Donald Trump: Umweltkatastrophe als Wahlkampfhilfe
Washington - Der ehemalige US-Präsident Donald Trump (76) hat seinen Besuch in einem von einer Umweltkatastrophe betroffenen Ort im Bundesstaat Ohio für einen Wahlkampfauftritt genutzt.
Flankiert von lokalen Politikern und seinem Sohn, Donald Trump Jr., trat Trump am Mittwoch (Ortszeit) in einer Feuerwache in East Palestine auf.
In der Kleinstadt an der Grenze zum Nachbarstaat Pennsylvania waren Anfang Februar hochgiftige Chemikalien aus einem entgleisten Güterzug ausgetreten.
Trump nutzte die Gelegenheit, um scharfe Kritik am Krisenmanagement seines Amtsnachfolgers Joe Biden zu üben. "Was diese Gemeinde jetzt braucht, sind keine Ausreden, sondern Antworten und Resultate", sagte Trump.
Am 3. Februar waren 38 Wagen eines Zugs mit 150 Waggons entgleist, einige davon fingen Feuer. Große Mengen mitunter hochgiftiger Chemikalien wie das krebserregende Vinylchlorid gerieten in die Umwelt.
Tagelang brannten die Waggon-Wracks. Um eine Explosion zu verhindern, ließen die Behörden die Chemikalien kontrolliert auslaufen und fackelten sie ab. Eine riesige Rauchwolke stand über dem Ort. Die Häuser im Umkreis wurden vorübergehend evakuiert.
Nach Zugunglück in Ohio: Kritik an Demokraten Biden und Buttigieg wächst
Anwohnerinnen und Anwohner klagten nach dem Unfall neben dem penetranten Geruch auch über gesundheitliche Probleme - darunter Kopfschmerzen, gereizte Augen und Hautausschlag.
Ursache für das Unglück sei ersten Erkenntnissen zufolge ein überhitztes Radlager eines der Waggons gewesen, wie die US-Verkehrssicherheitsbehörde mitteilte.
Die US-Umweltbehörde Epa machte die Eisenbahngesellschaft "Norfolk Southern" für das Unglück verantwortlich und ordnete an, die Firma müsse vollständig für die Aufräumarbeiten aufkommen. Luft und Trinkwasser seien unbedenklich.
Nach dem Unglück wurde Kritik am Krisenmanagement der Regierung von Präsident Joe Biden laut. Ein Grund für den Unmut war die Katastrophenschutzbehörde Fema, die einen Antrag des Gouverneurs von Ohio auf die Ausschüttung von Hilfsgeldern ablehnte.
Auch Verkehrsminister Pete Buttigieg geriet in die Kritik, weil er mehr als zwei Wochen nach dem Unfall noch immer nicht am Unglücksort war. Er habe den Ermittlern genug Zeit für eine unabhängige Untersuchung des Unglücks geben wollen, rechtfertigte Buttigieg sein Fernbleiben. Er kündigte an, am Donnerstag nach East Palestine reisen zu wollen.
Ohio als "Battleground State": Trump nutzt Unglück für Wahlkampf
Der Bürgermeister der Kleinstadt, Trent Conaway, bezeichnete die Ukraine-Reise von Präsident Biden als einen Schlag ins Gesicht. "Wir sind ihm egal", sagte Conaway dem konservativen Fernsehsender Fox News. Biden gebe "den Menschen dort drüben Millionen Dollar, nicht uns, ich bin wütend." Das Weiße Haus teilte am Dienstag mit, Biden habe sich während seines Aufenthaltes in Polen über die Situation in East Palestine informieren lassen.
Trump nutzte die Gelegenheit, seinen Amtsnachfolger scharf anzugreifen. Er hoffe, dass Biden nach seiner Reise in die Ukraine noch etwas Geld übrig habe, wenn er nach East Palestine komme, sagte Trump. Erst auf seine Ankündigung hin, an den Unglücksort reisen zu wollen, hätte die Regierung dem kleinen Ort ihre Aufmerksamkeit geschenkt, behauptete Trump.
Ohio ist für den ehemaligen Präsidenten, der bei der nächsten Wahl wieder antreten will, ein wichtiger Staat. Zwar gewann der von ihm unterstützte Kandidat für den US-Senat, J. D. Vance, bei den Zwischenwahlen im November. Die republikanische Partei musste aber härter um den Sieg kämpfen als ursprünglich erwartet.
Ganz in Präsidentenmanier inszenierte sich Trump bei seinem Besuch als Wohltäter. Er habe Tausende Flaschen Trinkwasser nach East Palestine liefern lassen, verkündete er vom Rednerpult in der örtlichen Feuerwache, auf dem Kopf seine markante rote Baseballmütze, auf der in weißen großen Lettern sein Wahlkampfslogan "Make America Great Again" geschrieben stand. Die Menschen sollten aber aufpassen, dass sie eine der Flaschen bekämen, auf der sein Name stehe, "Trump Wasser", sagte er. Das sei besser.
Titelfoto: Alex Brandon/dpa