Trump oder Harris? Darum stehen die Chancen für eine erste Präsidentin gar nicht schlecht
Hamburg/USA - Lange ist es nicht mehr hin, bis die Menschen in den USA ihren neuen Präsidenten oder ihre neue Präsidentin wählen. Elmar Theveßen (57), Leiter des ZDF-Studios Washington, schätzt die Chancen für Kamala Harris (59) gegen Donald Trump (78) als gar nicht so schlecht ein.
In der Wahlnacht wird Theveßen wieder live aus Washington, D.C. berichten. Vorher geht er aber noch auf große Tour, um mit den Menschen in den USA zu sprechen und sich ein Bild von der Stimmung im Land zu machen.
Eine Wohnmobil-Tour durch 17 Bundesstaaten - etwa 7000 Kilometer. "Wir haben nichts groß vorbereitet, außer, dass wir ungefähr wissen, wo wir längs fahren wollen. Das ist, glaube ich, die beste Vorbereitung, um ein Gespür zu bekommen", erklärte Elmar Theveßen im Gespräch mit TAG24.
Ziel seien vor allen Dingen die großen Swing States. "Das Land ist nach wie vor tief gespalten. Mehr noch als vor vier Jahren", weiß der Journalist, der selbst schon viele Jahre in den USA lebt.
"Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass es Donald Trump geschafft hat, in diesen vier Jahren die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl so tief in die Psyche, in das Alltagsleben seiner Anhänger reinzudrücken, dass das in der politischen Auseinandersetzung, auch in jedem Einzelnen eine Rolle spielt."
Ausgestrahlt wird die Sendung "auslandsjournal - die doku: American Voices - Roadtrip durch ein zerrissenes Land" dann am 23. Oktober um 22.15 Uhr im ZDF.
Trumps Anhängerschaft sei nicht gewachsen, aber radikaler geworden
Dass unterm Strich die Zahl der Anhänger von Donald Trump gewachsen ist, glaubt Theveßen nicht. "Aber die Basis, die er hat, ist radikaler, emotionaler geworden."
Was die Menschen von ihrem möglichen Präsidenten, von ihrer möglichen Präsidentin erwarten?
"Dass er oder sie sich ernsthaft um die Menschen bemüht, die Themen aufgreift, die für sie wichtig sind: Wirtschaft, Zuwanderung, Abtreibungsrecht und die Freiheiten in Amerika. Dass sie für die Menschen etwas bewegen wollen, statt für sich selber."
Da sei Kamala Harris momentan ein bisschen glaubwürdiger als Donald Trump.
Darum hat Kamala Harris eine ernsthafte Chance
Harris habe eine ernsthafte Chance, ist sich Theveßen sicher.
"Nicht nur, weil sie jetzt gerade 3 Prozent im landesweiten Durchschnitt vorne liegt, sondern auch in den Swing States - und das ist ganz entscheidend - bei Frauen, bei Latinos, bei Schwarzen und bei jungen Leuten sehr deutlich vor Donald Trump liegt."
Sollte Harris die Wahl für sich entscheiden, würde sich für Deutschland und Europa nicht viel ändern.
"Aber auch Harris wird darauf bestehen, sollte sie Präsidentin werden, dass wir mehr tun. Aber sie würde sehr auf wirtschaftliche Zusammenarbeit setzen. Ein Protektionismus, der auch europäische Interessen mitberücksichtigt, über die man verhandeln kann."
Titelfoto: Paul Sancya/AP/dpa, Evan Vucci/AP/dpa