Tote, eingestürzte Häuser und viele Vermisste nach schweren Überschwemmungen
Mainz/Schuld - Nach starken Regenfällen und Überschwemmungen herrscht vielerorts in Rheinland-Pfalz Land unter.
Nach Überflutungen und Dauerregen sind laut Polizei im Eifel-Ort Schuld bei Adenau in der Nacht zum Donnerstag sechs Häuser eingestürzt.
Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Morgen werden dort derzeit mehr als 30 Menschen vermisst.
Eine Vielzahl an Häusern sei instabil, es bestehe Einsturzgefahr. Die Lage in Schuld sei unübersichtlich, so der Sprecher. Wie viele Menschen genau vermisst würden, sei noch unklar. Der Katastrophenfall sei ausgerufen worden.
Der gesamte Landkreis Ahrweiler sei von der Unwetterlage betroffen, sagte der Sprecher. Mehrere Orte wurden demnach wegen des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten. Ungefähr 50 Menschen befänden sich dort auf Hausdächern und müssten gerettet werden.
Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist die Situation wegen Hochwassers nach Angaben eines Kreis-Sprechers extrem gefährlich. In Messerich in der Eifel wurden nach Angaben des Kreises zwei Helfer des Technischen Hilfswerks von den Fluten eingeschlossen, es besteht Lebensgefahr, wie der SWR berichtete.
Am Abend hatten die Behörden im Landkreis Ahrweiler extremen Starkregen gemeldet. Die Feuerwehr Koblenz half zusammen mit dem Technischen Hilfswerk Lahnstein und der Feuerwehr Mainz aus, um 800 Sandsäcke pro Stunde zu füllen. Diese wurden mit sechs Lkw in den Landkreis Ahrweiler gebracht.
Es sei mit Sturzfluten und Überflutungen zu rechnen, hieß es. Auf dem Campingplatz "Stahlhütte" in Dorsel (Kreis Ahrweiler) und weiteren Anlagen entlang der Ahr mussten Personen von den Dächern ihrer Campingwagen gerettet werden.
Feuerwehren im Dauereinsatz wegen Überflutungen
Die Kreisverwaltung in Daun rief den Katastrophenfall aus. Unter anderem bleiben die Schulen im Landkreis Vulkaneifel an diesem Donnerstag geschlossen. Unterdessen steigt das Hochwasser an Rhein, Ahr und Mosel.
"Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind", sagte die Landrätin des Kreises Vulkaneifel, Julia Gieseking (SPD), am Mittwochabend. "Ich appelliere an die Bevölkerung, dass alle zu Hause bleiben und sich schützen vor den Wassermassen."
Aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm berichtete ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur von zahlreichen gesperrten Straßen.
In Prüm war die Feuerwehr im Dauereinsatz, wie ein Gemeindesprecher sagte. Die Pegelstände der Bäche seien stark angestiegen, zahlreiche Keller voll gelaufen. Die Feuerwehr verteilte an die 5000 Sandsäcke in der Verbandsgemeinde. Im Kreis Bernkastel-Wittlich wurde vor "langanhaltenden und kreisweiten Stromausfällen" gewarnt.
Weiter westlich rief der Kreis Trier-Saarburg am Mittwochabend die zweithöchste Alarmstufe aus. In dieser vierten von fünf Alarmstufen übernimmt die Kreisverwaltung die Koordination der Einsätze in den sieben Verbandsgemeinden.
Von Überschwemmungen waren vor allem die Verbandsgemeinden Trier-Land, Schweich und Konz betroffen. "Das Wetter kommt runter von der Eifel in Richtung Trier", sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung.
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Update, 15. Juli, 8.08 Uhr: Vier Tote bei Unwettern im Landkreis Ahrweiler
Im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sind vier Menschen nach schweren Überflutungen ums Leben gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Donnerstagmorgen.
Die genauen Umstände seien noch unklar. Die Opfer wurden demnach an mehreren Orten gefunden.
Update, 15. Juli, 9.15 Uhr: Hotline zur Hochwasserkatastrophe für Angehörige von Vermissten
Die Polizei hat zur Hochwasserkatastrophe in der rheinland-pfälzischen Eifel eine Hotline für Angehörige sowie ein Internetportal für Videos und Bilder eingerichtet.
