Werken, die unter den VW-Haustarif fallen.
Originalmeldung von 8.58 Uhr, durchgehend aktualisiert um 17.15 Uhr.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa