Luxus-Jacht-Tragödie vor Sizilien: Sind die Vermissten bereits tot?

Santa Flavia - Nach dem Unglück vor der Küste Siziliens, bei der eine Segeljacht mit 22 Personen an Bord bei einem schweren Gewitter gekentert ist, suchen die Rettungskräfte noch immer nach den insgesamt sechs Vermissten. Gibt es für die Opfer noch Hoffnung?

In der Nacht zum Montag kenterte vor Sizilien die Luxus-Jacht "Bayesian".
In der Nacht zum Montag kenterte vor Sizilien die Luxus-Jacht "Bayesian".  © IMAGO/ZUMA Press/Perini Navi Press Office Handout

Die etwa 50 Meter lange Luxus-Jacht, die unter niederländischer Flagge unterwegs war, war am Montagmorgen bei einem heftigen Unwetter mit starken Winden vor dem Hafen von Porticello untergegangen. 15 Menschen konnten daraufhin gerettet werden, eine Leiche, bei der es sich laut Daily Mail um den Schiffskoch handeln soll, wurde später im Wasser gefunden.

Wie die dpa berichtet, suchen seit den frühen Morgenstunden neben einem Helikopter und vier Schiffen auch speziell ausgebildete Taucher nach den vermissten Personen. Unter ihnen befindet sich auch ein bekannter Unternehmer aus Großbritannien.

Von Mike Lynch, der in seiner Heimat als "britischer Bill Gates" bezeichnet wird, fehlt bisher jede Spur. Ebenso wie von seiner 18-jährigen Tochter Hannah, die ebenfalls auf der Segel-Tour dabei gewesen war. Die Frau des 59-Jährigen konnte gerettet werden und befinde sich im Krankenhaus.

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Nach Behördenangaben gelten seit dem Kentern des Bootes "Bayesian" insgesamt vier Briten und zwei US-amerikanische Staatsangehörige als verschwunden.

Man befürchtet, dass die Vermissten sich noch im Wrack befinden - in einer Tiefe von 49 Metern auf dem Meeresgrund. Die Sucharbeiten gestalten sich dadurch mehr als schwierig. Bei der ersten Untersuchung der gesunkenen Jacht konnten die Taucher sich bisher nur Zugang zur Kommandobrücke verschaffen. Der Zugang ins Innere des Bootes sei versperrt, teilt die Feuerwehr auf X mit.

Nach italienischen Medienberichten haben Rettungstaucher durch die Bullaugen mehrere Leichen in den Kabinen festgestellt.

Kapitän äußert sich zur Jacht-Tragödie

Von den 22 Passagieren gelten sechs noch als vermisst. Die Suche nach den Opfern gestaltet sich schwierig.
Von den 22 Passagieren gelten sechs noch als vermisst. Die Suche nach den Opfern gestaltet sich schwierig.  © Alberto Lo Bianco/LaPresse/AP/dpa
Der britische Technologiemagnat Mike Lynch (59) ist einer der sechs Personen, die nach dem Sinken einer Segeljacht vor der Küste Siziliens vermisst werden.
Der britische Technologiemagnat Mike Lynch (59) ist einer der sechs Personen, die nach dem Sinken einer Segeljacht vor der Küste Siziliens vermisst werden.  © Yui Mok/PA Wire/dpa

Der Kapitän, der sich ebenfalls im Krankenhaus befindet, erinnert sich an den schrecklichen Moment um 5 Uhr Morgens: "Wir haben es nicht kommen sehen." Laut ersten Erkenntnissen hatte ein sogenannter Wassertornado die "Bayesian" erfasst.

"Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell", so der Kapitän gegenüber italienischen Medien.

Schiffsexperten glauben, dass der fast 75 Meter hohe Mast der "Bayesian" - einer der höchsten der Welt - während des Sturms brach, umkippte und die Luxusjacht zum Kentern brachte.

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Dies wäre so schnell geschehen, dass sich nicht alle Passagiere aus dem Unterdeck aus ihren Kabinen befreien konnten.

Mutter verlor Baby für "Sekunden" im Wasser

Charlotte Golunski (36) musste während des Unglücks nicht nur um ihr eigenes, sondern auch um das Leben ihrer kleinen Tochter (1) bangen.
Charlotte Golunski (36) musste während des Unglücks nicht nur um ihr eigenes, sondern auch um das Leben ihrer kleinen Tochter (1) bangen.  © Screenshot/Facebook/Charlotte Golunski

Unter den 15 Geretteten befindet sich auch die 36-jährige Charlotte Golunski, die zusammen mit ihrer einjährigen Tochter am Segel-Trip ihres Arbeitgebers teilgenommen hatte. Sie berichtet von einem dramatischen Kampf, bei dem sie das Leben ihrer Tochter retten konnte.

"Zwei Sekunden lang verlor ich mein Baby im Meer", so die Britin. Schließlich konnte sie das Kleinkind aber greifen und über den Wellen halten. "Ich hielt es mit aller Kraft über Wasser und streckte meine Arme aus, um zu verhindern, dass es ertrinkt."

"Alles war dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber um mich herum hörte ich nur die Schreie der anderen", erklärt die Mutter aus dem Krankenhaus, wo sie wegen einer leichten Schulterverletzung behandelt werden muss.

Auf der Unglücksjacht wollte Technologiemagnat Lynch mit Freunden und Unterstützern offenbar seinen Prozesserfolg feiern. Der 59-Jährige war vor kurzem bei einem Betrugsprozess in den USA völlig überraschend freigesprochen worden.

Wieso das Schiff bei den schwierigen Wetterverhältnissen überhaupt eine halbe Seemeile vor der Küste vor Anker lag, muss jetzt geklärt werden.

Titelfoto: Bildmontage/IMAGO/ZUMA Press/Perini Navi Press Office Handout, Yui Mok/PA Wire/dpa

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