Unter der Nummer 08006565651 könnten sich Menschen melden, die Angehörige vermissen, schrieb das Polizeipräsidium Koblenz am Donnerstag auf Twitter.
Unter dem Hinweisportal https://rlp.hinweisportal.de könnten Videosequenzen und Fotos hochgeladen werden, "die Hinweise auf vermisste Personen und Tote geben können".
Update, 15. Juli, 10.25 Uhr: Rund 2000 Menschen in Rheinland-Pfalz durch Hochwasser eingeschlossen
Wegen des Hochwassers sind alle Zufahrtswege zur Gemeinde Kordel im rheinland-pfälzischen Landkreis Trier-Saarburg abgeschnitten.
Der Ort mit rund 2000 Einwohnern sei momentan nicht erreichbar, sagte ein Kreissprecher am Donnerstag.
Update, 15. Juli, 10.33 Uhr: Zahlreiche Haushalte in der Eifel ohne Strom
Die Unwetter und Überschwemmungen in der Eifel haben zu einem großflächigen Stromausfall geführt. Wie eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz sagte, seien in Rheinland-Pfalz besonders die Kreise Ahrweiler, Vulkaneifel, Mayen-Koblenz, Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg betroffen.
Dort ständen zahlreiche Ortsnetzstationen unter Wasser und hätten abgeschaltet werden müssen, wie Westnetz in Saffig mitteilte. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich seien vereinzelte Ortschaften ohne Strom.
Mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen der Westnetz in Rheinland-Pfalz seien im Dauereinsatz, um an den Orten, wo es möglich ist, die Stromversorgung wieder in Gang zu bringen, sagte die Sprecherin.
Update, 15. Juli, 11 Uhr: Mehrere Menschen aus eingeschlossenen Häusern gerettet
Im Eifel-Kreis Bitburg-Prüm sind wegen der Hochwasserlage mehrere Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen worden, unter anderem in Waxweiler. Das sagte der Kreissprecher am Donnerstag in Bitburg.
Menschen mussten gerettet werden – Meldungen über Tote, Verletzte oder Vermisste gebe es jedoch bislang nicht. Der Kreissprecher berichtete auch von mindestens einem eingestürzten Haus.
Nach den heftigen Regenfällen kommt es in mehreren Gemeinden des Kreises Bitburg-Prüm zu Einschränkungen in der Trinkwasserversorgung. Grund seien Stromausfälle, teilte der Katastrophenschutz des Kreises über Facebook mit.
Die Versorgung sei voraussichtlich "auf Tage eingeschränkt". Die Bewohner wurden aufgerufen, mit dem vorhandenen Wasser sparsam umzugehen und auf Reinigungsarbeiten zu verzichten.
Update, 15. Juli, 11.40 Uhr: Schaulustige behindern laut Polizei Rettungseinsatz im Eifel-Ort Schuld
Nach der Hochwasserkatastrophe im Eifel-Ort Schuld im Norden von Rheinland-Pfalz haben Schaulustige nach Angaben der Polizei den Rettungseinsatz behindert.
"Bitte haltet die Rettungswege frei!!!!!", schrieb das Polizeipräsidium Koblenz am Donnerstag auf Twitter. Die Beamten riefen auch dazu auf, Straßensperren zu beachten und in Sicherheit zu bleiben.
In überfluteten Gebieten seien die Gefahren unkalkulierbar.
Update, 15. Juli, 12.22 Uhr: Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz auf fünf gestiegen
Die Zahl der Todesopfer nach den schweren Unwettern im nördlichen Rheinland-Pfalz ist nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) auf fünf gestiegen.
Alle seien nach bisherigen Erkenntnissen im Kreis Ahrweiler in den Fluten ums Leben gekommen. Der Minister fügte hinzu, dass noch 50 bis 70 Menschen in der Katastrophenregion vermisst würden.
Unklar sei zurzeit, ob es sich dabei um Menschen handle, die vielleicht in Urlaub seien, oder ob sie im Unwetter bei Bekannten untergekommen oder in einer schwierigen Situation seien.
