Erschütternde Details zum Fähr-Unglück: "Mit Paulina stimmte etwas nicht"

Gdańsk (Polen) - Zu der Tragödie, die sich auf der Fähre "Stena Spirit" abgespielt hat, gibt es immer mehr neue Informationen.

Zum Unglück auf der Ostsee, bei dem eine Mutter und ihr Sohn über Bord der Fähre "Stena Spirit" gingen, liegen neue Details vor, die ein neues Licht auf das Ausmaß dieses Dramas werfen.
Zum Unglück auf der Ostsee, bei dem eine Mutter und ihr Sohn über Bord der Fähre "Stena Spirit" gingen, liegen neue Details vor, die ein neues Licht auf das Ausmaß dieses Dramas werfen.  © Adam Warzawa/PAP via epa/dpa

Aktuell laufen noch die Ermittlungen der polnischen und schwedischen Staatsanwaltschaften. Geklärt werden muss, warum Paulina (†36) und ihr Sohn Lech tot sind. Zuletzt gingen die Ermittler von Mord an dem Siebjenjährigen, und Selbstmord der Mutter aus. Trotzdem ist weiterhin offen, was auf der Fähre passierte und warum.

Offenbar hatte die Frau am 29. Juni zuerst ihren behinderten Jungen, der im Rollstuhl saß, von Bord der Fähre gestoßen und war dann möglicherweise hinterher gesprungen. Beide gaben kein Lebenszeichen mehr von sich, als sie im Wasser gefunden wurden. Später starben sie in einem Krankenhaus im schwedischen Karlskrona.

Wie das polnische Nachrichtenportal Fakt berichtet, liegen nun neue Details in diesem schockierenden Fall vor. Demnach war die 36-Jährige Übersetzerin für Französisch, habe aber in letzter Zeit nirgendwo gearbeitet. Auch die finanzielle Unterstützung des Sozialamtes nahm sie nicht in Anspruch.

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Ihren Sohn zog sie alleine groß. Der Vater des Jungen hielt keinen Kontakt zu seiner Familie. Lech sei krank gewesen, bei ihm wurde Autismus diagnostiziert. Seit September 2022 besuchte er einen Kindergarten in Sopot (deutsch: Zoppot).

Zunächst habe es keinen Grund zur Besorgnis gegeben. Der Junge war gepflegt und hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter. Er sprach nicht, aber es war offensichtlich, dass sie ohne Worte eine Verbindung zueinander hatten, heißt es bei "Fakt" weiter. Die Frau kooperierte mit der Kindereinrichtung und befolgte deren Empfehlungen.

Die Mutter veränderte sich und lehnte jede Hilfe ab

Die Mutter und ihr Sohn lebten fünf Monate in der polnischen Ostsee-Stadt Zoppot.
Die Mutter und ihr Sohn lebten fünf Monate in der polnischen Ostsee-Stadt Zoppot.  © 123rf.com/nightman1965

Doch später stellte sich heraus, dass mit der Frau etwas Beunruhigendes geschah. Darüber wurde zunächst das Städtische Sozialamt in Sopot informiert, später auch das Familiengericht.

Izabela Heidrich, Sprecherin des Rathauses in Sopot, sagte, dass Mutter und Sohn nur für fünf Monate in der Stadt lebten.

"Wir betonen nachdrücklich, dass es in diesen wenigen Monaten keinerlei Anzeichen dafür gab, dass das Kind in Gefahr war", erklärte Heidrich. "Es war eine sehr starke Bindung zwischen Mutter und Sohn zu erkennen."

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Die Frau habe alles getan, um ihrem Kind - trotz dessen Behinderung - ein schönes Leben zu bieten. Doch dann habe sie sich verändert und "sah aus, als würde sie vor etwas davonlaufen". In dieser Zeit habe sie sich in therapeutischer Behandlung befunden.

Dass mit Paulina etwas nicht stimmte, fiel auch den Mitarbeitern im Kindergarten auf. Im Februar dieses Jahres beschlossen sie deshalb, gemeinsam mit dem Sozialamt ein Team zu bilden, dass die Mutter unterstützen sollte.

Trotz zahlreicher Kontaktversuche wollte sie aber keine Hilfe annehmen. Daraufhin wurde das Familiengericht über die Situation informiert, erklärte Izabela Heidrich.

Danach versuchte eine Sozialarbeiterin mehrmals, die Mutter zu kontaktieren. An der angegebenen Adresse wurde jedoch nie jemand angetroffen. Das war eine Woche, bevor die Tragödie passierte.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über mögliche Suizide. Da der Fall durch den Tod zweier Personen auf hoher See für viel öffentliches Aufsehen gesorgt hat, hat sich die Redaktion entschieden, darüber zu berichten.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: Adam Warzawa/PAP via epa/dpa

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