Tragödie auf der Ostsee: Schubste Mutter (†36) ihr krankes Kind (†7) in den Tod?
Gdańsk (Polen) - Nach dem Tod einer 36-jährigen Mutter und ihres siebenjährigen Sohnes aus Polen, die beide über Bord einer Fähre stürzten, ermittelt die Bezirksstaatsanwaltschaft in Gdańsk (deutsch: Danzig) nun wegen Mordes.
Die Frau und ihr Kind befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks an Bord der "Stena Line", die auf dem Weg vom polnischen Gdynia ins schwedische Karlskrona unterwegs war.
Der Unfall auf der Ostsee ereignete sich am Donnerstagnachmittag, als sich die Fähre bereits in schwedischen Hoheitsgewässern befand. Wie die polnische Boulevardzeitung Fakt berichtet, fiel zuerst das Kind ins Wasser. Die Polin sprang gegen 16.20 Uhr von der Fähre.
Sie wurde 59 Minuten nach dem Auslösen des Alarms gefunden, ihr Sohn sieben Minuten später. Beide seien nah beieinander, aber nicht zusammen entdeckt worden.
Nach Angaben der schwedischen Rettungsdienste habe sich die Suche nach ihnen schwierig gestaltet, weil beide dunkle Kleidung trugen.
Die 36-Jährige wurde mithilfe eines NATO-Hubschraubers aus Deutschland aus dem Wasser gezogen. Der Junge wurde zuerst auf ein Rettungsboot gehievt und dann an Helfer in einem dänischen Hubschrauber übergeben. Bei beiden wurde sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, jedoch ohne Erfolg.
"Fakt" zufolge stammte die Frau aus Grudziadz, südlich von Danzig. Sie soll alleinerziehend gewesen sein. Polnische Medien wie Interia zitierten Augenzeugen von der Fähre, wonach das Kind behindert gewesen sein soll und im Rollstuhl gesessen habe.
Neue Erkenntnisse der Ermittler
Zunächst hieß es, der Junge sei über Bord gefallen und die Mutter ihm nachgesprungen. Die genauen Umstände dieser Tragödie sind jedoch noch nicht bekannt. Laut dem polnischen Nachrichtenportal Polsat News arbeiten schwedische und polnische Ermittler in getrennten Verfahren an der Aufklärung. In diesem Zusammenhang habe sich nun eine Kehrtwende bei der Unfallursache ergeben.
Aufgrund neuer Erkenntnisse der Bezirksstaatsanwaltschaft in Gdańsk wird in diesem Fall derzeit eine Untersuchung wegen Mordes an einem Kind und eines Selbstmordversuchs der Mutter durchgeführt, sagte Grażyna Wawryniuk, Sprecherin der Bezirksstaatsanwaltschaft in Gdańsk.
Ähnliche Angaben machten auch die schwedischen Ermittler: "Wir haben eine vorläufige Untersuchung eingeleitet, in der das Verbrechen als Mord eingestuft wird, aber es gibt keinen Verdächtigen", sagte Staatsanwältin Stina Brindmark von der Staatsanwaltschaft in Karlskrona.
"Die Ermittlungen zielen darauf ab, zu erklären, was passiert ist."
Erstmeldung von 10.06 Uhr, zuletzt aktualisiert um 15.25 Uhr.
Titelfoto: Adam Warzawa/PAP via epa/dpa