Update, 15. Juli, 12.32 Uhr: Bisher 50 Bundeswehrsoldaten in Katastrophenregion im Einsatz
An dem Einsatz gegen die Fluten im nördlichen Rheinland-Pfalz nehmen auch 50 Soldaten der Bundeswehr teil. Sie seien am Mittwochabend alarmiert worden, sagte der stellvertretende Kommandeur des Kreisverbindungskommandos, Torsten Liebscher, am Donnerstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Der Einsatz werde unterstützt mit "besonderem Gerät, das dorthin kommt, wo zivile Fahrzeuge nicht hinkommen". Zurzeit laufe die Abstimmung mit den zivilen Behörden, wie die weitere Unterstützung aussehen solle.
Update, 15. Juli, 14.55 Uhr: Im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler erhöht sich die Zahl der Toten auf 18
Im Zusammenhang mit der schweren Hochwasserkatastrophe hat sich die Zahl der Toten im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler auf mindestens 18 erhöht.
Das teilte die Polizei Koblenz am Donnerstag mit. Somit stieg die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem schweren Unwetter auf insgesamt 33. In Nordrhein-Westfalen waren nach ersten Erkenntnissen 15 Menschen ums Leben gekommen.
"Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Betroffenen", teilte die Polizei am Nachmittag bei Twitter mit.
Update, 15. Juli, 16.04 Uhr: Bahnverkehr in Rheinland-Pfalz weiterhin stark eingeschränkt
Der Regional- und Fernverkehr in Rheinland-Pfalz ist aufgrund der Unwetterlage nach wie vor stark eingeschränkt.
Gleise, Weichen und Signaltechnik seien in vielen Landesteilen stark beschädigt, teilte die Deutsche Bahn am Donnerstagnachmittag mit. Auch Bahnhöfe und Stellwerke seien betroffen.
Die Strecke Köln-Koblenz über den Bonner Hauptbahnhof ist derzeit nicht befahrbar. Über Bonn-Beuel ist die Strecke rechtsrheinig befahrbar, allerdings komme es auch hier zu Verspätungen und Zugausfällen.
Im Regionalverkehr setzt die Bahn Ersatzbusse ein, sofern es die Straßen zuließen.
Der bundeseigene Konzern bittet die Fahrgäste, Fahrten in die Regionen möglichst zu verschieben. Tickets für den 14., 15. oder 16. Juli behielten ihre Gültigkeit bis eine Woche nach dem Ende der Störungen oder könnten kostenfrei storniert werden.
Update, 15. Juli, 17.28 Uhr: Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz steigt auf 19
Die Zahl der Todesopfer im nördlichen Rheinland-Pfalz ist auf 19 gestiegen.
Ein Sprecher der Polizei in Koblenz teilte mit, dass ein weiterer Mensch in den Fluten ums Leben gekommen sei. Nähere Angaben sind bislang nicht bekannt.
Etwa 50 bis 70 Menschen wurden nach Angaben von Innenminister Roger Lewentz (SPD) noch vermisst. Schwerpunkt der Katastrophe ist der Kreis Ahrweiler.
Allein im 700 Einwohner zählenden Dorf Schuld an der Ahr stürzten sechs Häuser ein, etwa 40 Prozent der weiteren Wohngebäude wurden beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel.
Update, 15. Juli, 18.10 Uhr: Bayerische Einsatzkräfte retten 16 Menschen in Rheinland-Pfalz
Zwei bayerische Luftrettungsspezialisten haben am Donnerstag 16 Menschen in Rheinland-Pfalz vor Hochwasser gerettet.
Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sind nach Angaben des BRK darin geschult, sich aus Hubschraubern abzuseilen und Menschen aus Häusern zu retten.
Sie waren am Donnerstagmorgen in "Edelweiß"-Hubschraubern der Bayerischen Bereitschaftspolizei nach Rheinland-Pfalz geflogen.
Bei den Einsätzen in der Eifel und um Trier hätten sie Menschen von ihren Dächern und aus Situationen, in denen weder Fahrzeuge noch Boote sie erreichen konnten, gerettet.
