Angst vor Werksschließungen in Sachsen: Kommt nun die 4-Tage-Woche bei VW?
Zwickau - Ungemütlicher Empfang für VW-Markenvorstand Thomas Schäfer (54) in Zwickau. Tausende Beschäftigte der E-Auto-Fabrik protestierten am Donnerstag lautstark gegen die angekündigten Sparpläne der Wolfsburger Konzern-Zentrale. In der Betriebsversammlung gab der Manager dann einen versteckten Hinweis zur Zukunft des Standorts.
Als Schäfer im schwarzen Multivan vorfuhr, hallten ihm Pfiffe,"Buh"- und "Pfui"-Rufe entgegen. Rund 5 000 Beschäftigte des Zwickauer VW-Werks und der Gläsernen Manufaktur Dresden ließen ihrem Ärger über die am Montag vom Volkswagen-Vorstand erstmals öffentlich geäußerten Sparpläne, die auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vorsehen freien Lauf.
In der anschließenden Betriebsversammlung versuchte der VW-Markenchef, die Belegschaft auf den neuen Kurs einzuschwören. Die Kosten sollen "nachhaltig reduziert" und in ein "Modellfeuerwerk" investiert werden, sagte Schäfer.
Er gab den Westsachsen ein Zeichen: "Eines ist klar: Die Zukunft von Volkswagen ist elektrisch!" Da das Zwickauer Werk der E-Pionier im Konzern ist, dürfte seine Zukunft vorerst gesichert sein.
Zur Zukunft der Gläsernen Manufaktur und des Chemnitzer Motorenwerks äußerte sich Schäfer nicht.
4-Tage-Woche rettete schon einmal
Die Arbeitnehmervertretung überzeugte der Auftritt Schäfers nicht. "Ich bin negativ überrascht, dass es keine neuen Informationen gab", sagte Kristin Oder (31), stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im Zwickauer Werk. Sie sprach von "unglaublich großen Ängsten" in der Belegschaft.
Am Montag wird der nächste VW-Vorstand nach Sachsen reisen. Der für die Komponentenfertigung zuständige Thomas Schmall-von Westholt (60) will zur Belegschaft des Chemnitzer Motorenwerks sprechen.
Als Alternative zu Kündigungen brachte die IG Metall am Donnerstag eine 4-Tage-Woche für alle Beschäftigten der Kernmarke ins Spiel. Auf diese Weise war bereits vor gut 30 Jahren ein massiver Stellenabbau bei VW verhindert worden. Alle Mitarbeiter an den westdeutschen VW-Standorten arbeiteten damals bei entsprechender Lohnkürzung 20 Prozent weniger.
Die Regelung blieb mehr als zwölf Jahre in Kraft und mündete in einer Beschäftigungsgarantie bis 2029, die VW nun aufkündigen will.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa