Nach Gondelunglück mit 14 Toten in Italien: Entscheidung im Fall Eitan
Pavia - Ein Gericht in der norditalienischen Stadt Pavia hat sich im Entführungsfall des israelischen Jungen Eitan mit dem angeklagten Großvater und einem weiteren Mann verständigt.
Der Richter nahm am Donnerstag die ausgehandelte Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung für den Großvater Eitans und einem Jahr und sechs Monate auf Bewährung für dessen mutmaßlichen Komplizen an, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Es sei die richtige Lösung für das Kind, erklärten die Anwälte des Großvaters danach. Die Gegenseite um Eitans Tante sah das ähnlich, zeigte sich aber "bestürzt", weil die Strafe relativ niedrig ausgefallen sei.
Vor Gericht ging es um die Entführung Eitans am 11. September 2021. Sein Großvater brachte ihn über die Schweiz nach Israel, wo ein Gericht wenige Monate später in letzter Instanz entschied, dass der damals 6-Jährige wieder zurück nach Italien müsse.
Hintergrund war ein Streit um das Sorgerecht für den Jungen, denn Eitan überlebte als einziger am 23. Mai 2021 den tödlichen Gondelabsturz am Monte Mottarone, westlich des Lago Maggiore.
Sein Bruder, seine Eltern und Urgroßeltern sowie neun weitere Menschen starben dort. Eitan kam danach in die Obhut seiner Tante, die in Norditalien lebt.
Mehrere potenzielle Verantwortliche des Unglücks stehen vor Gericht
Zur Ursache des Gondelabsturzes läuft derzeit immer noch ein Verfahren vor dem zuständigen Gericht in Verbania am Lago Maggiore. Die Kabine der Seilbahn von Stresa zum Monte Mottarone stürzte damals in die Tiefe, weil das Zugseil kurz vor der Bergstation riss.
Eigentlich hätten Notbremsen, die am Tragseil in diesem Moment hätten greifen sollen, das Unglück verhindert. Diese waren aber mit Gabeln unerlaubt blockiert, weil sie im Betrieb zuvor für Störungen sorgten. Die Gondel rauschte danach talwärts, stürzte ab und zerschellte an einem bewaldeten Hang.
Mitte September kam ein lange erwartetes Gutachten zu dem Ergebnis, dass Teile des gerissenen Zugseils korrodiert waren und Kontrollen ermöglicht hätten, diese Verwitterung festzustellen. Am Donnerstag erklärte ein Sachverständiger der Verteidigung, dass die Schäden schon mindestens ein Jahr zuvor sichtbar gewesen sein sollen, wie mehrere Medien berichteten.
Vor Gericht müssen sich mehrere Bedienstete der Bahn und Firmen verantworten.
Titelfoto: Luca Bruno/AP/dpa