Das BRK gab derweil an, dass es weitere Hilfegesuche aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bedienen und weitere Rettungskräfte entsenden könne.
"Ganze Kontingente" an Kräften der Berg- und Wasserwacht sowie Sonderkräfte aus Tauchern und Bootstrupps und des Katastrophenschutzes seien bereit, "in kürzester Zeit" zu starten, so Pressesprecher Sohrab Taheri-Sohi.
Update, 15. Juli, 18.39 Uhr: Nur noch vereinzelt Starkregen in Rheinland-Pfalz
Nach dem extremen Starkregen lässt die Unwetterneigung in Rheinland-Pfalz und im Saarland allmählich nach.
Zwar bleibe es wechselhaft, doch müsse nicht mehr mit verbreiteten unwetterartigen Regenmengen gerechnet werden, teilte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach mit.
Am Donnerstagabend seien noch einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen möglich.
Heftiger, unwetterartiger Starkregen mit 25 bis 40 Liter pro Quadratmeter sei aber wenig wahrscheinlich. Im Laufe der Nacht lasse die Niederschlagsneigung dann nach.
Auch am Freitag müsse örtlich mit Gewittern mit Starkregen mit 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter, Hagel sowie stürmische Böen gerechnet werden.
Für den Südosten und lokal sehr eng begrenzt schlossen die Meteorologen heftigen Starkregen bis 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit nicht aus.
Update, 15. Juli, 19.58 Uhr: Neun weitere Tote durch Hochwasser-Katastrophe
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) geht von neun weiteren Todesopfern durch die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz aus.
"Wir gehen davon aus, dass wir neun weitere Tote bergen konnten durch die Feuerwehr, das ist jedenfalls die Meldung der technischen Einsatzleitung", sagte Lewentz am Donnerstagabend im SWR Fernsehen.
Update, 15. Juli, 20.11 Uhr: Bundeswehr hat weitere Soldaten in Hochwasser-Einsatz geschickt
Die Bundeswehr hat nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands weitere Soldaten in den Hilfseinsatz geschickt.
Inzwischen seien mindestens 850 Männer und Frauen zur Unterstützung der Rettungsarbeiten eingesetzt, sagte ein Bundeswehrsprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Abend. Am Donnerstag sei in neun Fällen Amtshilfe geleistet worden.
Unter anderem im Landkreis Ahrweiler helfen 100 Soldaten. Sie nutzen fünf "tiefwatfähige Fahrzeuge", die also auch in überschwemmten Straßenzügen noch vorankommen, vier Radlader und 2 Rettungshubschrauber "SAR" der Bundeswehr.
Insgesamt befanden sich nach Angaben der Bundeswehr dort elf Hubschrauber im Einsatz, auch um von den Fluten eingeschlossene Menschen zu retten.
Im Eifelkreis Bitburg-Prüm war die Bundeswehr mit fünf Krankenwagen und Besatzung unterwegs und errichtete auch sieben mobile Satellitenanlagen, um eine Kommunikation für abgeschnittene Orte wieder herzustellen.
Im Raum Trier-Saarburg wurde bei der Evakuierung eines Altenheims geholfen. Dort wurden 110 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 45 bettlägerige Bewohner.
Im Raum Trier-Saarburg sind 40 Soldaten mit 12 Booten und einem "Jetlowsystem" - eine Art Fähre - unterwegs. Zudem war ein Lautsprechersystem-Dingo im Einsatz, um die Evakuierung der Dörfer Ralingen, Wintersdorf und Kordel zu unterstützten. Dabei ging es darum, 500 Menschen zu retten.
Update, 15. Juli, 22.02 Uhr: Neun weitere Tote waren Bewohner einer Behinderteneinrichtung
Bei den neun weiteren Menschen, die bei der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen sind, handelte es sich um Bewohner einer Behinderteneinrichtung in Sinzig.
Das sagte eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Innenministeriums am Donnerstagabend.
Die Fluten seien schneller gekommen, als die Menschen hätten in Sicherheit gebracht werden können. Der Einsatz an der Einrichtung lief am Abend noch. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Titelfoto: Christoph Reichwein/TNN/dpa