Zugunglück: Bürgermeisterin kritisiert Deutsche Bahn aufs schärfste
Garmisch-Partenkirchen - Am Jahrestag des tödlichen Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen wird der Markt an diesem Samstag mit einem Gottesdienst der fünf Toten und 78 Verletzten still gedenken.
Das sei eine "sehr bewusste Entscheidung", sagte Bürgermeisterin Elisabeth Koch (60, CSU) der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir wollen uns auf die Opfer und diejenigen konzentrieren, die am Einsatz beteiligt waren und wir wollen noch einmal zurückdenken. Und da braucht es nicht diesen großen Auflauf, den es damals gegeben hat", sagte die CSU-Politikerin.
Kurz nach dem Unglück hatte es einen größeren Gedenkgottesdienst mit Landespolitikern und entsprechender Medienberichterstattung gegeben.
Koch monierte wie bereits zuvor Landrat Anton Speer (65, CSU) die Informationspolitik der Deutschen Bahn seit dem Zugunglück am 3. Juni 2022: "Ich kritisiere den gesamten Umgang mit dem Unfallgeschehen der Kommune gegenüber".
"Wenn ich mich als Bürgermeisterin informatorisch gegenüber unseren Bürgern so verhalten würde, wie sich die Bahn gegenüber uns Kommunen verhält, würde ich aus meinem Amt gejagt werden, auch zu Recht", wurde Koch deutlich.
Die Bahn sei in der Bringschuld, nicht sie als Bürgermeisterin. "Ich brauche für meinen Ort endlich eine Bahn, der man vertrauen kann, und das tue ich im Moment nicht", sagte Koch.
Bahn in der Bringschuld: Bürgermeisterin bemängelt pannenreichen Schienenersatzverkehr
Sie bemängelte, dass sie und ihre Verwaltung von der Bahn nur Pressemitteilungen erhielten "die auch das ganze Oberland kriegt. Die sollen klar informieren und nicht verwirren, das ist deren Pflichtaufgabe und die erfüllen sie in meinen Augen nicht."
Die Deutsche Bahn wollte die Aussagen Kochs nicht weiter kommentieren und verwies auf ihre Reaktion auf Speers Kritik zu Wochenbeginn: Das DB-Investitionsprogramm für die Strecken im Werdenfelser Land betrage mehr als 100 Millionen Euro bis 2025, allein 2023 würden rund 45 Kilometer Gleis erneuert.
"Wir nehmen die Hinweise zum Beispiel zum Schienenersatzverkehr sehr ernst. Wo Verbesserungsbedarf besteht, versuchen wir schnellstmöglich nachzusteuern", so eine Sprecherin.
Koch kritisierte wie bereits der Landrat einen in den Augen der Lokalpolitik pannenreichen Schienenersatzverkehr. Nach dem Unglück waren auch zahlreiche Nebenstrecken im Werdenfelser Land für eine Sanierung gesperrt worden - derzeit ist bis Dezember die Verbindung nach Mittenwald und damit auch weiter nach Innsbruck unterbrochen.
Koch untermauerte ihre Kritik mit einem Beispiel: "Da gibt es einen Schienenersatzverkehr, der überhaupt nicht hinhaut, wo Kinder gerne mal ins benachbarte Österreich gebracht werden. Da lässt sie der völlig ortsunkundige Busfahrer aussteigen und fährt wieder, stehen die Kinder über der Grenze in Scharnitz. Ich frage mich, wie dieser Laden organisiert ist."
Titelfoto: Bildmontage: Angelika Warmuth/dpa, Uwe Lein/dpa