Zug entgleist bei Garmisch-Partenkirchen: Mindestens vier Tote, zwölf Menschen weiter vermisst
Garmisch-Partenkirchen - Bei einem Zugunglück im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen sind am Freitag mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Wie die Polizei weiter mitteilte, wurden am Freitag zudem etwa 30 Menschen verletzt, 15 von ihnen kamen in Krankenhäuser.
Der Regionalzug sei gegen Mittag Richtung München unterwegs gewesen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass zum Ferienbeginn viele Schüler in der Bahn waren.
Der Zug sei vermutlich entgleist, so ein Sprecher der Bundespolizei - warum, war zunächst unklar.
Drei Waggons seien umgekippt. "Die Menschen werden durch die Fenster gezogen", sagte der Bundespolizei-Sprecher.
Das Unglück ereignete sich gegen 12.15 Uhr im Ortsteil Burgrain in den Loisachauen. Unter den Verletzten seien "alle Altersgruppen".
Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus und richtete eine spezielle Hotline ein.
Das Zugunglück haben Autofahrer von der benachbarten Bundesstraße 2 mit ansehen müssen.
"Es war einfach schrecklich", sagte ein amerikanischer Soldat, der in einem Auto neben der Bahnstrecke gefahren ist, dem "Garmisch Partenkirchener Tagblatt". "Einfach schrecklich, plötzlich ist der Zug umgekippt."
Weitere Todesopfer noch nicht ausgeschlossen; Bundesstraße 2 gesperrt
Drei der voraussichtlich vier Todesopfer mussten am Abend noch geborgen werden. Sie lägen noch unter einem umgestürzten Waggon, berichtete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (65) vor Ort, als bei den Rettungsarbeiten auch noch ein Wolkenbruch niederging.
"Solange der Eisenbahnwaggon aber nicht angehoben ist, können wir nicht ausschließen, dass darunter weitere Tote liegen." Ein vierter Mensch sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Als die Politiker sich ein Bild von der Lage machten, liefen die Notoperationen im Krankenhaus.
Nach Angaben der Behörden waren etwa 140 Passagiere in der Regionalbahn. Die Fahrgäste seien binnen etwa einer dreiviertel Stunde bis maximal einer Stunde aus dem Zug geborgen worden.
Rund 500 Retter seien vor Ort im Einsatz gewesen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich am Freitagabend ein Bild von der Lage nach dem schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen gemacht. "Ich bin zutiefst erschüttert", sagte die Ministerin. "Es ist eine furchtbare Katastrophe."
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), der zusammen mit Herrmann an die Unfallstelle gefahren war, sagte, es sei entsetzlich, wenn mit einem öffentlichen Personenzug ein so schweres Unglück passiere. "Wir werden genau untersuchen, was die Ursache des Zugunglücks ist. Es war kein zweiter Zug und kein anderes Fahrzeug beteiligt", betonte Bernreiter.
Wegen des Rettungseinsatzes nach dem Zugunglück blieben die Bahnstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und München sowie die parallel verlaufende Bundesstraße 2 gesperrt. Auf den Straßen in der Region kam es zu langen Staus.
Die Sperrungen der Gleise und der Bundesstraße könnten "möglicherweise bis ins Wochenende" dauern, sagte der Polizeisprecher am Freitagnachmittag.
Zwölf Menschen vermisst: Identität der Patienten im Krankenhaus teils ungewiss
Am Freitagabend galten zunächst noch ein Dutzend Menschen als vermisst. "Wir sind auch insofern ein bisschen besorgt, dass wir immer noch zwölf Vermisstenmeldungen haben, die noch nicht endgültig abgearbeitet werden konnten", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im BR Fernsehen.
Es könne aber sein, dass Vermisste bereits in den Kliniken seien. Einige seien so schwer verletzt, dass die Identität der Patienten noch nicht habe geklärt werden können.
Er hoffe, dass die Polizei diese Vermisstenfälle in der Nacht abarbeiten könne.
Aktualisiert am 3. Juni um 22 Uhr
Ministerpräsident Söder erschüttert
Bundesverkehrsminister Wissing reist zum Unglücksort in Oberbayern
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (55, CSU) zeigte sich erschüttert und tief betroffen geäußert. "Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer und wünschen allen Verletzten rasche Genesung", schrieb der CSU-Chef am Freitag bei Twitter.
Gerade die Schüler hätten sich auf die Pfingstferien gefreut. "Großen Respekt und Dank allen Rettungskräften für die schnelle Hilfe", betonte Söder.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (52) hat sich bestürzt über das Zugunglück in Oberbayern geäußert. "Die Bilder, die uns in diesen Stunden aus Garmisch-Partenkirchen erreichen, sind dramatisch", sagte der FDP-Politiker am Freitag in Berlin.
"Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Verletzten. Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können", so Wissing weiter. Er wird sich zusammen mit Bahnchef Richard Lutz am Samstag vor Ort ein Bild von der Lage machen.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war bestürzt: "Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen, bei den Verletzten, denen wir eine baldige Genesung wünschen", sagte er am Freitag den Sendern RTL und ntv.
Man versuche, diejenigen zu retten, die gerettet werden könnten. Scholz sprach von "erschütternden Nachrichten" und "bedrückenden Bildern" von der Unfallstelle in Bayern.
Weitere Bilder vom schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen
Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen: Sechs Rettungshubschrauber im Einsatz
Nach Angaben eines Sprechers der ADAC-Luftrettung waren sechs Rettungshubschrauber im Einsatz, drei davon vom ADAC.
Die Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch-Partenkirchen. Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, hieß es auf Twitter.
Titelfoto: ADAC Luftrettung/dpa